Mittwoch, August 29, 2012

FFF-Ticker:Switch


Frédéric Schoendoerffers Filme laufen grundsätzlich auf dem Fantasy Filmfest. Das ist gut so, finden sie doch trotz opulenter Bilder meist nicht den Weg in unsere Kinos. Switch wird vermutlich das gleiche Schicksal ereilen. Das ist nicht gut so, weiß dieser Oldschoolthriller doch zu überzeugen.

Schoendoerffer schrieb zusammen mit dem Krimiautor Jean-Christophe Grange (Les Rivières pourpres) das temporeiche Drehbuch: Um ihre Stimmung aufzubessern, tauscht Sophie für den Sommer ihr Montrealer Häuschen via Internet (www.switch.com) mit einer ihr unbekannten Pariserin. Die luxuriöse Pariser Wohnung mit Blick auf den Eiffelturm wird aber zur Falle. So wacht Sophie am ersten Morgen von Drogen gerädert auf, um von einem Polizeikommando mit auf die Wache genommen zu werden. Wer bitteschön ist die kopflose Leiche im Haus? Sophie soll in die geschlossene Anstalt eingeliefert werden, während der freundliche, wenn auch reichlich inkompetente, Detective Forgeat (mit ansehnlicher Schauspielleistung: Eric Cantona) versucht, Sophies Alibi zu überprüfen. Doch Sophie flieht aus der Haft und wird fortan von der Polizei gejagt. Ihr Ziel: den wahren Mörder ausfindig zu machen.

Switch arbeitet mit einer ganzen Reihe bekannter Handlungsmotive. Parallelen zu diversen Hitchcockfilmen (Strangers on a Train, Vertigo) aber auch aktuelleren Produktionen (The Bourne Surpremacy, The Fugitive) lassen sich leicht herstellen. Diese Anklänge an bekannte Hollywoodfilme stören jedoch ebenso wenig wie die eine oder andere Implausibilität, denn Schoendoerffers kinetische Inszenierung und die überaus agile kanadische Hauptdarstellerin Karine Vanasse ziehen einen dermaßen in Bann, dass man die genrespezifischen Fettnäpfchen, die der Film nicht komplett zu umtänzeln vermag, gerne ignoriert. In der größten Actionszene beispielsweise wird Vanesse von Cantona durch enge Gassen und Schrebergärten verfolgt und weiß sich glaubhaft gegen den Ex-Fußballprofi zu behaupten. Und die Auflösung am Ende des Films vermeidet glücklicherweise einen Twist à la Haute tension, mit dem ich während der letzten halben Stunde rechnete.

Nach dem recht enttäuschenden Truands gelingt Schoendoerffer mit Switch erneut ein Film, der einerseits stark vom US-amerikanischen Kino beeinflusst ist, andererseits (wie schon Agents secrets) eine realistische Note einbringt, die den meisten Hollywoddfilmen fremd ist. Schoendoerffer gilt es weiterhin zu beobachten - sein Meisterwerk hat er bislang noch nicht abgeliefert, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in den nächsten fünfzehn Jahren noch einen echten Knaller von ihm erwarten dürfen.

7.5/10

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