Dienstag, April 10, 2007

TV: MacArt - Die Geschichte der modernen Kunst


In The Black Dahlia gibt es einen kurzen Moment zwischen Bucky (Josh Hartnett) und Madeleine (Hilary Swank), der die Schwierigkeit vieler Menschen treffend beschreibt, wenn sie einem modernen Kunstwerk gegenüberstehen: Bucky betrachtet ein modernes Porträt Gwynplaines, der titelgebenden Figur aus Victor Hugos "Der lachende Mann", und sagt resignierend: "I don't get modern art", worauf Madeleine lakonisch erwidert: "I doubt modern art gets you either".

Bei youtube gibt es nun eine exzellente Doku zu sehen, die der NDR anlässlich der Documenta 11 in Kassel vor fünf Jahren produzierte, und die Leuten mit eben jenem Problem helfen möchte, moderne Kunst zu entschlüsseln: MacArt - Die wahre Geschichte der modernen Kunst in 35 Minuten.

Der Schotte Michael S. McGlinn erklärt auf sehr humorige Art und Weise in sechs Lektionen die Facetten der Moderne. Ein Beispiel aus Lektion 2 mit dem Titel "NEIN!": Das Nein war das Leitmotiv der Frühmoderne. Die ganzen Bewegungen und Strömungen konnten einander nicht ausstehen und lehnten sich gegenseitig ab, bis ein gewisser Adolf Hitler der Moderne zeigte, wie ein gescheites Nein auszusehen hat.

Dem Autor, Regisseur und studiertem Künstler McGlinn gelingt hier eine fantastische Mixtur aus fundierter Information und beißendem Witz. Warum er dafür keinen Fernsehpreis erhalten hat, ist mir schleierhaft. McGlinn ist aber nicht nur der Macher dieser Doku, er schlüpft auch in die unterschiedlichsten Rollen: Von Kasimir Malewitsch und Salvador Dalì über Adolf Hitler, Andy Warhol und David Hockney bis hin zu John Travolta. Er stellt hemmungslos bekannte Szenerien und Bilder nach, persifliert sie und ihren künstlerischen Entstehungsprozess: Überall wurde geküsst, geleckt, kunstvoll gewaschen und wieder abgetrocknet. Aber hauptsächlich wurde rumgesessen, während der Meister seine Inspiration runterholte.

Diese 35 Minuten Zeit zu investieren, lohnt sich sogar für Kunstexperten, da die Moderne hier vom hohen Sockel geholt, unverkrampft und aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel betrachtet wird. In der Beschreibung auf der 3sat-Homepage heißt es: MacArt ist gnadenlos subjektiv. MacArt ist ohne jede Ehrfurcht. Nach MacArt wird endlich jeder seine Freude an der Moderne haben. - Ob das tatsächlich der Fall ist, wage ich zu bezweifeln. Unzweifelhaft ist jedoch, dass jeder seine Freude an MacArt haben wird.

MacArt ist bei youtube in fünf Teile gegliedert.

Hier geht's zur Playlist.

Und hier sind Links zu den Einzelepisoden:

Teil 1 - Das Genie
Teil 2 - Das 'Nein!'

Teil 3 - Vom 'Nein! zum 'Na und?'
Teil 4 - Sex and Drugs
Teil 5 - Der Tod

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