Mittwoch, Januar 17, 2007

Masters of Horror: Sounds like


Larry Pearce (Chris Bauer) besitzt ein unnatürlich gut ausgebildetes Gehör. Er ist in der Lage, einem Zwiegespräch am anderen Ende eines Restaurant zu lauschen oder an der Atmung eines Menschen zu hören, ob er eine Raucherlunge hat. Larry arbeitet in einem Callcenter als Aufseher, oder besser: Abhörer. Vor einiger Zeit starb sein Sohn, seine Frau möchte gerne ein neues Kind, doch Larry hat den Verlust noch nicht verarbeitet und frisst seine Trauer, seine Wut und seinen Zorn in sich hinein.

Brad Anderson bastelt aus diesem zweifellos interessanten Stoff die ungewöhnliche Charakterstudie eines missverstandenen Außenseiters. Erinnerungen werden wach an Andersons The Machinist und den unter Schlaflosigkeit leidenden Trevor Reznik (Christian Bale). Larry und Trevor sind Figuren, die durch ein unerwartetes, einschneidendes Erlebnis in eine Sinn- und Lebenskrise geschleudert werden. Sie versuchen, ihre Gefühlen zu verarbeiten und entwickeln im Zuge dessen krankhafte körperliche Symptome. So verliert Larry immer mehr die Fähigkeit, seine auditiven Wahrnehmungen zu filtern. Das Stricken seiner Ehefrau klingt wie ein Schwertkampf oder das Getrappel einer Fliege auf einer Glasscheibe überlagert die Worte seines Chefs.

Nach den ersten drei Episoden wundert es kaum, dass der Grund für Larrys psychischen Zustand ein Familiendrama ist. 'Familie' scheint die thematische Klammer von Masters of Horror in der zweiten Season zu werden.

Die Idee zur Folge ist originell, die filmische Umsetzung gelungen, jedoch kämpft Sounds Like wie schon The V Word mit dem zeitlichen Rahmen, den die Serie vorgibt. Larrys Abgleiten in den Wahnsinn vollzieht sich zu langsam. Eine Reihe von Hörerlebnissen werden noch zu einem Zeitpunkt genau ausgemalt, als Larry bereits jegliche Bodenhaftung verloren hat. Das entzieht der ansonsten gut strukturierten Episode ein ordentliches Maß an innerer Glaubwürdigkeit.

Sounds Like ist mehr Twilight Zone als Masters of Horror: Es fließt zwar kaum Blut, dafür wird ein fantastischer Stoff liebevoll und detailliert erzählt. Leider geht der Folge nach etwa 40 Minuten die Luft aus.

6/10 Punkten.

Keine Kommentare: