Freitag, Juli 10, 2009

Short Cuts #12

Fighting hat schon jetzt, knapp sechs Monate vor der Deadline, gute Chancen zum schlechtesten Film des Jahres gekürt zu werden. Hier kommt alles zusammen, was nicht zusammengehört: Ein einfallsloses Drehbuch, das sämtliche Klischees des Hau-und-Prügel-Genres bedient (arme aber talentierte und aufrechte Dumpfbacke verdient endlich reichlich Geld durch illegale Kämpfe und verliebt sich in eine Bardame), talentfreie Schauspieler (Channing Tatum, Zulay Henao) und Schauspieler, die deutlich unter ihren Möglichkeiten bleiben (Terrence Howard, Luis Guzmán) stottern, spucken und stammeln belanglose Sätze, die sie dann auch noch dreimal wiederholen (Is that a lot of money? - Yeah, that's a lot of money. - Man, that's a lot of money!). Da ist es nur konsequent, diese auch langweilig abzufilmen und den Look des Films auf TV-Niveau zu halten (Kamera: Stefan Czapsky). Ein trendiger Soundtrack sorgt dafür, dass sich die Zielgruppe der 10- bis 16-jährigen trotz der offensichtlichen Mängel einigermaßen wohlfühlen dürfte. Alle anderen haben eben Pech gehabt.


Wer den Trailer zu The Hangover kennt, muss den Film nicht mehr sehen, denn der Trailer schafft in 65 Sekunden, wofür der Film 100 Minuten benötigt. Für die drei oder vier guten Gags, die der Trailer nicht zeigt, kann man auch getrost auf die DVD warten. Es nimmt auch niemand Schaden, der auf diese Komödie gänzlich verzichtet. Wie bei Fighting wird die Teenage-Generation hier zweifellos ihren Spaß haben. Immerhin sind die Jokes nicht so platt-vulgär wie in der American-Pie- oder Scary-Movie-Reihe. Das sei dieser Mainstreamsommerlachgranate positiv angerechnet. Zusätzlich stellt sich Schadenfreude ein, wenn man vernimmt, dass Lindsay Lohan dem Drehbuch nicht ganz zu Unrecht „kein Potential“ bescheinigte und die Rolle der Stripperin Jade deswegen ablehnte. Nun hat der Film in der Zwischenzeit beachtliche 210 Millionen Dollar eingespielt – mangelndes finanzielles Potential kann man diesem künstlerisch bestenfalls mittelmäßigen, wirtschaftlich jedoch klug kalkulierten Werk sicherlich nicht vorwerfen. Ein guter Film ist The Hangover deshalb noch lange nicht.

2 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Naja, schaut man sich an, was für Drehbücher Lohan sonst als "gut" erachtet, kommt da auch nix bei rum.

Wer den Trailer zu [XYZ] kennt, muss den Film nicht mehr sehen

Das ist inzwischen leider Standard bei Trailern. Ich denke da nur an BENJAMIN BUTTON aber auch sonst sind sich die Verleiher nicht zu Schade, gerne auch Szenen aus dem Finale mit in den Trailer rein zu packen (s. auch WATCHMEN). Daher sollte man eigentlich um Trailer generell einen Umweg machen.

THE HANGOVER ist ja so ein Film, der mir schon aufgrund seines Hypes (beispielsweise auch DARK KNIGHT) suspekt ist. Und generell sieht das auf den ersten Blick ziemlich nach VERY BAD THINGS aus, wobei ich gestehen muss, dass ich die Szenen aus dem Trailer schon ganz lustig fand. Teil 2 hat ja bereits grünes Licht erhalten. Hollywood kennt wahrlich keine Gnade vor gar Nichts.

Jochen hat gesagt…

Immerhin hat die Lohan in Bobby mitgespielt - dort hat sie mir gut gefallen (woanders habe ich sie bislang nicht gesehen ;-)

Ja, die Trailer sind Spaß und Verderben zugleich. Ich liebe sie, ärgere mich aber auch, wenn sie zu viel spoilern. Im Fall der Watchmen konnte ich mich glücklicherweise nicht mehr genau erinnern. Die graphic novel ist von play.com heute geliefert worden, habe auch schon angefangen zu lesen...

Mich hat Hangover ebenfalls an Very Bad Things erinnert. Im direkten Vergleich würde ich hier aber eindeutig den "Hangover" vorziehen, ganz einfach weil er mehr Charme und die zugänglicheren Figuren hat (wenn auch leider nicht annäherend den Grad an Sex und Gewalt erreicht ;-)