Freitag, November 30, 2012

Recently Watched Movies #34


  • Ghost Rider: Spirit of Vengeance 55
  • The Dictator 56
  • Year of the Dragon 61
  • Super 8 63
  • Der Turm 77
  • Kurz und schmerzlos 63
  • Chico 53
  • John Carter 48
  • Girl with a Pearl Earring 84
  • James Bond: Skyfall  75
  • Mission Impossible - Ghost Protocol 57
  • Lawrence of Arabia 97
  • Die vierte Macht 50
  • L.A. Takedown 60
  • Alice in Wonderland (2010) 65
  • Der rote Kakadu 80
  • The Iron Lady 45
  • Secrets and Lies 68
  • Chronicle 58
  • Men in Black III 67
  • Russendisko 40
  • Iron Sky 49
  • 21 Jump Street (2012) 56
  • The Grey 83
  • Moneyball 35
  • Safe House 55
  • Four Weddings and a Funeral 68
  • The Cabin in the Woods 78

Freitag, November 16, 2012

Samstag, September 22, 2012

Die glorreichen 7: Die schwächsten Bondfilme



Angeregt von John Kenneth Muirs brillanter Rezension zu Licence to Kill setze ich das fort, was ich vor einigen Jahren begann: 007 in den glorreichen 7. Meine Lieblingsbonds habe ich bereits vor sechs Jahren niedergelegt. Daran hat sich wenig geändert. Heute soll es um die schwächsten Bondfilme gehen. Wie unschön - könnte jemand sagen. Wieso Nieten besprechen? Die klare Antwort lautet: Weil es Spaß macht! Denn Bondfilme sind nicht wirklich übel. Jeder Film der Serie ist auf gewisse Weise sehenswert. Mindestens einmal jedenfalls.  Um jene Bond-Filme, die man nach einmaligem Sehen für einige Jahre verdrängen sollte, geht es jetzt. (Ich freue mich übrigens über regen Widerspruch.)

Ein Film, den ich eigentlich ganz gerne habe, den ich aber gleichzeitig hasse, weil er das Ende der Dalton-Ära zementiert und den Beginn der Dressman-Bonds markiert. Ich habe nichts gegen Pierce Brosnan, aber er konnte mich als Bond nie überzeugen. Er blieb irgendwie gesichtslos. Langweilig. Nicht so charismatisch wie Connery, nicht so selbstironisch wie Moore, lange nicht so hart wie Dalton oder jetzt Craig - einfach uninteressant und öde. Deshalb hat mich Goldeneye auch nie wirklich gepackt. Der ganze Film wirkt unglaublich kühl und kalkuliert. Außerdem führte er mir vor etwa zwei Jahren drastisch vor Augen, wie weit die 90er modisch doch schon zurückliegen (man achte auf das Outfit Natalya Simonovas!).

Die Story ist zwar so gut, dass sie (nach Rechtstreit) in Never Say Never Again recycled wurde. Doch das inoffizielle Remake legt offen dar, woran es dem Original mangelte, nämlich an Bescheidenheit in Bezug auf die Unterwassersequenzen. Irgendjemand ist hier seiner Liebe zum Tauchsport erlegen und hat dafür gesorgt, dass die Unterwassersequenzen deutlich zu lang geraten sind. Überhaupt krankt der Film an seiner Überlänge. Und an der Tatsache, dass zu viele Frames in der finalen Bootsfahrt entfernt wurden: Die übertriebene Geschwindigkeit wirkt hier extrem unnatürlich. Weniger wäre mehr gewesen!



Bond goes Japanese. Toll. Die Anfangssequenz ist großartig. Bonds vermeintlicher Tod ist schließlich ein Topos, der -nach dem Trailer zu urteilen- auch in Skyfall eine wichtige Rolle spielen wird. Dennoch gehört You Only Live Twice nicht zu meinen Lieblingsbonds. Ich gebe zu: Er ist opulenter als seine Vorgänger, hat ausgetüfteltere Gadgets - ein deutlich erkennbares Highbudget. Aber er ist ob seiner Verliebtheit in den eigen Bauchnabel ("Schaut mal, was ich euch alles zu zeigen habe!") nicht gut gealtert. Um es klarer zu sagen: You Only Live Twice hat mehr als eine Länge.


Star Wars trieb auch Bond ins All. Immerhin gibt's eine schöne Sequenz in Venedig und die Wiederkehr des Beißers (Jaws!). Abgesehen davon: Ein ziemlicher Ausfall.

Von vielen als einer der besten Bonds gelistet, gehört er für mich zu den schwächsten. Die Frauenrolle (russische Agentin, die dringend von einem Engländer verführt werden muss, um glücklich und hörig zu werden) und auch die Darstellung der Zigeuner sind alles andere als angenehm. Sicherlich muss man den Film aus seiner Zeit heraus verstehen. Aber das fällt mir in diesem Fall besonders schwer. Und der Catfight der Gipsygirls war -zumindest für mich- schon immer unerotisch und viel zu lang.

Der vermutlich überflüssigste Bond der gesamten Reihe. Liegt's an Madonna? Wohl kaum. Vielmehr ist das gesamte Drehbuch eine Katastrophe. Einzig Rosamund Pike als coole Miranda Frost kann vollends überzeugen. Davon einmal abgesehen ist Die Another Day ein einziges Ärgernis. Die Story scheint beliebig aus altbewährten Bond-Versatzstücken zusammengewürfelt. Hinzu kommen völlig überflüssige Bullettime-Effekte und schließlich ein gelangweilt wirkender Brosnan, dem man deutlich anmerkt, diesen Film nur noch wegen des Geldes zu machen.

Der Totalausfall. Nach dem phänomenalen Start von Daniel Craig in Casino Royale kam 2008 diese Gurke unter der Regie von Mark Forster in die Kinos. Hier gibt es Actionszenen, die sich dermaßen bei den stilbildenden Bourne-Filmen anbiedern, dass einem schlecht wird. Offenbar wurde Bourne-Supremacy-Cutter Richard Pearson erst an Bord geholt, nachdem die Actionszenen bereits am Kasten waren. Anders kann ich mir das Schnitt-Desaster nicht erklären. Abgesehen davon handelt es sich um einen unoriginellen Bondfilm mit furchtbaren Bondgirls und einem grauslichen Bondsong. Sogar das Potenzial der besten Sequenz (Oper in Bregenz) wird fast komplett verschenkt. 

Freitag, September 21, 2012

Recently Watched Movies #33


  • Black Dynamite 68
  • Unknown Identity 65
  • The King's Speech 64
  • Act of Violence 78
  • Caché 84
  • L.A. Confidential 90
  • Deliverance 95
  • An American Werewolf in London 80
  • The Next 3 Days 37
  • Paranoid Park 45
  • Blood - The Last Vampire (2000) 66
  • Haywire 73
  • Close Encounters of the Third Kind 50
  • Un flic 74
  • The Man with the Golden Arm 62
  • Fright Night (2011) 30
  • Beyond a Reasonable Doubt (2010) 35
  • RoboCop IV: Crash and Burn 26
  • Jaws 96

Donnerstag, August 30, 2012

FFF-Ticker: Ein kurzes Resümee


Nach einigen Jahren der Pause bin ich sehr zufrieden mit meiner Ausbeute beim diesjährigen Fantasy Filmfest. Kein Totalausfall war unter den gewählten Filmen, Get Shorty konnte ebenfalls begeistern und der Abschlussstreifen The Baytown Outlaws hat einen gut gelaunt, wenn auch nicht euphorisch, entlassen.

Eine eindeutig positive Entwicklung ist die reduzierte Anzahl an Werbeclips vor den Vorstellungen. Bei früheren Festen vergingen gerne mal 10-15 Minuten, bevor der eigentliche Film begann. Dieses Jahr gab's außer dem obligaten TV-Spielfilm-Spot lediglich ein paar Trailer zu Festivalbeiträgen. Und die schaut man schließlich gern.
 
Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann höchstens die grausame Architektur des CinemaxX, die nicht darauf ausgelegt ist, große Besucherströme entspannt in und aus dem Kino zu leiten. Das Anstehen vor den Filmen gestaltet sich auch wegen des potthässlichen Foyers unangenehm. Zum Glück landet man aber in einem ansehnlichen Saal. Wobei ich hinzufügen muss: Das dieses Jahr neu hinzugekommene Event Cinema im Cinestar ist eindeutig das schickere Kino. Die breiten Ledersessel und der gute Blick auf die große Leinwand von allen Plätzen machen schon was her. Auch das Foyer erscheint weitläufiger, heller, angenehmer - eine gut Entscheidung, diesen Saal auch in Zukunft nutzen zu wollen.

Abschließend noch der Überblick über die besprochenen Filme:

FFF-Ticker: Abschlussfilm - The Baytown Outlaws

Ein würdiger, wenn auch nicht bombastischer Abschluss. Das ist The Baytown Outlaws. Immerhin eine Weltpremiere, die bislang nur dem Fachpublikum in Cannes gezeigt wurde und von Universal vermutlich im November in die US-Kinos gebracht wird. Eine muntere Ballerorgie, die überwiegend auf den verlassenen Straßen des US-amerikanischen Südens spielt. In Alabama, Texas und Tennessee klappern, knattern und knallen die Pistolen, Maschinengewehre und Schrotflinten. Bei all dem Lärm geht leider manchmal die Plot-Logik flöten.

Die drei Oodie-Brüder erhalten den Auftrag, den behinderten 17-jährigen Rob den Klauen des lokalen Obergangsters Carlos (Billy Bob Thornton) zu entreißen, um ihn ihrer attraktiven Auftraggeberin (Eva Longoria) abzuliefern. Damit wäre das fetthaarige Redneck-Trio auf einen Schlag die finanziellen Sorgen los. Doch Carlos schickt den Jungs eine Killerarmee nach der anderen auf den Hals - zunächst ein paar heiße Bikerbräute, dann eine eigenartige Gang schwarzer Straßenpiraten und schließlich völlig inkompetente indianische Söldner. Natürlich müssen die harten Killer alle scheitern, stehen die Brüder doch offenbar unter dem Schutz des Herrn.

The Baytown Outlaws flirtet in vielerlei Hinsicht mit unamerikanischem und vor allem republikanischem Gedankengut. Zwar wird dieser Flirt wiederholt ironisch gebrochen, aber richtig überzeugen mag das nicht, wenn die Helden scheinbar dumme Hinterwäldler sind, die sich am Ende Gedanken zur Theodizee machen, bevor sie ins letzte Gefecht mit den Indianern ziehen. Überhaupt: Der letzte Akt der Baytown Outlaws ist schwach. Neben Logiklöchern, die ich gerne bereit bin zu übersehen, reihen sich hier einige pathetische Dialoge aneinander. Und das letzte Feuergefecht ist inszenatorisch bestenfalls mittelmäßig durchdacht und choreografiert.

Trotzdem: Ein launiger Abschlussfilm, der bestimmt sein Publikum finden wird. Spätestens auf BD, DVD oder VoD.

6.5/10

Mittwoch, August 29, 2012

FFF-Ticker:Switch


Frédéric Schoendoerffers Filme laufen grundsätzlich auf dem Fantasy Filmfest. Das ist gut so, finden sie doch trotz opulenter Bilder meist nicht den Weg in unsere Kinos. Switch wird vermutlich das gleiche Schicksal ereilen. Das ist nicht gut so, weiß dieser Oldschoolthriller doch zu überzeugen.

Schoendoerffer schrieb zusammen mit dem Krimiautor Jean-Christophe Grange (Les Rivières pourpres) das temporeiche Drehbuch: Um ihre Stimmung aufzubessern, tauscht Sophie für den Sommer ihr Montrealer Häuschen via Internet (www.switch.com) mit einer ihr unbekannten Pariserin. Die luxuriöse Pariser Wohnung mit Blick auf den Eiffelturm wird aber zur Falle. So wacht Sophie am ersten Morgen von Drogen gerädert auf, um von einem Polizeikommando mit auf die Wache genommen zu werden. Wer bitteschön ist die kopflose Leiche im Haus? Sophie soll in die geschlossene Anstalt eingeliefert werden, während der freundliche, wenn auch reichlich inkompetente, Detective Forgeat (mit ansehnlicher Schauspielleistung: Eric Cantona) versucht, Sophies Alibi zu überprüfen. Doch Sophie flieht aus der Haft und wird fortan von der Polizei gejagt. Ihr Ziel: den wahren Mörder ausfindig zu machen.

Switch arbeitet mit einer ganzen Reihe bekannter Handlungsmotive. Parallelen zu diversen Hitchcockfilmen (Strangers on a Train, Vertigo) aber auch aktuelleren Produktionen (The Bourne Surpremacy, The Fugitive) lassen sich leicht herstellen. Diese Anklänge an bekannte Hollywoodfilme stören jedoch ebenso wenig wie die eine oder andere Implausibilität, denn Schoendoerffers kinetische Inszenierung und die überaus agile kanadische Hauptdarstellerin Karine Vanasse ziehen einen dermaßen in Bann, dass man die genrespezifischen Fettnäpfchen, die der Film nicht komplett zu umtänzeln vermag, gerne ignoriert. In der größten Actionszene beispielsweise wird Vanesse von Cantona durch enge Gassen und Schrebergärten verfolgt und weiß sich glaubhaft gegen den Ex-Fußballprofi zu behaupten. Und die Auflösung am Ende des Films vermeidet glücklicherweise einen Twist à la Haute tension, mit dem ich während der letzten halben Stunde rechnete.

Nach dem recht enttäuschenden Truands gelingt Schoendoerffer mit Switch erneut ein Film, der einerseits stark vom US-amerikanischen Kino beeinflusst ist, andererseits (wie schon Agents secrets) eine realistische Note einbringt, die den meisten Hollywoddfilmen fremd ist. Schoendoerffer gilt es weiterhin zu beobachten - sein Meisterwerk hat er bislang noch nicht abgeliefert, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in den nächsten fünfzehn Jahren noch einen echten Knaller von ihm erwarten dürfen.

7.5/10

Dienstag, August 28, 2012

FFF-Ticker: Get Shorty

Die Kurzfilme sind fester Bestandteil meines FFF-Programms und stets eine heikle Angelegenheit. Man weiß nicht so recht, was einen erwartet. Einige Jahrgänge waren regelrechte Gurkenparaden, es gab auch zufriedenstellende und überdurchschnittlich gute Get Shorties. 2012 ist kein herausragendes, aber ein gutes Jahr.

Gleich der erste, relativ lange (19 Minuten) Beitrag aus Frankreich mit dem Titel Le Lac Noir konnte kaum überzeugen: Ein hübsch-düsterer Märchenwald, in dem eine Frau ohne Gedächtnis von einem Mann aufgenommen wird. Er wünscht sich ein Kind von ihr. Doch er verheimlicht auch etwas. - Äußerst vorhersehbar, atmosphärisch nicht so stark, wie vermutlich von den Machern erhofft, enttäuscht Le Lac Noir leider insgesamt (4/10).

Auch Danny Boy, ein polnischer Animationsfilm, in dem alle Leute bis auf Danny ohne Kopf umherlaufen, hat mich nicht packen können (5/10).

Und um den letzten schwächeren Beitrag auch gleich anzuführen: The Little Mermaid aus Kanada erzählt von einem Mann, der eine Meerjungfrau für kommerzielle Zwecke ausbeutet. Auch hier ist die Pointe nicht bissig genug, obwohl sie durchaus mit dem Beißen zu tun hat (4/10).

Der Vierminüter Abiogenesis zeigt in wirklich atemberaubenden Animationsbildern die Entstehung von Leben (6/10).

In Believe the Dance missioniert ein Tänzer gelangweilte Durchschnittsbürger durch die Kraft des Tanzes. Optisch sehr stilisiert, ironisch und skurril. So soll es sein! 8/10.

The Furred Man ist eines der Highlights. Der Besitzer eines Campingparks wird auf der Wache vernommen. Hat er als Werwolf verkleidet seine Besucher gemeuchelt? Zwar ist die Pointe vorhersehbar, dennoch 9/10.

