Samstag, November 19, 2016

Short Cuts #22

Viele Sommerblockbuster habe ich vergangenen Monat im Heimkino nachgeholt. Wenig überraschend: Es handelt sich überwiegend um Superhelden-Filme. Ebenfalls wenig überraschend: Überwiegend langweilen sie mich.

Man hat sich in den letzten fünfzehn Jahren wahrlich sattgesehen an all den Superhelden. Das scheint auch Marvel zu ahnen und lässt deshalb seit kurzem besonders durchgeknallte Exemplare auf die Zuschauer los. Es fing mit dem recht witzigen Ant-Man an und nahm diesen Sommer seine Fortsetzung im wenig witzigen, wahnsinnig albernen Deadpool. Ein ungeheuer doofer Film mit einem blöden Helden, der es strikt ablehnt, als Superheld zu gelten,  letztlich aber doch einer ist. Die nervigen Slowmotion-Passagen, die unglaublich kalkuliert wirkenden Sprüche des angeblichen Anti-Helden und der klebrige Rache-Plot standen dem Kassenerfolg nicht im Wege und so wird man wohl einige Fortsetzungen über sich ergehen lassen müssen. Einziger Pluspunkt: Die Guardian of the Galaxy waren noch bekloppter!

Batman vs Superman: Dawn of Justice gönnte ich mir in der 182-minütigen Ultimate Edition. Ein völlig überfinanziertes, überladenes Werk von Comic-Regisseur Zack Snyder, dessen Watchmen mir nach wie vor gut gefällt. Hier hat er sich allerdings übernommen. Der Anfang überzeugt jedoch. Er schließt an den letzten Supermanfilm an, zeigt Bruce Wayne in den Häuserschluchten New Yorks Menschen retten, die beim Kampf zwischen Superman und einem ebenbürtigen Gegner als Kollateralschäden zu sterben drohen. Diese Sequenz ist wahrlich gelungen: Gute Idee, inszenatorisch präzise ausgeführt. Doch dann verliert sich Snyder in einem unnötig aufgeblasenen Plot, der es bei all seiner Opulenz nicht schafft, glaubhaft zu vermitteln, warum Batman nun wirklich böse ist auf Superman - wahnsinnig konstruiert erscheint das alles. Und warum nur? Damit Fans sehen können, wie die beiden sich gegenseitig auf die Fresse hauen. Aber auch dieser exorbitant teure Film war international rentabel.

The First Avenger: Civil War habe ich vor einer Woche gesehen und kann mich schon jetzt kaum noch an ihn erinnern. Wahrlich kein gutes Zeichen. - Die Superhelden entzweien sich über einen Vertrag, der sie unter Kontrolle halten soll. Gegenspieler: Daniel Brühl, der über keinerlei Superkräfte verfügt. Handlungsort (unter anderem): Berlin (Regierungsviertel, ICC, Olympiastadion) und der Leipziger Flughafen. Auf letzterem dürfen sich die Superhelden gegenseitig richtig kloppen - kommt einem irgendwie bekannt vor, wenn man kurz zuvor Batman vs. Superman gesehen hat - mit dem Unterschied, dass die Marvelwelt deutlich sauberer wirkt. Wertung: Nett, aber man hat nichts verpasst, wenn man den Film nicht sieht.

Die X-Men und ihr letztes Abenteuer liegen schon bereit. Aber irgendwie bin ich den Superhelden derzeit überdrüssig.

Nicolas Winding Refns The Neon Demon hat mich hingegen gefangengenommen. Ich kann nicht sagen, warum. Es ist nicht der Plot, der fesselt. Es sind die Bilder, die Musik, der Sound. Es gibt bestimmt gute Gründe, diesen Film nicht zu mögen, aber eines kann man ihm nicht absprechen: Er wendet sich direkt an das Gefühl, weniger an den Kopf- immer wieder bemerkte ich, wie mein Kopf versuchte, sich einzumischen. Warum fühlst du gerade so? Refn schafft in seinen Filmen seine eigene Kunstwelt, die (zumindest mich) jedes Mal wieder einzufangen vermag. 

Am besten hat mir zuletzt ein Film gefallen, den ich schon kannte: Die Invasion der Barbaren. Vielleicht sollte man doch öfter zu Filmen greifen, die man bereits schätzt.