Frédéric Schoendoerffers Filme laufen grundsätzlich auf dem Fantasy Filmfest. Das ist gut so, finden sie doch trotz opulenter Bilder meist nicht den Weg in unsere Kinos. Switch wird vermutlich das gleiche Schicksal ereilen. Das ist nicht gut so, weiß dieser Oldschoolthriller doch zu überzeugen.
Schoendoerffer schrieb zusammen mit dem
Krimiautor Jean-Christophe Grange (Les Rivières pourpres)
das temporeiche Drehbuch: Um ihre Stimmung aufzubessern, tauscht
Sophie für den Sommer ihr Montrealer Häuschen via Internet
(www.switch.com) mit einer ihr unbekannten Pariserin. Die luxuriöse
Pariser Wohnung mit Blick auf den Eiffelturm wird aber zur Falle. So
wacht Sophie am ersten Morgen von Drogen gerädert auf, um von einem
Polizeikommando mit auf die Wache genommen zu werden. Wer bitteschön
ist die kopflose Leiche im Haus? Sophie soll in die
geschlossene Anstalt eingeliefert werden, während der freundliche,
wenn auch reichlich inkompetente, Detective Forgeat (mit ansehnlicher
Schauspielleistung: Eric
Cantona) versucht, Sophies Alibi zu überprüfen.
Doch Sophie flieht aus der Haft und wird fortan von der Polizei
gejagt. Ihr Ziel: den wahren Mörder ausfindig zu machen.
Switch arbeitet mit einer ganzen Reihe
bekannter Handlungsmotive. Parallelen zu diversen Hitchcockfilmen
(Strangers on a Train, Vertigo) aber auch aktuelleren Produktionen
(The Bourne Surpremacy, The Fugitive) lassen sich leicht herstellen.
Diese Anklänge an bekannte Hollywoodfilme stören jedoch ebenso
wenig wie die eine oder andere Implausibilität, denn Schoendoerffers
kinetische Inszenierung und die überaus agile kanadische
Hauptdarstellerin Karine
Vanasse ziehen einen dermaßen in Bann, dass man die
genrespezifischen Fettnäpfchen, die der Film nicht komplett zu
umtänzeln vermag, gerne ignoriert. In der größten Actionszene
beispielsweise wird Vanesse von Cantona durch enge Gassen und
Schrebergärten verfolgt und weiß sich glaubhaft gegen den
Ex-Fußballprofi zu behaupten. Und die Auflösung am Ende des Films
vermeidet glücklicherweise einen Twist à la Haute tension, mit
dem ich während der letzten halben Stunde rechnete.
Nach dem recht enttäuschenden Truands
gelingt Schoendoerffer mit Switch erneut ein Film, der einerseits
stark vom US-amerikanischen Kino beeinflusst ist, andererseits (wie
schon Agents secrets) eine realistische Note einbringt, die den
meisten Hollywoddfilmen fremd ist. Schoendoerffer gilt es weiterhin
zu beobachten - sein Meisterwerk hat er bislang noch nicht
abgeliefert, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in den
nächsten fünfzehn Jahren noch einen echten Knaller von ihm erwarten
dürfen.
7.5/10
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