Luminaris: ein bezaubernd schöner Animationsfilm aus Argentinien, ohne Angst vor Kitsch - der passt hier aber. 9/10.

Suiker ist der diesjährige Höhepunkt! Wie kommt ein rosa Slip in den Mund einer Leiche? Die Erklärung ist äußerst amüsant. Und die Moral: Niemals hübschen Nachbarinnen die Zuckerdose leihen, denn das führt ins Unglück. 10/10.

Was täte man, stünde über einem Loch in einer Mauer in großen Lettern "Don't look!"? Genau - man würde sofort durchschauen. Was aber bekäme man zu sehen? Diese Frage beantwortet The Trap. 6,5/10

Und schließlich Tune for Two: Ein Killer und sein Opfer stimmen gemeinsam ein Lied an. Das macht Laune! 8/10

Bear wurde in Berlin in der Sonntagsvorstellung nicht gezeigt, weil es mit dem digitalen Format Probleme gab.

Sonntag, August 26, 2012

FFF-Ticker: Piranha 3DD

Was soll man über Piranha 3DD großartig schreiben? Jeder, der sich diesen Film freiwillig ansieht, sollte eigentlich wissen, worauf er sich einlässt: einen 08/15-Plot mit dämlichen Teenagern, dümmlichen Onelinern, vielen Silikontitten, einer ganzen Menge Blut inklusive abgetrennten Körperteilen. Immerhin kann dieser Teenie-Horrorheuler noch mit einigen Gastauftritten von zweit- bzw. drittklassigen Stars glänzen. So dürfen Christopher Llyod und David Hasselhoff betont selbstironisch Sperenzchen machen. Ein Genreperle ist Piranha 3DD deshalb bestimmt nicht, nein, er kann nicht einmal annähernd seinem Vorgänger das Wasser reichen. Doch dort stand schließlich auch Alexandre Aja hinter der Kamera.

Das 3D ist übrigens - wie immer - völlig überflüssig.

Mit reichlich Bier als Partyfilm durchaus erträglich.
5/10

Samstag, August 25, 2012

FFF-Ticker: Excision


Excision (zu Deutsch: Exzision) ist ein medizinischer Fachbegriff und beschreibt die chirurgische Entfernung von Gewebe. Ohne spoilern zu wollen: eine Exzision ist der Höhepunkt und gleichzeitig das erschreckende Ende des Films. Bis es aber zum titelgebenden Eingriff kommt, werden Leben und Träume der psychisch gestörten Teenagerin Pauline (mit Mut zur Hässlichkeit: AnnaLynne McCord) beschrieben. Paulines Mutter (Traci Lords) führt die Familie diktatorisch, der Vater (Roger Bart) ist ein Schlappschwanz und ihre jüngere Schwester (Ariel Winter) leidet unter Mukoviszidose. Die Familie ist also ein Pulverfass. Pauline ist ein Außenseiter in der Schule, lässt sich aber nicht unterdrücken, weiß sich zu wehren und provoziert auch absichtlich Streit mit den coolen Kids. Ihre Entjungferung plant sie mit militärischer Sorgfalt und traumatisiert dabei nebenbei ihren ersten Sexualpartner. Die Frage, die sich mir während des Films immer wieder stellte, war die nach den Ursachen und Gründen für Paulines abnormales Verhalten. Es wäre zu leicht, sie ausschließlich mit den pädagogischen Defiziten der Eltern zu begründen, denn sie alleine erklären beispielsweise nicht Paulines blutrünstige Masturbationsfantasien. Excision verweigert klare Antworten und das ist eine der Stärken des Filmes, ebenso wie die genau choreografierten, bunten Traumbilder. Auch die Gastauftritte von John Waters und vor allem Malcolm McDowell sind ein Vergnügen. Dennoch hat mich der Film emotional nie gepackt, war mir Paulines Schicksal schnurz, weil mir die Figur zu weird erschien.

6/10

Donnerstag, August 23, 2012

Erster Passion Teaser

Thanks, Geoff!

FFF-Ticker: Killer Joe


Mit seinem NC-17-Rating ist für Killer Joe in den USA wohl nur noch ein kommerzieller Erfolg auf DVD, Blu-ray und VoD möglich. Die harte Einstufung der MPAA lässt sich durch die für US-Produktionen hohe Anzahl an sexuellen Handlungen sowie 'full frontal nudity' erklären. Zwar gibt es auch einige Szenen brutaler Gewalt, jedoch nichts, was man nicht schon in R-Rated-Filmen, teilweise sogar deutlich heftiger, gesehen hätte.

Von diesem Rating-Skandälchen einmal abgesehen, ist William Friedkin mit Killer Joe erneut ein großartiges Kammerspiel gelungen. Seine Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Tracy Letts ist offenbar äußerst fruchtbar. Denn schon Bug, der vor fünf Jahren auf dem Fantasy Filmfest lief, strahlte eine ähnlich einnehmende Intensität aus. Geschuldet ist dies im Fall von Killer Joe vor allem dem exzellenten Ensemble der Schauspieler. Matthew McConaughey verleiht dem gleichermaßen charismatischen wie perversen Detective und Auftragsmörder Joe eine ungewöhnliche, nicht vorhersehbare Satzmelodie, lässt die Figur in der Schwebe zwischen manipulativem Bösewicht und texanischem Gentleman. Das noirhafte Handlungsgeflecht um einen Auftragsmord und die damit verbundene Auszahlung der Lebensversicherung ist nur ein Vorwand, um uns die schrägen Figuren aus Dallas' Unterschicht vorzuführen. Gina Gershon als schlampige Trailertrash-Femme-fatale und vor allem Thomas Haden Church als geistig minderbemittelter, aber extrem liebenswerter Autoschlosser, hat man selten so gut gesehen. Das liegt vermutlich auch daran, dass die Rollen ein Äußerstes an Körpereinsatz verlangen.

Killer Joe überzeugt durch seinen tiefschwarzen Humor und überrascht - ja schockiert sicherlich auch das eine oder andere MPAA-Mitglied - durch eine Episode gegen Ende, in der ein Stück paniertes Hühnchen im Zentrum steht.

Highlight.
9/10

FFF-Ticker: Grabbers


Mal wieder ein neues Polizei-Doppel: Übermotivierte Pedantin trifft auf unmotivierten Alki. Hinzu gesellen sich einige extraterrestrische Schleimbeutel mit Appetit auf Menschenblut. Ein Sturm zieht auf und man verschanzt sich im einzig sicheren Ort der irischen Insel Erin Island: dem Pub. Reichlich Ale und Whiskey fördern nämlich nicht nur das gesellige Beisammensein, sondern lassen das Blut für die Vampir-Kraken from outer space ungenießbar werden. - Charmanter Monsterfilm, der die kauzigen Inselbewohner liebevoll charakterisiert und über seine gesamte Laufzeit gut zu unterhalten versteht. Nie wirklich gruselig oder extrem blutig, dafür aber mit einem ungemein sympathischen Humor.

7/10

Mittwoch, August 22, 2012

FFF-Ticker: Eröffnungsfilm - Sightseers


500 Filme habe sie für dieses Fantasy Filmfest sichten müssen, erklärte die Berliner Rosebud-Abgeordnete Fredi zur Eröffnung und erntete sofort ein kollektives Beileidsseufzen. Fredi führte weiter aus, dass ihr ab einem gewissen Punkt körperlich schlecht geworden wäre, weil viele der eingereichten Filme so grottig seien. - Derart kritisch ist die Eröffnungsansprache des Fantasy Filmfests noch nie geraten. Harsche Kritik an der Qualität der vom Publikum so geliebten Genrefilme? Das steht im Kontrast zu den traditionell überschwänglichen Darstellungen im Programmheft und ist schon deshalb äußerst begrüßenswert. Freilich wurde über die 70 fürs Fest ausgewählten Produktionen nichts Negatives gesagt, aber die ablehnende Haltung gegenüber dem Gros gegenwärtiger Genreproduktionen von Leuten, die auch auf der Suche nach Trash sind, zeigt, dass dieser Tage offenbar zu viel produziert wird. Vor allem zu viel Mist.

