Mit seinem NC-17-Rating ist für Killer Joe in den USA wohl nur noch ein kommerzieller Erfolg auf DVD,
Blu-ray und VoD möglich. Die harte Einstufung der MPAA lässt
sich durch die für US-Produktionen hohe Anzahl an sexuellen
Handlungen sowie 'full frontal nudity' erklären. Zwar gibt es auch
einige Szenen brutaler Gewalt, jedoch nichts, was man nicht schon in
R-Rated-Filmen, teilweise sogar deutlich heftiger, gesehen hätte.
Von diesem Rating-Skandälchen einmal
abgesehen, ist William Friedkin mit Killer Joe erneut ein großartiges
Kammerspiel gelungen. Seine Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Tracy Letts ist
offenbar äußerst fruchtbar. Denn schon Bug, der vor fünf Jahren
auf dem Fantasy Filmfest lief, strahlte eine ähnlich einnehmende
Intensität aus. Geschuldet ist dies im Fall von Killer Joe vor allem dem
exzellenten Ensemble der Schauspieler. Matthew McConaughey verleiht
dem gleichermaßen charismatischen wie perversen Detective und
Auftragsmörder Joe eine ungewöhnliche, nicht vorhersehbare
Satzmelodie, lässt die Figur in der Schwebe zwischen manipulativem
Bösewicht und texanischem Gentleman. Das noirhafte Handlungsgeflecht
um einen Auftragsmord und die damit verbundene Auszahlung der
Lebensversicherung ist nur ein Vorwand, um uns die schrägen Figuren
aus Dallas' Unterschicht vorzuführen. Gina Gershon als schlampige
Trailertrash-Femme-fatale und vor allem Thomas Haden Church als
geistig minderbemittelter, aber extrem liebenswerter Autoschlosser,
hat man selten so gut gesehen. Das liegt vermutlich auch daran, dass
die Rollen ein Äußerstes an Körpereinsatz verlangen.
Killer Joe überzeugt durch seinen
tiefschwarzen Humor und überrascht - ja schockiert sicherlich auch das
eine oder andere MPAA-Mitglied - durch eine Episode gegen Ende, in der ein Stück paniertes Hühnchen im
Zentrum steht.
Highlight.
9/10
2 Kommentare:
Dürfte dich nicht überraschen, dass ich mit meinem schlechten Filmgeschmack den lediglich durchschnittlich empfand. Eine 08/15-Krimistory, in der McConaughys Figur noch das Uninteressanteste war. Wenig beeindruckend, noch weniger schockierend (umso unverständlicher das FSK-Theater) und einfach... total gewöhnlich. Aber war schön, mal wieder die Gershon zu sehen.
Auf dich ist halt Verlass, Rudi! :)
Hat die FSK nach der MPAA nun auch rumgemeckert? Hätte ich nicht erwartet, schließlich sind die sexuellen Perversitäten des Films nach europäischem Maßstab nun nicht gerade weltbewegend.
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