Freitag, Januar 26, 2007

Rome: Season 2 hat begonnen


Die zweite Staffel von Rome läuft seit knapp drei Wochen. Immer wenn ich diese HBO-Serie schaue, stelle ich mir automatisch die Frage, warum mein Lateinunterricht zu Schulzeiten nicht in der Lage war, die römische Kultur so spannend zu vermitteln, wie es Rome vermag. Die ehrliche Antwort lautet natürlich: Rome zwingt mich nicht, Vokabeln und Grammatik zu pauken. Das Erkennen von Ablativ, Vokativ und Gerundivum spielen für das Begreifen der politischen Intrigen keine Rolle - man muss nur ein etwas altertümlich stilisiertes Englisch verstehen. Shakespeare light sozusagen.

HBO ist der US-Sender mit den interessantesten und niveauvollsten Serien. Six Feet Under, Deadwood und The Sopranos fallen zuerst ein. Ohnehin erinnert Rome sehr an die Gangsterwelt New Jerseys, in der sich Tony Soprano (James Gandolfini) seit sechs Staffeln herumschlägt. Historisch präziser wäre natürlich zu sagen, die Italoamerikaner sind lediglich das kriminell verzerrte Spiegelbild antiker Politik.

Wie dem auch sei: Beide Serien verwöhnen den Zuschauer mit einem delikaten Cocktail aus Politik, Intrigen, Liebe, Familiendramen, Sex, Gewalt und innigen Männerfreundschaften. Die Figuren dieser Welten entsprechen zwar gewissen Stereotypen (treuer Soldat, Lüstling und Raufbold, Karrierefrau, politisches Wunderkind etc.), die die Ketten ihrer Rollen selten sprengen. Doch gleichzeitig entlocken die durchweg erstklassigen Darsteller mit ihrem nuancenreiches Spiel den Figuren Dimensionen, welche weit über den rezitierten Text hinausreichen.

Staffel 1 von Rome endete mit Cäsars Ermordung durch die Senatoren. Passover, die erste Folge der neuen Staffel, setzt nahtlos dort an. Markus Antonius muss um sein Leben fürchten, schafft es jedoch dank des politischen Genius des jungen Gaius Octavian den Speer umzudrehen und die Attentäter unter Druck zu setzen. Parallel zum politischen Geschehen verdammt und verstößt Lucius Vorenus seine Kinder und fällt in eine schwere Depression, während der hühnenhafte Ex-Soldat Titus Pullo sein ehemaliges Sklavenmädchen heiratet.

Es wäre müßig, den kunstvoll verwobenen Plot der Serie mit ihrer umfangreichen Besetzung auseinanderzuklamüsern. Nur zwei Beobachtungen möchte ich noch erwähnt wissen: Völlig banal, aber überraschend für mich, war es, festzustellen, dass Ian McNeice den "Nachrichtensprecher" auf dem Forumsplatz spielt. Seine Rolle als Leichenbeschauer in The Black Dahlia hatte mich immer ins Grübeln gebracht, woher ich ihn kenne. Da ich zu faul zum imdb-Suchen war, löste sich dieses Rätsel nun so.

Der zweite Punkt, der mir eher negativ aufstößt, ist die vermehrte Verwendung brachialer, roher Sprache. In den ersten neunzig Minuten der zweiten Staffel fallen die Wörter "fuck" und "cunt" öfter als in der gesamten ersten Season. Das halte ich für bedenklich, ist doch gerade die sorgfältig gewählte, artifizielle Sprache der Dialoge für einen Teil der Qualität der Serie verantwortlich. Hier rückt Rome für meinen Geschmack zu nahe an die Sopranos.

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