Der Eröffnungsfilm Sightseers ist natürlich kein Mist, sondern eine vergnügliche Killer-Tour durch die hübsche Natur Englands. Tina (Alice Lowe) und Chris (Steve Oram), das frisch verliebte Pärchen, mit denen wir diese einwöchige Wohnwagenreise zu solch imposanten Touristenattraktionen wie dem "Pencil Museum" antreten, lernen in dieser Zeit die Abgründe des anderen kennen. So realisiert Tina schnell, dass Chris nicht, wie er behauptet, aus Versehen wiederholt Leute umbringt. Als Tina sich auf dieses Spiel einlässt und selbst anfängt, unliebsame Personen ins Jenseits zu befördern, gefällt Chris das aber auch nicht wirklich. Beziehungsstress ist die Folge.

Sightseers funktioniert auf mehreren Ebenen: als Beziehungsdrama, romantische Komödie, Road Movie und Serienkillerfilm. Die bei der Eröffnung anwesenden Hauptdarsteller kennen sich seit Jahren von Comedyprojekten, verfassten zusammen das Drehbuch und gingen zur Vorbereitung gemeinsam auf Campingtour. Im Gegensatz zum seinerzeit als Eröffnungsfilm fehlplatzierten Blödelsplatter Black Sheep findet Regisseur Ben Wheatley in Sightseers eine wunderbare Balance zwischen Ernst und Komik. So lässt er sich auf seine Figuren ein, lotet ihre Untiefen aus, ohne dabei gänzlich auf gelegentliche Albernheiten zu verzichten. Auch kurze Momente heftiger Gewalt bleiben nicht aus, werden allerdings nicht komisch gebrochen. Das wirkt ganz einfach, wenn man es sieht - aber wie viele Regisseure sind an dieser Gratwanderung bereits gescheitert?

Ein gelungener Auftakt!
7.5/10

Dienstag, August 21, 2012

Sommerblockbuster 2012


Ein überaus lesenswerter Artikel über die diesjährigen Sommerblockbuster befindet sich im heutigen Tagesspiegel: eine auf den Punkt beschriebene Darstellung und Analyse gegenwärtiger Blockbuster, auch sprachlich sehr amüsant.

Total Remake
- von Jörg Wunder -

Irrsinnig teuer und ultrabrutal: Die Hollywood-Blockbuster dieses Sommers sprechen eine klare Sprache. Die Helden retten die Welt und morden ohne Skrupel. 

Der Weckruf kommt von einem, der sich auskennt. Die Budgets für Blockbuster aus Hollywood seien „grotesk und beschämend hoch“, sagte Regisseur Jeffrey Jacob „J. J.“ Abrams vor wenigen Tagen der „Los Angeles Times“. Nun ist Abrams niemand, dessen Filme aus der Portokasse bezahlt würden: Mit jeweils 140 Millionen Dollar bewegten sich die Produktionskosten seines „Star Trek“-Neustarts und des vierten „Mission Impossible“-Teils im gängigen Rahmen. Allerdings hat er mit dem Monsterfilm „Cloverfield“ (25 Mio. Dollar) und dem Science-Fiction-Drama „Super 8“ (50 Mio. Dollar) bewiesen, dass teuer aussehen nicht unbedingt teuer sein muss. Abrams’ Herkunft aus dem Fernsehbetrieb dürfte für seine Sensibilität verantwortlich sein. Schließlich sind dort selbst bei den aufwendigen Serien des Bezahlsenders HBO wie „Game of Thrones“ geringere, im zweistelligen Millionenbereich anzusiedelnde Budgets üblich – für eine ganze Staffel mit zehn einstündigen Episoden wohlgemerkt.

Hier geht's weiter

Sonntag, August 19, 2012

Demnächst: FFF-Ticker


Kommenden Dienstag beginnt das 26. Fantasy Filmfest in Berlin. Die neuesten (und nicht mehr ganz so aktuellen, aber bislang von deutschen Kinos ferngehaltenen) Horror-, Fantasy und SciFi-Filme erobern für eine Woche den größten Saal des CinemaxX' am Potsdamer Platz und das Event Cinema des Cinestars im Sony Center. 

Als regelmäßiger Besucher des Fests seit 1993 freue ich mich nach einer unfreiwilligen Pause von drei Jahren darauf, endlich wieder dem pervers heißen Sommerwetter in abgedunkelten und klimatisierten Kinosälen zu trotzen! Mein Vorsatz: In diesem Blog schnell und eindeutig über die gesehenen Filme zu urteilen. Eine Dauerkarte habe ich mir nicht geholt, denn es soll ja nicht in Arbeit ausarten (nach meiner Erfahrung wird es als Dauerglotzer spätestens ab Tag 4 anstrengend). Für folgende Vorstellungen besitze ich bereits eine Karte, weitere kommen ggf. hinzu.

  • Sightseers
  • Grabbers
  • Killer Joe
  • Excision
  • Piranha - 3DD
  • Get Shorty (Kurzfilme)
  • Switch
  • The Baytown Outlaws

Dienstag, Juli 24, 2012

Recently Watched Movies #32


  • Spartacus: Gods of the Arena 60
  • Spartacus: Vengeance 57
  • The Negotiator 55
  • Assault on Precinct 13 (2005) 50
  • Tatort: Liebe macht blind 50
  • Take Shelter 65
  • Diva 72
  • Hanna 70

Sonntag, Juli 01, 2012

Recently Watched Movies #31

  • Le Trou 94
  • American Horror Story Season 1 60
  • Die glorreichen Sieben 55
  • The Fighter 55
  • The Conspirator 67
  • Jaws 2 50
  • A Dangerous Method 62
  • The Breakfast Club 68
  • Anonymous 65
  • Spartacus: Blood and Sand 67
  • Troll Hunter 55
  • Unter anderen Umständen: Böse Mädchen 33
  • Mad Men Season 5 70
  • Inglourious Basterds 88
  • Hugo (2D) 62

Freitag, Juni 01, 2012

Recently Watched Movies #30


  • Trust 60
  • Almanya 52
  • Frat House 70
  • Tatort: Die Ballade von Cenk und Valerie 45
  • The Runaway Jury 60
  • The Innkeepers 77
  • Night of the Creeps 63
  • 12 Angry Men (1957) 85
  • The Avengers 72
  • Inception 68
  • Iron Man 2 60
  • Maniac Cop 62
  • The Girl with the Dragon Tatoo 78
  • Sherlock Holmes: A Game of Shadows 66
  • Melancholia 61
  • Battle Los Angeles 25
  • Männerpension 30
  • Drillbit Taylor 50
  • The Unsuspected 56


Dienstag, Mai 01, 2012

Recently Watched Movies #29


Black Swan 45
Road House 60
Road House 2 40
Dieter - Der Film 53
Carrie (1976) 93
We Need to Talk About Kevin 83
The Walking Dead Season 2 57
MacGruber 50
The Rum Diary 66
Tatort: Es ist böse 64
Tatort: Eine bessere Welt 58
Tatort: Der Tote im Nachtzug 66
Tatort: Der oide Depp 62
Tatort: Borowski und die Frau am Fenster 64
Tatort: Ein mörderisches Märchen 50
Tatort: Herz aus Eis 59
Tatort: Weil sie böse sind 65
Tatort: Abschaum 40

Freitag, April 27, 2012

TV-Tipp: scobel - Ekel & Horror


Gestern Abend beschäftigte sich Gert Scobel mit einer der stärksten Empfindungen des Menschen: dem Ekel. In einer überaus informativen Diskussion setzten sich die Psychologin Anne Schienle, der Kulturwissenschaftler Thomas Macho und der Medien- und Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger mit der Frage auseinander, was Ekel eigentlich ausmacht. Auch Winfried Menninghaus, dessen Ekelabhandlung als geisteswissenschaftliche Bibel zu diesem Thema angesehen werden kann, kommt in einem Interview ausgiebig zu Wort. All jene, die noch nicht in den Genuss des Ekels gekommen sein sollten, können dies auf der scobel-Homepage nachholen. Der Auslöser für die Sendung war interessanterweise Scobels Abneigung gegenüber Horrorfilmen: 

Eine der Fragen, die mich in den letzten Jahren immer wieder beschäftigt hat, ist die nach dem Vergnügen an Horrorfilmen. Ich lese und sehe gerne Krimis - aber keine Horrorgeschichten. H.P. Lovecraft bildet die einzige Ausnahme. Vor allem sehe ich keine Horrorfilme. Jedes mal wenn ich es versucht habe, war der Effekt der gleiche: Ich habe schlecht geschlafen und es hat Tage gedauert, bis der Film "aus meinem System" war. Dennoch gibt es viele Menschen, die solche Filme lieben und sie wunderbar als Mittel der Entspannung einsetzen können.

