Während De Palma dieser Tage fleißig in Berlin und Potsdam sein Remake zu Crime d'amour dreht, wird es Zeit, sich mit der Vorlage seines darauf folgenden Projektes näher zu beschäftigen: dem Remake des Neo noirs Heat aus dem Jahr 1986 - ein Burt-Reynolds-Reißer, der auf Roman und Drehbuch des zweifachen Oscargewinners William Goldman (The Princess Bride) basiert.
Heats Dreharbeiten gestalteten sich recht ungewöhnlich. Laut Wikipedia und imdb stand niemand geringerer als Robert Altmann für genau einen Tag hinter der Kamera, verließ jedoch das Filmset, weil sein kanadischer Kameramann kein Visum für die Einreise in die USA bekam. Daraufhin übernahm Dick Richards die Regie, verscherzte es sich aber mit Reynolds, der ihm angeblich während des Drehs eine reingehauen haben soll. Richards wurde nach dem Vorfall durch Jerry Jameson ersetzt. Jameson wiederum purzelte von einem Kamerakran und landete im Krankenhaus. Zwei weitere Regisseure beendeten den Film. Die Entstehungsgeschichte scheint einige Eigenheiten des Films zu erklären - vor allem das klebrige Happy End.
Heat erzählt die Geschichte des ehemaligen Söldners Nick Escalante (Reynolds), der in Las Vegas als Bodyguard arbeitet. Sein Traum: 100.000 Dollar sparen, um davon entspannt in Venedig leben zu können. Mehrere Handlungsstränge werden zunächst nebeneinander entfaltet, um schließlich ineinander zu münden. Es geht um Rache für eine Schandtat an einer Prostituierten, um Spielsucht und das Verhältnis zwischen Nick und einem verängstigten Computer-Nerd (Peter MacNicol), der von Nick eine Nahkampfausbildung erhalten möchte, um Selbstsicherheit zu gewinnen.
Die verknotete Handlung, das überwiegend nächtliche Setting, das Spiel mit dem Wahrheitsbegriff, die ambivalenten Figuren und all die anderen Noir-Elemente machen Heat zu einem durchaus vergnüglichen Filmerlebnis. Zugleich ist William Goldmans Drehbuch nicht frei von Schwächen. Einige Szenen ziehen sich arg in die Länge, die Plot-Pointen sind eigentlich immer vorhersehbar und das versöhnliche Ende ist eine einzige Katastrophe. Ich gehe davon aus, dass das Ende, so wie es im Film zu sehen ist, bei Goldmann nicht angelegt war und dass De Palma davon Abstand nehmen wird. Jason Statham, der Nick im Remake spielen wird, besitzt eine größere Agilität als Reynolds. Die Kampfszenen sollten also spektakulärer ausfallen, wobei die Kraft dieser Szenen gar nicht in den Kampfchoreografien liegt, sondern vielmehr - und hier funktioniert die 86er Version überraschend gut - im behutsamen Spannungsaufbau vor den kurzen Momenten heftiger Gewalt. Diese Szenen sind eine Steilvorlage für De Palma! Auch das etwas lieblos gestaltete Actionfinale kann durch eine Neuinszenierung nur gewinnen. Der Showdown ist hingegen wunderbar makaber geraten, wird aber für meinen Geschmack zu unlogisch aufgerollt.
Heat ist einer jener Filme, denen ein Remake guttun kann. Im Gegensatz zu den meisten anderen Neuverfilmungen, handelt sich um keinen Blockbuster, an dem man noch einmal Geld verdienen will, sondern um einen Streifen, in dem eine Menge Potenzial steckt, das beim ersten Mal nicht voll ausgeschöpft worden ist.
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