Dienstag, April 24, 2007

Film noirs in Kürze


In Scarlet Street von Fritz Lang darf einer der am häufigsten in Noir-Filmen vertretenen Darsteller, Edward G. Robinson, den introvertierten Bankangestellten Chris Cross mimen. Ein armes Würstchen, das, um der prolligen Femme Fatale Kitty March (Joan Bennett) zu helfen, erst seiner Frau und später seinem Arbeitgeber Geld stiehlt. Kitty glaubt, Chris sei Künstler. Als Kittys brutaler Freund Johnny (Dan Duryea) die Werke des Hobbymalers veräußern will, stellt sich heraus, dass Chris' düstere Malereien tatsächlich viel Geld wert sind. Ein Unglück bahnt sich an. Alle Figuren vereint, dass sie sich einerseits ihren starken Gefühlen hingeben, ja unter ihnen leiden, andererseits nicht in der Lage sind, die Befindlichkeiten ihres Gegenübers zu erkennen. - Scarlet Street überzeugt durch ein verhältnismäßig humorvolles Drehbuch, den fabelhaften Edward G. Robinson und Langs einmaligen Blick für Details. Leider ist das Ende aufgrund der damals von Filmen zu erfüllenden Sittenvorstellungen etwas moralinsauer geraten.
74 Punkte.



Out of the Past gehört eindeutig zur Crème de la Crème des Genres. Für Viele ist er der beste Film noir, der je gedreht wurde. Ganz soweit will ich nicht gehen. Dennoch: Der heutzutage weniger bekannte Regisseur Jacques Tourneur vereinigt in diesem Thriller alles, was einen außergewöhnlichen Film noir ausmacht: Elaborierte Rückblenden, eine verführerische Femme Fatale (Jane Greer), atmosphärische Schwarzweiß-Kameraarbeit und eine mitreißende Krimihandlung. Robert Mitchum, der von sich behauptete, er habe nur drei Gesichtsausdrücke ("Ich guck nach links. Ich guck nach rechts. Ich guck geradeaus."), spielt einen Privatdetektiv namens Jeff Bailey, der von Whit Sterling (Kirk Douglas) beauftragt wird, seine diebische Freundin Kathy (Greer) ausfindig zu machen. Jeff entdeckt sie in Mexiko und verliebt sich. Unerfreuliche Geschehnisse nehmen nunmehr ihren Lauf. - Out of the Past verdankt seine herausragende Stellung zum großen Teil den fantastischen Darstellern und insbesondere Robert Mitchum, der hier wunderbar unpathetisch agiert. Out of the Past ist ein schillernder Höhepunkt der schwarzen Serie: unprätentiös und glatt an der Oberfläche aber im Kern eine aufwühlende Fabel über die Wirren der Liebe.
90 Punkte.

3 Kommentare:

Rajko Burchardt hat gesagt…

Oh da kommen wir wirklich überein, OUT OF THE PAST ist definitiv mein liebster Film-Noir überhaupt. Ein Meisterwerk, das m.E. völlig unterschätzt wird. Schöne Einschätzung, der Film sei "eine Fabel über die Wirren der Liebe".

Jochen hat gesagt…

Ja, ein Pflichtfilm des Genres. In meiner derzeitigen Liste befindet er sich auf Platz 3. Ob der Film unterschätzt wird, da bin ich mir gar nicht so sicher - auf den meisten Noir-Seiten im Internet wird er zu den absoluten Höhepunkten gezählt. Verdientermaßen, wie ich finde, was nicht für alle der dort genannten Filme gilt. Aber darauf werde ich später noch ausführlicher eingehen, auch wenn ich dabei Gefahr laufe, deinen Unmut hervorzurufen ;-)

Rajko Burchardt hat gesagt…

Aber darauf werde ich später noch ausführlicher eingehen, auch wenn ich dabei Gefahr laufe, deinen Unmut hervorzurufen ;-)

Ich ahne ja schon schlimmes. *g*