Heute möchte ich ein weiteres Werk der Herren Powell und Pressburger vorstellen: Black Narcissus. Der Film spielt in Indien, wurde aber komplett in den Londoner Pinewood Studios gedreht.
"An den Farben von Black Narcissus kann man sich betrinken", sagt Martin Scorsese in einem Interview auf der network-DVD. Und in der Tat gibt es wohl wenig Vergleichbares. Technicolor war 1947 noch immer eine verhältnismäßig junge und dementsprechend kostspielige Technik. Die Filmemacher wollten deshalb aus jeder Einstellung so viel Farbe wie möglich herauskitzeln. Und die Farbenpracht in der "schwarzen Narzisse" ist überwältigend.
Wovon handelt Black Narcissus? Schwester Clodagh (Deborah Kerr) soll zusammen mit drei weiteren anglikanischen Nonnen in einem entlegenen Gebirge des Himalaja aus einem vor Jahren stillgelegten Harem ein Kloster machen. Diese Aufgabe entwickelt sich für alle Beteiligten zu einer wahren Glaubenskrise. Das ungewohnte Klima, die klaustrophobische Atmosphäre des Ex-Serails und die kulturellen Barrieren zur indischen Bevölkerung erschweren die Mission. Die psychisch labile Schwester Ruth (Kathleen Byron) entwickelt in der Höhenluft starke Gefühle für einen dort lebenden Briten und verfällt langsam dem Wahnsinn. Ein Unglück bahnt sich an...
Emeric Pressburger adaptierte Black Narcissus von einer Romanvorlage für die Leinwand. Viele Dialoge stammen angeblich aus dieser Vorlage. Was Black Narcissus wirklich sehenswert macht, ist jedoch weniger die Handlung - die Atmosphäre erzählt die Geschichte viel eindringlicher: Die unaufhörlich im Wind flatternden weißen Nonnenroben, die im krassen Gegensatz zur Enge des Klosters stehenden, weitläufigen Gebirgspanoramen, die verräterischen Blicke der Nonnen und der schweigende Schamane, der tagein tagaus regungslos an erhöhter Stelle unter einem Baum sitzt und über Kloster und Dorf wacht - diese Details und vor allem die Art und Weise, wie Powell und Pressburger sie inszenieren, lassen Black Narcissus auch knapp 60 Jahre nach seiner Entstehung noch jung und frisch wirken.
Filme von Powell und Pressburger verschließen sich einer klaren Kategorisierung. Ebenso wenig The Life and Death of Colonel Blimp ein Kriegsfilm ist, handelt es sich bei Black Narcissus um einen Nonnenfilm. Es ist eine Hybride aus sinnlichem Melodram und Oper mit Horrorfilmelementen. Für mich ist Black Narcissus ohnehin mehr Gemälde als Film: Das Spiel mit dem Licht und seinen Farben, die Matte-Paintings, die beinahe fotorealistisch wirken, und die authentischen Setdesigns sind hohe Kunst und wurden zurecht oscarprämiert. Deborah Kerr erhielt 1947 ebenfalls den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Die größere schauspielerische Leistung vollbringt allerdings Kathleen Byron als verrückte Nonne Ruth. Sie spielt diese innerlich zerrissene Frau mit solcher Intensität, dass man zu jedem Zeitpunkt den in ihr lodernden Wahnsinn spüren kann.
Links zu Film und DVD:
Rezension und Videoclips
Wikipedia-Eintrag
DVD-Vergleich
"An den Farben von Black Narcissus kann man sich betrinken", sagt Martin Scorsese in einem Interview auf der network-DVD. Und in der Tat gibt es wohl wenig Vergleichbares. Technicolor war 1947 noch immer eine verhältnismäßig junge und dementsprechend kostspielige Technik. Die Filmemacher wollten deshalb aus jeder Einstellung so viel Farbe wie möglich herauskitzeln. Und die Farbenpracht in der "schwarzen Narzisse" ist überwältigend.
Fotorealistische Matte-Paintings und oscarprämierte Kameraarbeit ließen in den Londoner Pinewood Studios eine exotische Stimmung entstehen
Wovon handelt Black Narcissus? Schwester Clodagh (Deborah Kerr) soll zusammen mit drei weiteren anglikanischen Nonnen in einem entlegenen Gebirge des Himalaja aus einem vor Jahren stillgelegten Harem ein Kloster machen. Diese Aufgabe entwickelt sich für alle Beteiligten zu einer wahren Glaubenskrise. Das ungewohnte Klima, die klaustrophobische Atmosphäre des Ex-Serails und die kulturellen Barrieren zur indischen Bevölkerung erschweren die Mission. Die psychisch labile Schwester Ruth (Kathleen Byron) entwickelt in der Höhenluft starke Gefühle für einen dort lebenden Briten und verfällt langsam dem Wahnsinn. Ein Unglück bahnt sich an...
Kathleen Byron spielt die psychisch kranke Nonne Ruth
Emeric Pressburger adaptierte Black Narcissus von einer Romanvorlage für die Leinwand. Viele Dialoge stammen angeblich aus dieser Vorlage. Was Black Narcissus wirklich sehenswert macht, ist jedoch weniger die Handlung - die Atmosphäre erzählt die Geschichte viel eindringlicher: Die unaufhörlich im Wind flatternden weißen Nonnenroben, die im krassen Gegensatz zur Enge des Klosters stehenden, weitläufigen Gebirgspanoramen, die verräterischen Blicke der Nonnen und der schweigende Schamane, der tagein tagaus regungslos an erhöhter Stelle unter einem Baum sitzt und über Kloster und Dorf wacht - diese Details und vor allem die Art und Weise, wie Powell und Pressburger sie inszenieren, lassen Black Narcissus auch knapp 60 Jahre nach seiner Entstehung noch jung und frisch wirken.
Filme von Powell und Pressburger verschließen sich einer klaren Kategorisierung. Ebenso wenig The Life and Death of Colonel Blimp ein Kriegsfilm ist, handelt es sich bei Black Narcissus um einen Nonnenfilm. Es ist eine Hybride aus sinnlichem Melodram und Oper mit Horrorfilmelementen. Für mich ist Black Narcissus ohnehin mehr Gemälde als Film: Das Spiel mit dem Licht und seinen Farben, die Matte-Paintings, die beinahe fotorealistisch wirken, und die authentischen Setdesigns sind hohe Kunst und wurden zurecht oscarprämiert. Deborah Kerr erhielt 1947 ebenfalls den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Die größere schauspielerische Leistung vollbringt allerdings Kathleen Byron als verrückte Nonne Ruth. Sie spielt diese innerlich zerrissene Frau mit solcher Intensität, dass man zu jedem Zeitpunkt den in ihr lodernden Wahnsinn spüren kann.
Links zu Film und DVD:
Rezension und Videoclips
Wikipedia-Eintrag
DVD-Vergleich
2 Kommentare:
wow, wirklich ein toller film. ich bin erst vor ein, zwei tagen zufällig im nachtprogramm auf premiere nostalgie gestoßen - schade dass sowas immer nur nachts läuft!
astounded.twoday.net
Oh I really need to watch Black Narcissus again. Such a bleak and disturbing film yet brilliant too. Love the picture you posted of the close up of the eyes.
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