Donnerstag, April 19, 2012

Short Cuts #18


Müsste  ich eine Liste der zehn bedeutendsten Filme der 90er Jahre erstellen, Knight Moves wäre nicht unter ihnen. Man weiß gar nicht, wo man mit seiner Kritik anfangen soll: Vielleicht beim Titel, der eine ungelenke Referenz an den Gene-Hackman-Klassiker, Night Moves, aus den 70ern ist. Oder vielleicht bei dem hemmungslos zusammengestohlenen Drehbuch, das kein - ich wiederhole: kein einziges! - Plot-Klischee auslässt, falsche Fährten en masse legt und Nebenhandlungen beginnt, nur um sie wieder fallenzulassen. Vielleicht aber auch beim Schauspiel, denn Christopher Lambert agiert dermaßen over-the-top, das einem gelegentlich angst und bange wird.

Und doch: Für all diese Defizite muss man diesen deutsch-amerikanischen Genreschinken irgendwie gernhaben! Gerade weil einem alles so bekannt vorkommt, fühlt man sich, als würde man von einem lange nicht mehr gesehenen Freund herzlich begrüßt.

Lambert gibt in Knight Moves einen Schachgroßmeister, der verdächtigt wird, ein Serienkiller zu sein. Um seine Unschuld zu beweisen, hilft er der Polizei. Dabei lernt er eine heiße, wenn auch komplett inkompetente, Psychologin (Diane Lane) kennen. Es knistert und knattert. Und am Ende ist der Täter mal wieder eine unauffällige Nebenfigur, die beim finalen Kampf aussieht wie John-Boy von den Waltons.

Vieles spricht für diesen 90's-Thriller. Da wäre zum einen die Besetzung. Neben dem bewundernswert übertriebenen Schauspiel des Highlanders glänzen Daniel "der Dicke" Baldwin und Tom Skerrit als Polizisten. Skerrit spielt sich in Knight Moves schon einmal für Picket Fences warm. Denn seine Rolle als Kleinstadt-Sheriff durfte er nur wenig später in dieser Superserie der 90er perfektionieren.

Auch die Kameraarbeit ist schick. Liebevoll ausgeleuchtete Räume, komplexe Fahrten und farblich überaus harmonisch gestaltete Räume schmeicheln dem Auge des Zuschauers.

Ferner darf nicht vergessen werden, dass Knight Moves relativ am Anfang der großen Serienkillerwelle der 90er steht. Es sollte noch über drei Jahre dauern, bis Fincher mit Se7en den ultimativen Schlussstrich ziehen würde. Zwischen Knight Moves und Se7en liegen bestimmt zwanzig vergleichbare Filme von der Genrestange. Und witzigerweise bedient sich Se7en recht frech bei Knight Moves - man vergleiche nur einmal die Leichen-Inszenierungen.

Man könnte zum Schluss kommen, es handle sich um ein Paradebeispiel einer „guilty pleasure‟. Nur fühle ich mich nicht schuldig, Knight Moves gerne zu sehen. Mich plagt kein schlechtes Gewissen. Nein, ich stehe dazu: Der Streifen ist mir sympathisch.

Sonntag, April 15, 2012

Short Cuts #17


Müsste  ich eine Liste der zehn bedeutendsten Filme der 80er Jahre erstellen, Henry – Portrait of a Serial Killer wäre unter ihnen. Obwohl mit einem lachhaft geringen Budget von 100.000 Dollar gedreht, gibt es keinen anderen Film über einen Serienkiller, der gleichermaßen roh wie kraftvoll wirkt – und das nach über 25 Jahren!

Henry beginnt mit einem dynamischen 80’s Synthie-Sound zu den Titeln, um anschließend in einer überaus effektiven Parallelmontage ein Tableau weiblicher Leichen mit dem erbärmlichen Alltag unseres Antihelden Henry zu kontrastieren. Dabei erleben wir Henrys Verbrechen nur auf einer verzerrten Tonspur. Gleichzeitig entfernen wir uns in langsamen Kamerafahrten von den Leichen, sehen dass sie an zumeist idyllischen Orten darauf warten, entdeckt zu werden. Schon die ersten zehn Minuten des Films sind genial: Die Faszination an den – man mag es kaum sagen – überaus kunstvoll arrangierten, entblößten Frauenkörpern wird jäh durch unerwartet harte Schnitte zerstört, die uns in Henrys drögen Alltag verfrachten.

Im Grunde ist das schon der gesamte Film: Die magische Anziehung, die das Leben Henrys auf den Zuschauer hat, schlägt durch seine niederträchtigen Taten wiederholt in Abneigung um. Es ist allein seinem noch widerwärtigerem Sidekick Otis zu verdanken, dass wir uns überhaupt auf ihn einlassen können, in gewissem Maße sogar mit ihm mitfiebern.  

Henry - Portrait of a Serial Killer ist (soweit man das als Europäer beurteilen kann) auch ein authentischer Blick in das Chicagoer Prekariat der 80er Jahre. Michael Rooker berichtete unlängst auf arte über die schwierigen Drehbedingungen in diesem Teil der Stadt.

Für Michael Rooker war das die Rolle seines Lebens. Kaum 30 Jahre alt und relativ unerfahren als Schauspieler eröffnete ihm diese Rolle ein Abonnement auf den Bad Guy in Hollywoodfilmen. Kaum vorstellbar, dass er den abscheulichen Redneck in Mississippi Burning ohne Henry hätte spielen dürfen.

Auch die Metaebene des Films war Mitte der 80er Jahre wegweisend: Henry und Otis nehmen ihre scheußlichen Verbrechen auf Video auf, um sie anschließend mit uns, dem Zuschauer, auf einer Flimmerkiste zu studieren. Ich vermute, Michael Haneke schätzt diesen Film sehr.   

Ob man sich die Blu-ray anschaffen muss, sollte man bereits die DVD besitzen, lässt sich klar beantworten: Ja, wenn man auf die zusätzlichen Special Features scharf ist. Das Bild bleibt der Körnigkeit der 16mm Vorlage glücklicherweise treu.

Sonntag, April 08, 2012

Crime d'amour (2010)

Liebe und Intrigen lautet der deutsche Titel von Alain Corneaus letztem Film Crime d'amour. Kurz nach der Premiere verstarb der Regie-Altmeister, den man vor allem wegen seines Film noir „à la française” Le choix des armes (deutscher Titel: Wahl der Waffen) aus den frühen 80er Jahren in Erinnerung behalten dürfte. Derzeit entsteht eine Neuverfilmung von Liebe und Intrigen unter der Regie von Brian De Palma an Originalschauplätzen in Berlin und im Studio Babelsberg.

In dem Thriller steht die Beziehung zweier Frauen im Mittelpunkt: Die überaus talentierte Isabelle (Ludivine Sagnier) wird von ihrer Vorgesetzten Christine (Kristin Scott Thomas) manipuliert und ausgenutzt. Isabelle entscheidet sich, in die Offensive zu gehen und einen wichtigen Firmendeal in die Wege zu leiten, ohne Christine einzubeziehen. Christine rächt sich besonders niederträchtig. Doch sie hat Isabelle falsch eingeschätzt.

Kristin Scott Thomas als zickige Chefin Christine.

