„Wine is sunlight held together by water.“ (Galileo Galilei)
Der unerwartete Erfolg des charmanten Independent-Streifens Sideways zieht eine ganze Reihe von Filmen nach sich, die ebenfalls den edlen Rebensaft zum Thema erklären. Nach A Good Year oder Race You to the Bottom nun also Bottle Shock. Ein Blick auf die Besetzungsliste ist vielversprechend: Alan Rickman, Bill Pullman, Dennis Farina und Freddy Rodriguez geben sich hier die Ehre. Auch der Plot scheint tauglich zu sein für einen Spielfilm, denn es wird die „wahre Geschichte“ vom internationalen Durchbruch der kalifornischen Weine erzählt: Wir schreiben das Jahr 1976. Der im Kreis der Pariser Weinelite als Außenseiter dahindarbende britische Snob Steven Spurrier (Alan Rickman) tritt eine Reise nach Kalifornien an, um die dortigen Weine zu verkosten und die besten in einem Wettbewerb gegen die angesehensten französischen Weine, die die weltweit höchste Reputation genießen, antreten zu lassen. Zugleich kämpft ein kalifornischer Winzer (Bill Pullman) mit seinem Hippie-Sohn (der junge Kirk persönlich: Chris Pine) ums finanzielle Überleben. Eine blonde Praktikantin (Rachel Taylor) und ein mexikanisches Gaumen-Genie (Freddy Rodriguez) sorgen für Nebenhandlungen.
Leider haben die Drehbuchautoren Galileos weisen Ausspruch, dass Wein Sonnenlicht ist, welches von Wasser zusammengehalten wird, lediglich im Film zitiert, jedoch nicht auf ihre eigene Arbeit übertragen. In Bottle Shock wird nämlich nichts zusammengehalten. Es läuft alles auseinander. Die Geschichte entwickelt zu keinem Zeitpunkt Momentum. Sie plätschert einfach vor sich hin. Die Figuren, die wie im Fall von Spurrier auf realen Personen basieren, werden zu billigen Stereotypen degradiert – das haben die Schauspieler offensichtlich bei den Dreharbeiten bemerkt, so gelangweilt wie sie vor der Kamera agieren. Rickman ist dank seines Talents fürs Komische der einzige Lichtblick in diesem Auflauf von Klischeefiguren: Da wäre der starrköpfige, allein erziehende Vater mit dem Herzen am rechten Fleck, der erwachsene aber träge Sohn mit dem Herzen am rechten Fleck und die sexy Praktikantin mit dem Herzen am rechten Fleck. Die Handlungsträger in Bottle Shock sind allesamt Gutmenschen. Antagonisten gibt es nicht. Dafür aber reichlich Helikopter-Aufnahmen von Weinanbaugebieten in Kalifornien und ein Finale mit einem wirklich überraschenden Ausgang (Vorsicht: Ironie!).
Bottle Shock macht dem Titel alle Ehre und ist tatsächlich ein echter Schock. Nur Alan-Rickman-Fans kann man dieses Desaster bedenkenlos empfehlen. Alle anderen sollten diesem gepanschten Gemisch aus...was eigentlich?...fernbleiben. Das hat auch der deutsche Verleih erkannt, der Bottle Shock lediglich eine Videothekenpremiere spendiert. Lieber noch einmal Sideways ansehen, denn um Bottle Shock als erträglich einzustufen, muss man schon reichlich Traubensaft in sich reinschütten.
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