
Wovon handelt Beerfest? Zwei junge Amis müssen die Asche ihres verstorbenen Opas (Donald Sutherland in einem trinkfreudigen Kurzauftritt) nach München bringen, wie es die Familientradition von ihnen verlangt. Dort werden sie, nachdem sie ein Bierzelt des Oktoberfests zum Einsturz gebracht haben, zu einem geheimen Trinkfestwettkampf, dem BEERFEST, gebracht. Da säuft gerade das deutsche Team (eine bayerische Brauereifamilie) die Iren im Fina

Beerfest ist das Produkt der Comedytruppe Broken Lizard (Super Troopers), deren Spezialität pubertärer Pennälerhumor ist. Doch jenseits dessen bedient sich Beerfest geschickt der Ästhetik amerikanischer Sportfilme (das Genre, in dem Ralf Möller in Hollywood Fuß fasste) oder zitiert in der Rekrutierungssequenz augenzwinkernd Kurosawas Sieben Samurai. Als das Team Germany für eine Stippvisite in die USA kommt, geschieht das nur deshalb per U-Boot, damit Jürgen Prochnow selbstironische Bemerkungen von sich geben kann. "Das Boot" (gesprochen: "das buut") ist schließlich auch Höhepunkt des Kampftrinkerwettbewerbs. Das Stiefeltrinken ist mir nur aus den Bauden diverser Sportvereine bekannt, insofern stammt diese Disziplin vielleicht tatsächlich aus der deutschen Sportvereinskultur (wäre nachprüfenswert).
Schon das Training der Jungs ist aberwitzig, lässt einen freudig zum Bierkrug


Klar werden hier Klischees bedient. Das ist die Quelle, aus der Beerfest seinen Humor schöpft. Der Film macht sich aber nicht auf Kosten einer einzelnen Minderheit lustig. Nein, er macht sich über alle lustig: Deutsche, Amis, Engländer, Juden, Schwarze. Genau das zeichnet die brachialen "Gross-out-Comedies" aus. Die für dieses Genre typischen Tabus Sex, Tod, Rassismus und Drogen werden in ihren verschiedenen Spielarten gezielt attackiert. Und wenn in Beerfest das Deutschlandbild ebenso differenziert gezeichnet wird wie zuletzt in der 80er Jahre Klamotte European Vacation mit Chevy Chase, dann gehört das zur Strategie dieser Sorte Film und sollte keinen vernünftig denkenden Deutschen in seinem Nationalstolz kränken (einige Kritiker haben das offenbar nicht begriffen).
Das Bemerkenswerte an Beerfest ist nun allerdings, dass diese strategische Vorgehensweise fast nie angestrengt wirkt. Ein Grund, warum ich American Pie und Scary Movie mitsamt ihren etlichen Ablegern (soweit gesehen) nicht ausstehen kann. Diese Filme dünsten in jeder Szene das fäkaliengetränkte Kalkül ihrer Macher aus. Die letzte Gross-out-Comedy, die mir ähnlich viel Spaß wie Beerfest bereitete, war Kevin Smiths Jay and Silent Bob Strike Back. Und das liegt fünf Jahre zurück.
Beerfest zeigt auch, dass die Amis in Sachen Bierkultur einiges nachzuholen haben und an einen deutschen Trinkerfilm wie Herr Lehmann bei weitem nicht heranreichen. Carsten Tritt geht auf diesen Aspekt in seiner sehr lesenswerten Kritik ausführlich ein.

Pflichtübung: Das Gruppenschnellsaufen. Kein Tropfen darf daneben gehen. Um zu schnelle Trunkenheit bei den Dreharbeiten zu vermeiden, wurde bei einigen dieser Szenen CGI-Bier verwendet, dessen Konsistenz und Farbe einem das Fürchten lehrt.
Angeblich soll die deutsche Synchronisation grausig und sinnentstellend sein. Im Englischen macht der Film schon deshalb Spaß, weil man einige der "Deutschen" schnell als nicht-Muttersprachler erkennt.
Sicherlich ist Beerfest kein großes Kino, kein Meilenstein der Filmgeschichte. Beerfest ist ein Partyfilm und wohl am besten in Sneakvorführungen mit pubertärem Publikum, das des Englischen mächtig ist, aufgehoben. Im Genre gnadenlosen Vulgärhumors gehört Beerfest jedoch eindeutig in den überschaubar kleinen Kreis der Besten.
2 Kommentare:
Barry ist doch kein Inder, nur weil er so aussieht. Ansonsten eine schöne Kritik, die gehaltvoll und objektiv (wo nötig) den Film wiedergibt.
Oh, das stimmt natürlich. Danke für den Hinweis. Hab das gleich mal geändert.
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