Die Handlung ist in einem Wirtschaftsunternehmen angesiedelt. Hier sind Frauen die Entscheidungskräfte. Männer sind Randfiguren. Die Szenen spielen vor allem in verglasten Hochhäusern, Villen, teuren Wohnungen und Edelkarossen. Überall ist aufgeräumt. Alles liegt an seinem Platz. Auch die Menschen wirken in den starren Kameraeinstellungen genau platziert, passen exakt ins Bild. Die Mise en scène ist geradezu minuziös. Darüber hinaus treibt jede Szene den Plot ohne Umschweife voran. Alles, was gesagt wird, ist wichtig, auch wenn es anfangs nicht so scheint. Rückblickend könnte man der Meinung sein, ein Mathematiker habe das Drehbuch geschrieben und den Film inszeniert. Die Wirkung dieses präzisen Blicks ist zwiespältig. Einerseits fasziniert die Genauigkeit, mit der die Bilder arrangiert sind. Andererseits lassen sie einen frösteln, sind bitterkalt.

Atemberaubende Performance: Ludivine Sagnier als Isabelle.

Der Film zerfällt in zwei Teile. Ohne zu viel von der zweiten Hälfte vorwegnehmen zu wollen, sei erwähnt, dass die Präzision der Bilder und die ihnen innewohnende Kälte durchaus mit der Handlung und den Figuren korrespondieren.

Genau wie im kürzlich besprochenen Campus könnte der Plot in allen möglichen Bereichen der Gesellschaft spielen. Es geht in keiner Sekunde um die Wirtschafts- oder Firmenwelt, denn diese bleiben komplett nebulös. In den kurzen Konferenzszenen fallen lediglich Schlagworte wie „Analyse”, „Finanzmittel” oder „Firmenwert”, um dem Zuschauer zu versichern, dass wir uns in der Finanzsphäre bewegen. Die Welt der Hochfinanz bietet sich aber insofern an, als dort - so pfeifen es die Spatzen von den Dächern - besonders kaltblütige, berechnende und angeblich auch hochintelligente Menschen anzutreffen sind.

Die eigentlichen Themen sind hingegen ganz dem Menschen verpflichtet. Es geht um den Wunsch nach Bindung, um Manipulation, um Machtverhältnisse in Beziehungen und nicht zuletzt um das Finden von Wahrheit. Liebe und Intrigen führt dem Zuschauer mehrfach vor, dass das, was dieser oder die Figuren für die Wahrheit halten, nicht zwangsläufig die Wahrheit sein muss. Die Pointe des Films besteht darin, dass am Ende eine Wahrheit ans Licht kommt, die in Wirklichkeit eine Lüge ist. Die Wahrheit wird von der Lüge abgelöst, tarnt sich aber als unumstößliche Wahrheit. Es ist leicht zu erahnen, was De Palma an dem Stoff gereizt haben könnte, schließlich setzen sich seine Filme seit Jahrzehnten mit Schein und Sein auseinander.

Schwieriger ist hingegen die Frage, ob De Palma sich wie Corneau einer klassischen Spannungserzeugung so rigoros entziehen wird. Corneaus Film ist nämlich vielmehr ein intellektuelles Vergnügen als ein wirklich packender Thriller - man möchte die Handlungen der Figuren, die man über lange Zeit beobachtend verfolgt, erklärt bekommen. Suspense-Szenen gibt es keine. Es bleibt abzuwarten, was De Palma aus dieser Vorgabe macht, zählen Spannungsmomente doch zu seinen Spezialitäten.

Vor gut drei Wochen auf einem Schöneberger Friedhof.
Laut BZ „nahm Karoline Herfurth eigens Sprachtraining, um beim Englisch nicht zu berlinern”.

Die Darsteller des Remakes treten ein gewaltiges Erbe an. Noomi Rapace wird als Isabelle einiges bieten müssen, um an die Leistung von Ludivine Sagnier heranzukommen. Rachel McAdams ist für die Rolle der Christine eigentlich zu jung. Dafür dürften die lesbischen Untertöne zu Beginn des Films mit ihr glaubhafter zum Klingen kommen - Christine macht Isabelle zweideutige Komplimente, die auch auf fruchtbaren Boden zu fallen scheinen. Der Arbeitskollege Isabelles, Daniel, wird in der Neufassung von Karoline Herfurth als Dani gespielt. So tritt die matriarchale Firmenstruktur bei De Palma noch stärker in den Vordergrund.

Es wird gemunkelt, das Remake solle auf der Berlinale 2013 Weltpremiere feiern. Angesichts der Berliner Drehorte sicherlich keine verkehrte Überlegung.

Freitag, April 06, 2012

Heat (1986)

Während De Palma dieser Tage fleißig in Berlin und Potsdam sein Remake zu Crime d'amour dreht, wird es Zeit, sich mit der Vorlage seines darauf folgenden Projektes näher zu beschäftigen: dem Remake des Neo noirs Heat aus dem Jahr 1986 - ein Burt-Reynolds-Reißer, der auf Roman und Drehbuch des zweifachen Oscargewinners William Goldman (The Princess Bride) basiert.

Heats Dreharbeiten gestalteten sich recht ungewöhnlich. Laut Wikipedia und imdb stand niemand geringerer als Robert Altmann für genau einen Tag hinter der Kamera, verließ jedoch das Filmset, weil sein kanadischer Kameramann kein Visum für die Einreise in die USA bekam. Daraufhin übernahm Dick Richards die Regie, verscherzte es sich aber mit Reynolds, der ihm angeblich während des Drehs eine reingehauen haben soll. Richards wurde nach dem Vorfall durch Jerry Jameson ersetzt. Jameson wiederum purzelte von einem Kamerakran und landete im Krankenhaus. Zwei weitere Regisseure beendeten den Film. Die Entstehungsgeschichte scheint einige Eigenheiten des Films zu erklären - vor allem das klebrige Happy End.

Heat erzählt die Geschichte des ehemaligen Söldners Nick Escalante (Reynolds), der in Las Vegas als Bodyguard arbeitet. Sein Traum: 100.000 Dollar sparen, um davon entspannt in Venedig leben zu können. Mehrere Handlungsstränge werden zunächst nebeneinander entfaltet, um schließlich ineinander zu münden. Es geht um Rache für eine Schandtat an einer Prostituierten, um Spielsucht und das Verhältnis zwischen Nick und einem verängstigten Computer-Nerd (Peter MacNicol), der von Nick eine Nahkampfausbildung erhalten möchte, um Selbstsicherheit zu gewinnen.

Die verknotete Handlung, das überwiegend nächtliche Setting, das Spiel mit dem Wahrheitsbegriff, die ambivalenten Figuren und all die anderen Noir-Elemente machen Heat zu einem durchaus vergnüglichen Filmerlebnis. Zugleich ist William Goldmans Drehbuch nicht frei von Schwächen. Einige Szenen ziehen sich arg in die Länge, die Plot-Pointen sind eigentlich immer vorhersehbar und das versöhnliche Ende ist eine einzige Katastrophe. Ich gehe davon aus, dass das Ende, so wie es im Film zu sehen ist, bei Goldmann nicht angelegt war und dass De Palma davon Abstand nehmen wird. Jason Statham, der Nick im Remake spielen wird, besitzt eine größere Agilität als Reynolds. Die Kampfszenen sollten also spektakulärer ausfallen, wobei die Kraft dieser Szenen gar nicht in den Kampfchoreografien liegt, sondern vielmehr - und hier funktioniert die 86er Version überraschend gut - im behutsamen Spannungsaufbau vor den kurzen Momenten heftiger Gewalt. Diese Szenen sind eine Steilvorlage für De Palma! Auch das etwas lieblos gestaltete Actionfinale kann durch eine Neuinszenierung nur gewinnen. Der Showdown ist hingegen wunderbar makaber geraten, wird aber für meinen Geschmack zu unlogisch aufgerollt.

Heat ist einer jener Filme, denen ein Remake guttun kann. Im Gegensatz zu den meisten anderen Neuverfilmungen, handelt sich um keinen Blockbuster, an dem man noch einmal Geld verdienen will, sondern um einen Streifen, in dem eine Menge Potenzial steckt, das beim ersten Mal nicht voll ausgeschöpft worden ist.

