Samstag, Dezember 01, 2007

Film noirs in Kürze: Garnett & Preminger

The Postman Always Rings Twice basiert auf einem Roman von James M. Cain und handelt ähnlich wie in Double Indemnity von einem Mordkomplott zweier frisch Verliebter, die sich dem Ehemann der Frau entledigen wollen. Doch natürlich läuft dabei nichts nach Plan. - Lana Turner gibt die bildschöne Femme fatale. Im Mittelteil kämpft The Postman Always Rings Twice mit einigen Längen. Dennoch handelt es sich hierbei zweifelsohne um das Highlight in der Karriere von Regisseur Tay Garnett. Er versteht es mehrfach, auch dank eines exzellenten Schnitts, Szenen von unglaublicher Spannung zu erzeugen. Die unterschwellige erotische Abhängigkeit des Liebhabers von der Femme fatale fängt Garnett mit suggestiven Kamerabewegungen und einer leicht zu entschlüsselnden Symbolik ein. Das 1981er-Remake mit Jack Nicholson und Jessica Lange ist genau deshalb nicht so gut wie das Original von 1946, denn gerade in der kunstvollen Verwendung von Andeutungen verbirgt sich die Qualität dieses Films und des Film noir allgemein.
68 Punkte.


Bunny Lake is Missing ist kein Film noir, vielleicht nicht einmal ein Neo Noir. Und dennoch führe ich ihn in dieser Liste, weil er eindeutig durch den Noir-Stil beeinflusst worden ist. Gerade die strenge Schwarzweißfotografie, die Preminger hier streckenweise mit einem gotischen Flair verknüpft, lässt diesen kafkaesken Albtraum einer Mutter, die nach ihrer verschwundenen Tochter sucht, zu einem düsteren Nachzügler der Schwarzen Serie werden. Laurence Olivier ist als Inspektor Newhouse vielleicht nicht in seiner stärksten Performance zu bewundern, trotzdem verleiht er dieser Geschichte, die vor zwei Jahren in Flightplan mainstreamtauglich variiert worden ist, die nötige Glaubwürdigkeit, die dem Jodie-Foster-Film fehlt. Die großartige Ausstattung und vor allem Martita Hunt als verschrobene alte Kinderpsychologin machen Bunny Lake is Missing neben der routinierten Inszenierung Otto Premingers zu einem kleinen Leckerbissen, der sich nahtlos in die Filme seiner Zeit einreiht, auch wenn er bei weitem nicht so radikal die Tabugrenzen attackiert, wie es Peeping Tom oder Psycho taten. Warten wir das Remake unter der Regie von Joe Carnahan ab, das uns 2009 in den Kinos beglücken wird.
69 Punkte.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Immer noch tapfer am Noirs schauen, das findet wohl kein Ende mehr? ;)

Rajko Burchardt hat gesagt…

...Gott sei Dank! ;)