Samstag, Juli 28, 2007

Filmtipp: Edmond

Viele der diesjährigen Fantasy-Filmfest-Filme existieren bereits als Kauf-DVDs. Den Vogel schießt hierbei der Abschlussfilm, Dnevnoy dozor, ab, der seit Sommer 2006 als russische DVD mit englischen Untertiteln erhältlich ist. Aber auch der Mystery-Thriller Premonition mit Sandra Bullock oder die australische Shakespeare-Verfilmung Macbeth sind in ihren Produktionsländer schon auf DVD erschienen.

Edmond, vom regelmäßigen Fantasy-Filmfest-Gast Stuart Gordon, stammt aus dem Jahr 2005 und zählt somit ebenfalls zu den weniger aktuellen Beiträgen. Diese Adaption von David Mamets (The Untouchables) Theaterstück hat es jedoch zweifellos verdient, im Programm aufzutauchen!

Entgegen Gordons frühen Horrorstreifen wie Re-Animator oder Castle Freak, die primär über ihr augenzwinkerndes Spiel mit Guts 'n Gore funktionieren, beschäftigen sich seine letzten Filme mehr mit der Psyche des Menschen. Gordon ist älter und reifer geworden, hat den Blick nach innen schweifen lassen und nutzt äußerliche Gewalt nicht mehr als Instrument für groteske Splatterszenen. In King of the Ants und Edmond stellt er Gewalt sehr viel realistischer dar. Hier ist sie vielmehr ein probates Mittel zum Erreichen von niederen Zielen wie Geld, Sex oder Macht. Zumindest scheint es auf den ersten Blick so zu sein. Doch die Gewalt ist niemals kontrollierbar, ist wie ein wildes Tier, das sich schnell auch gegen seinen Herrn richten kann.

Edmond Burke (William H. Macy) ist ein Seelenverwandter von Travis Bickle. Wir folgen ihm bei seinem Streifzug durch die New Yorker Nacht. Edmond hat gerade seine Frau (Rebecca Pidgeon) verlassen, nachdem ihm eine Wahrsagerin die Tarotkarten gelegt hat und zum Schluss kam: "You're not where you belong". Eine Typ in einer Bar (Joe Mantegna) rät ihm, dringend einen Puff aufzusuchen. Doch dort angekommen, gerät er über die vorherrschenden Abzockermethoden in Rage und wird wieder vor die Tür gesetzt. Er zieht weiter durch die Nacht, wird wie auf einer Welle von einem zwielichtigen Etablissement zum nächsten getrieben, bis er ein Schlüsselerlebnis hat, das ihn für einen Augenblick in Euphorie versetzt, nur damit der anschließende Fall noch schmerzhafter sein wird.

Macy ist für die Rolle des Antihelden die Idealbesetzung. In Gastauftritten glänzen Denise Richards, Julia Stiles, Bai Ling, Mena Suvari und natürlich Jeffrey Combs. Edmond ist eine Studie über die Abgründe der Seele, die Kälte zwischenmenschlicher Kommunikation und die animalischen Macht-Hierarchien im Großstadtdschungel. Das ist schauriger als jede Splatterorgie. Zwar merkt man Edmond durchaus eine gewisse Patina an. Schließlich schrieb Mamet das Stück vor gut 25 Jahren. Aber Gordon weiß dieses Manko clever zu kaschieren, indem er Macys "Knautschgesicht" (danke, FFF-Heft!) und Mamets ausgefeilte Sprache in den Vordergrund rückt. Und die Themen, die behandelt werden, sind ohnehin zeitlos: Rassismus, Sex und urbaner Wahnsinn.

Wer die Möglichkeit hat, Edmond auf dem FFF zu sehen, sollte die Chance nutzen!

6 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Die Story selber klingt für mich ziemlich langweilig, wandelt von einem Laden zum nächsten, Abgründe der Menschheit - liest sich relativ unspannend, dafür dann auf dem FFF tatsächlich 7 Euro auszugeben, also ich weiß nicht...

Jochen hat gesagt…

Du darfst nicht vergessen: Es handelt sich um die Adaption eines Einakters. Da ist nicht viel mit F/X und Action. Meines Erachtens ist der Film aber alleine schon deshalb das Geld wert, weil man ihn ansonsten höchstwahrscheinlich nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen bekommen wird. Ich bin allerdings auch ein Stuart-Gordon-Fan. :-)

Flo Lieb hat gesagt…

Spannung hängt ja nicht mit F/X und/oder Action zusammen, ich halte beides nämlich bei einem guten Film für unnotwendig. Wenn man aus einem Einakter aber einen 90minütigen Film macht, muss man ja damit rechnen, dass Schwächephasen aufkommen. Und wenn man bedenkt, dass die Preise beim FFF gesalzen sind und ich höchstens 3 Filme sehen kann, muss die Auswahl dabei schon stimmen :(

Jochen hat gesagt…

Also der Film ist nicht einmal 90 Minuten lang ;-) Und ich habe keine Schwächephasen entdecken können. Aber wenn du nur drei Filme gucken kannst, dann solltest du am besten selbst davon überzeugt sein, die richtige Wahl zu treffen...

Flo Lieb hat gesagt…

An sich hatte ich mich jetzt doch von URO entfernt, wegen verschiedener Kritiken und wäre gerne in EDMOND gegangen, aber für etwas mehr wie 70 Minuten Film waren mit 7€ einfach zu viel. Gerne aber mal auf DVD.

Jochen hat gesagt…

In Berlin kostet er sogar € 8. Und ich werde ihn mir auch nicht angucken, weil ich ihn nun erstens gerade gesehen habe und (der entscheidende Grund) er erst kurz vor Mitternacht läuft - da bin ich zu faul, mich extra noch aus dem Haus zu bequemen...:-)