Donnerstag, April 05, 2012

Filmtipp: Der Campus

Die Verfilmung von Dietrich Schwanitz' Der Campus gehört zu den besten deutschen Filmen der 90er Jahre. Bedauerlicherweise fand er nicht sein Publikum und wird auch nur selten im Fernsehen gezeigt. Ein amazon-Kritiker spottet: „[D]afür sorgen schon die Frauenbeauftragten der Fernsehsender”. Als Schwanitz' Uni-Roman 1995 erschien, hagelte es Proteste im Namen der Political Correctness. Frauenfeindlich und faschistisch sei das Werk geraten. AStA und taz waren Vorreiter der teilweise aberwitzigen Angriffe.

In der Zwischenzeit ist das alles offenbar in Vergessenheit geraten. Schwanitz kam 2004 tragisch ums Leben. Seine Romane und Wissens-Fibeln sind keine Bestseller mehr. Dabei ist sein Werk nach wie vor hochaktuell. Das Schachern um Posten, die Einflussnahme von Seilschaften und Korruption in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft - der Blick in eine beliebige Tageszeitung konfrontiert uns täglich mit solch selbstherrlichem Getue von Politikern, Wirtschaftsbossen, Kulturschaffenden usw. Befeuert wird deren Amtsmissbrauch zumeist durch allzu menschliche Eitelkeiten, ganz wie im Campus.

Der Campus führt uns den Verlauf einer Kampagne rigoros vor: Der Soziologieprofessor Hanno Hackmann (Heiner Lauterbach) beendet seine Affäre mit der Studentin Babsi (Sandra Speichert). Kurze Zeit später macht das Gerücht am Campus die Runde, Babsi wäre von einem Professor vergewaltigt worden. Der selbstgerechte, machtbesessene Universitätspräsident (Rudolf Kowalski), karrieregeile Kollegen, die sensationslüsterne Presse und einige andere Interessenverbände versuchen nun das Gerücht zu ihren Gunsten zu nutzen und schließen sich zu einer Jagdmeute zusammen, deren Opfer Hanno Hackmann ist. Die Suche nach der Wahrheit spielt dabei keine Rolle.

Heiner Lauterbach als Hanno Hackmann

Die Geschichte, die der Film erzählt, könnte auch in der Sphäre der Politik, des Sports, der Wirtschaft oder Kultur spielen. Sie ist universal und zeitlos. In der übersteigerten Art, wie sie Schwanitz angelegte und wie sie sich bei Wortmann entfaltet, ist sie glücklicherweise von einer fein ausbalancierten Komik. Der Campus ist somit ganz und gar untypisch für einen deutschen Film, insbesondere wenn man sich vor Augen hält, welch dämliche Beziehungskomödien das Land in den 90er Jahren überfluteten (leider findet dieser Tage ein Backlash statt). Eine Genrezuordnung fällt schwer. Vielleicht war auch das ein Grund für die mäßigen Einspielergebnisse seinerzeit.

Freilich sind wir in punkto Political Correctness und Mobbing 14 Jahre später ein kleines bisschen weiter: Die Frauenbeauftragte heißt heute meist Gleichstellungsbeauftragte (und ist fast immer eine Frau) und das Internet sorgt in mancherlei Hinsicht für mehr Transparenz (führt aber auch zu einer effektiveren Vernetzung von Mobbing-Rudeln).

Wortmanns Gesellschaftssatire besticht ebenfalls durch Qualitäten jenseits des Plots. Kameramann Tom Fährmann widersteht der Versuchung - und somit dem visuellen Klischee - die Klüngeleien in düstere Bilder zu tauchen. Fast der gesamte Film spielt am Tag und in hell ausgeleuchteten Räumen. Von einer TV-Optik bleibt er gleichwohl weit entfernt. Die Farben stechen hervor, spiegeln gewissermaßen die Überzogenheit des Plots. Gleichzeitig geben die Hauptdarsteller der Versuchung zum Overacting nicht nach, die die Rollen zweifellos anbieten. Und jene Schauspieler in Nebenrollen, die tatsächlich overacten, tun gut daran. Besonders überzeugt Stefan Jürgens als charismatischer Leiter der Abteilung für Ausländerintegration.

„Malt schonmal die Plakate: Ausländer gegen das Patriarchat!”
„Aber die Türken sind doch die schlimmsten Machos!”
„Scheißegal - wir machen ne Demo!”


Zwei Jahre Zeit nahm sich Wortmann zur Vorbereitung des Films. Schwanitz selbst schrieb das Drehbuch. Dadurch gibt es spritzige, scharfzüngige Dialoge, wie man sie in einem deutschen Film selten zu hören bekommt. Ton und Intention der Vorlage sind weitgehend erhalten geblieben. Darüber hinaus konnte sich Wortmann die Schauspieler offensichtlich frei aussuchen. Neben Heiner Lauterbach spielen Armin Rohde, Axel Milberg und Barbara Rudnik.

Den Campus gilt es nach 14 Jahren wiederzuentdecken. Kein deutscher Film der letzten zwanzig Jahre ist gleichzeitig so tagesaktuell, komisch und wortgewaltig.

Sonntag, April 01, 2012

Short Cuts #16


Irgendwo habe ich gelesen, Bridesmaids sei das weibliche Pendant zu The Hangover. Das stimmt. Man möchte hinzufügen: Frauen sind insgesamt zivilisierter, nutzen ihren Denkapparat häufiger und ihre Feiern fallen weniger spektakulär aus. Auch dies trifft bei einem Vergleich zwischen The Hangover und Bridesmaids zu: Bridesmaids ist zivilisierter, intelligenter und weniger spektakulär. Deshalb muss Bridesmaids aber zwangsläufig nicht (noch) schlechter sein als The Hangover. Nein, das Gegenteil ist der Fall: Genau aus diesen Gründen ist Bridesmaids der sehenswertere Film! Natürlich wartet Bridesmaids nicht mit einem pseudo-innovativen Erzählkniff auf wie The Hangover. Bridesmaids entfaltet seinen Plot linear. Aber während The Hangover die non-lineare Erzählweise dringend benötigt, um der faden Story den notwendigen Kick zu geben, liegt die Stärke von Bridesmaids eben in der Story selbst.

Worum geht es? Annie (Kristen Wiig) soll die Hochzeit ihrer besten Freundin organisieren. Doch das hört sich leichter an, als es ist, denn es gibt unzählige Hindernisse zu überwinden. Darüber hinaus wird Annie durch die Entscheidung ihrer Freundin, in den heiligen Bund der Ehe einzutreten, dazu gezwungen, ihr eigenes Leben zu hinterfragen. Schließlich ist sie Mitte-Ende Dreißig, immer noch ein Single und nun eine Brautjungfer ihrer besten Freundin.

Was Bridesmaids bei all den Klischees, die uns der Film leider auch gnadenlos um die Ohren haut, beachtenswert werden lässt, ist die Konsequenz, mit der er Oberflächlichkeit in all seinen Formen bloßstellt. Eine US-amerikanische Hochzeit bietet hierfür offenbar die perfekte Bühne. Die Komödie macht dabei bemerkenswerterweise nicht vor der Heldin halt, die ebenfalls dem Oberflächlichkeitswahn erlegen ist. Wer kann die pathetischste Lobeshymne auf die Braut anstimmen? Wer hat die originellste Idee für das Fest? Wer überreicht das Geschenk, das die Braut am meisten entzückt? Die Hochzeit wird zum erbarmungslosen Wettbewerb zwischen Annie und Helen (Rose Byrne), einer erfahrenen Eventmanagerin. Gleichzeitig wird die Braut zur Hassfigur, da sie den ganzen Unfug überhaupt zulässt, sogar indirekt fordert, und tatsächlich der Meinung ist, ihr Hochzeitsfest habe all das hohle Brimborium verdient. Bedauerlicherweise endet der Film mit einer versöhnlichen Geste, die diesen maßlos übertriebenen Hochzeitsfirlefanz doch noch zu rechtfertigen scheint. Ein Eingeständnis ans amerikanische Publikum oder ans Genre? Für mich jedenfalls das missglückteste Filmende der letzten Zeit. Somit ist Bridesmaids leider kein Meisterstück, aber erstaunlicherweise über weite Strecken überaus bissig.

