Samstag, März 22, 2008

OT: Richard III. im BE

Das Berliner Ensemble hat seit vergangenem Februar Richard III. im Repertoire. Regie führt dabei niemand geringerer als der Intendant des Theaters Claus Peymann. Peymann echauffierte sich unlängst in einem überaus lesenswerten Interview mit der Süddeutschen über die Riege der Theaterkritiker, die jeden Regie-Pupser hochjubelten und dabei die Schauspieler vergäßen: Denn nur die Schauspieler könnten die Zuschauer verzaubern und eine Vorstellung zu einem Fest machen.

Tatsächlich merkt man der Inszenierung von Richard III. diese grundlegende Überzeugung zu jedem Zeitpunkt an. Ein schlichtes Bühnenbild, das lediglich aus einigen Glaswänden besteht, wenig Requisiten und dezente Kostüme lenken nicht vom Schauspiel ab, sondern stellen den Shakespeare-Text in den Mittelpunkt. Peymann hat sich hierbei für die zeitgenössische Übersetzung von Thomas Brasch entschieden, die das Drama über den buckligen Hinkefuß leichter zugänglich werden lässt als beispielsweise die alte Schlegel-Version. Die logische Folge dieser Herangehensweise: Das Stück steht und fällt mit den Leistungen der Schauspieler. Und hier gibt es Unterschiede zu verzeichnen.

Während Ernst Stötzner die Rolle des intriganten Richard, der sich zielstrebig auf den Thron mordet, großartig ausfüllt, die komischen Seiten der Figur geschickt auszunutzen versteht, verrennt sich Therese Affolter als Elisabeth in einer nervtötenden Überzeichnung. Der zwanghafte Versuch, Elisabeth als Karikatur darzustellen, mit hysterischen Gesten die Figur ironisch zu brechen, schlägt fehl. Wie man es richtig machen kann, zeigt Penelope Allen in Al Pacinos großartigem Looking for Richard.

Der überwiegende Teil des Ensembles spielt grandios. Besonders zu erwähnen sind hier Veit Schubert als Richards 'partner in crime' Buckingham oder der androgyn wirkende Christopher Nell als Richards Adlatus Catesby. Die Doppelbesetzung von Jürgen "Motzki" Holtz als Richards ahnungsloser Bruder Georg und später als Kindermörder Tyrrell verwirrt jedoch mehr, als dass sie dem Stück förderlich wäre.

Bedauerlicherweise hat Peymann die schwächsten Szenen nicht genügend gekürzt. So ist das Um-die-Wette-Gejammer der drei Frauenfiguren ebenso unerträglich wie Richards nicht enden wollendes Werben um Elisabeth. Hier hätten Raffungen gut getan, auch wenn man der über drei Stunden dauernden Aufführung insgesamt nicht vorwerfen kann, langatmig zu wirken.

Die Kritik war wenig begeistert von Peymanns Richard III. Die Zuschauerzahlen beeinflusst dies glücklicherweise nicht. Die Vorstellungen sind in der Regel ausverkauft.


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