Freitag, März 30, 2012

Short Cuts #15

Der Zusatztitel dieser deutschen Studentenkomödie täuscht: 13 Semester - Der frühe Vogel kann mich mal ist nicht peinlich-platt, kein derb-zotiger Schenkelklopfer, der vor allem durch Rülps- und Furzhumor zu punkten hofft. Nein, der Film nimmt seine Figuren ernst und degradiert sie nicht zu wahnsinnig witzigen Sprücheaufsagern, wie es oft in US-amerikanischen Collegefilmen der Fall ist. Dennoch ist Frieder Wittichs erster Spielfilm natürlich nicht frei von Klischees und Stereotypen: Hier der strebsame, brave Student, der seine Semesterferien für Praktika nutzt und die Regelstudienzeit problemlos meistert - dort das Partytier, das den Hörsaal nie von innen sieht und zielsicher daran arbeitet, ein vollendeter Alkoholiker zu werden. Zwischen diesen Extremen laviert unser Held Moritz (Max Riemelt), den es direkt nach dem Abi aus einem ostdeutschen Kaff in die Uni-Stadt Darmstadt verschlägt. Er verliebt sich, scheitert am Vordiplom, verbringt ein Semester in Australien und feiert viel. Ja, die Studentenzeit kann schön sein! Letztlich bleibt das alles aber erschreckend banal. Insbesondere der letzte Akt des Films ist zu formelhaft gescriptet - es kommt zu einem schlimmen Streit, nur damit am Ende doch alles fröhlich enden kann. Nichts weist hier über das Universum der Figuren hinaus, deren dürftige Erfahrungserkenntnisse man bereits aus tausend anderen Coming-of-Age-Filmen kennt. Wie wunderbar vielschichtig ist im Vergleich Sönke Wortmanns Gesellschaftsstudie Der Campus. Wortmanns mit Abstand bester Film (nach der großartigen Vorlage von Dietrich Schwanitz) ist und bleibt somit das Nonplusultra im überschaubaren Genre deutscher Studentenfilme.

Mittwoch, März 28, 2012

Das Filmstöckchen der 5 Fragen

Noch immer fliegen Stöcke durch die Blogosphäre. Rudi, aka Flo Lieb, bewarf mich mit dem Filmstöckchen der fünf Fragen. Folgende Regeln gelten bei diesem Stock:

• Verlinke die Person, die dich getaggt hat.
• Beantworte die Fragen, die dir gestellt wurden.
• Tagge anschließend 5 weitere Leute.
• Gib den Personen Bescheid, die getaggt wurden.
• Stelle anschließend 5 Fragen an die, die getaggt wurden.

Es folgen die fünf Fragen mit meinen Antworten:

1. Ihr trefft eure/n Lieblingsregisseur/in - über welchen Film von ihr/ihm unterhaltet ihr euch und welche Fragen zu betreffendem Film wolltet ihr der/dem Regisseur/in schon immer stellen?

Es ist wohl kein Geheimnis, dass es mir eine große Freude wäre, ein Schwätzchen mit Brian De Palma zu halten. Die Chancen stehen derzeit besser denn je (also nur 1:999): Sollte es der Zufall so wollen, wird er mir während seiner Dreharbeiten zu Passion in Berlin über den Weg laufen. Ich wäre aber vermutlich zu schüchtern, ihn dann auch tatsächlich anzusprechen.

Zurück zur Frage: Einen bestimmten Film würde ich vermutlich nicht mit ihm besprechen wollen, sondern vielmehr sein bisheriges Gesamtwerk und sein Verhältnis zu Hollywood, das seither alles andere als gut ist. Wenn es denn aber sein müsste, würde ich an Carrie anknüpfen und fragen, wann denn mit dem Horrorfilm zu rechnen ist, den er bereits vor einigen Jahren in Interviews angekündigt hat. Schließlich erklärte er damals, dass sich seit Carrie bzw. den 70ern wenig im Horrorgenre getan habe und dass es deshalb ein Anreiz für ihn wäre, erneut in diesem Genre zu arbeiten. Das hätte ich gerne ausführlicher erläutert!

2. Welche Darsteller und welchen Regisseur wolltet ihr schon immer mal bei einem Projekt vereint sehen und in welchem Genre?

Darüber mache ich mir grundsätzlich keine Gedanken. Ich bin ja keine Castingagentur! Ein Traum wäre jedoch unter der Regie von De Palma, Heinrich von Kleists Zweikampf mit Patrick Stewart in einer Nebenrolle zu sehen.

3. Von welchem Film (oder welchen Filmen) sollte es eurer Meinung nach niemals ein Remake/Reboot geben und welcher Film könnte dagegen unbedingt ein solches vertragen?

Eine generelle Ablehnung von Remakes halte ich für kurzsichtig, da das Original immer auch davon profitiert. Manche Filme waren allerdings so stilbildend, dass ein Remake künstlerisch nur scheitern kann: Double Indemnity ist ein Paradebeispiel hierfür.

Es gibt einige Film noirs, die -entsprechend modernisiert- auch heute noch gut funktionieren würden: The Strange Love of Martha Ivers würde ich gerne geremaked sehen. Ich freue mich auch auf die bislang hierzulande noch nicht erhältliche Neufassung von Mildred Pierce.

4. Und weil ich die mir gestellte 3. Frage interessant fand: Welche Wortassoziationen fallen euch spontan ein zu a) Jim Jarmusch, b) Sofia Coppola, c) Akira Kurosawa, d) George Lucas und e) Richard Linklater?

Jim Jarmusch: trockener Humor; "Kunstkino"; Lieblingsregisseur vieler Studenten; viele gute, aber auch einige furchtbar langweilige Filme gehen auf seine Kappe.

Sofia Coppola: in Godfather 3 absolut fehlbesetzt; als Regisseurin zu sehr gehyped; hat noch keinen Film gemacht, der mich vollends überzeugen konnte; der Papa hat's (früher) viel besser gemacht.

Akira Kurosawa: international berühmtester japanischer Regisseur; Rashomon gehört in jeden Filmkanon; sollte häufiger im Fernsehen laufen.

George Lucas: hat heute frappierende Ähnlichkeit mit Jabba; gebührt Respekt für die erste SW-Trilogie und für die Etablierung anständiger Soundanlagen in Kinos sowie für tricktechnische Errungenschaften; vermutlich der größte Kapitalist unter den bekannten Hollywood-Regisseuren.

Richard Linklater: das meiste, was ich von ihm kenne, gefällt mir sehr gut, kenne aber zu wenig, um mir ein differenziertes Urteil erlauben zu können.

5. Die Welt geht (demnächst) unter und es obliegt euch, einen Film repräsentativ für das Erbe der Menschheit (wofür wir standen, was uns auszeichnete, ...) auszuwählen, der in einer Zeitkapsel ins Weltall geschickt wird. Welchen Film würdet ihr hierfür wählen?

2001.

Ich schmeiße das Stöckchen nun in Richtung Home of the Weird, La vie Cinéphile und From Beyond mit folgenden Fragen:

1. Nenne einen Film, den du großartig findest, der aber von einem Regisseur stammt, mit dessen Gesamtwerk du sonst wenig anfangen kannst. Erläutere, warum gerade dieser Film aus dem Œuvre des betreffenden Regisseurs heraussticht!

2. Erstelle eine Film Top 5 folgender Jahrzehnte und erkläre kurz, warum du diese Titel ausgewählt hast: 1940er / 1970er / 1990er.

3. Erstelle eine Film Flop 5 folgender Jahrzehnte und erkläre kurz, warum du diese Titel ausgewählt hast: 1950er / 1980er / 2000er.

4. Von welchem Regisseur erwartest du in diesem noch jungen Jahrzehnt besonders viel? Von welchem Regisseur möchtest du in den kommenden Jahren nichts mehr sehen? Begründe!

5. Nimm Stellung zu Sinn und Unsinn derartiger Blog-Stöckchen!