Müsste ich eine
Liste der zehn bedeutendsten Filme der 90er Jahre erstellen, Knight Moves wäre
nicht unter ihnen. Man weiß gar nicht, wo man mit seiner Kritik anfangen soll:
Vielleicht beim Titel, der eine ungelenke Referenz an den
Gene-Hackman-Klassiker, Night Moves, aus den 70ern ist. Oder vielleicht bei dem
hemmungslos zusammengestohlenen Drehbuch, das kein - ich wiederhole: kein
einziges! - Plot-Klischee auslässt, falsche Fährten en masse legt und
Nebenhandlungen beginnt, nur um sie wieder fallenzulassen. Vielleicht aber
auch beim Schauspiel, denn Christopher Lambert agiert dermaßen over-the-top,
das einem gelegentlich angst und bange wird.
Und doch: Für all diese Defizite muss man diesen
deutsch-amerikanischen Genreschinken irgendwie gernhaben! Gerade weil einem
alles so bekannt vorkommt, fühlt man sich, als würde man von einem lange nicht
mehr gesehenen Freund herzlich begrüßt.
Lambert gibt in Knight Moves einen Schachgroßmeister, der
verdächtigt wird, ein Serienkiller zu sein. Um seine Unschuld zu beweisen,
hilft er der Polizei. Dabei lernt er eine heiße, wenn auch komplett
inkompetente, Psychologin (Diane Lane) kennen. Es knistert und knattert. Und am
Ende ist der Täter mal wieder eine unauffällige Nebenfigur, die beim finalen
Kampf aussieht wie John-Boy von den Waltons.
Vieles spricht für diesen 90's-Thriller. Da wäre zum
einen die Besetzung. Neben dem bewundernswert übertriebenen Schauspiel des
Highlanders glänzen Daniel "der Dicke" Baldwin und Tom Skerrit als
Polizisten. Skerrit spielt sich in Knight Moves schon einmal für Picket Fences
warm. Denn seine Rolle als Kleinstadt-Sheriff durfte er nur wenig später in
dieser Superserie der 90er perfektionieren.
Auch die Kameraarbeit ist schick. Liebevoll
ausgeleuchtete Räume, komplexe Fahrten und farblich überaus harmonisch
gestaltete Räume schmeicheln dem Auge des Zuschauers.
Ferner darf nicht vergessen werden, dass Knight Moves
relativ am Anfang der großen Serienkillerwelle der 90er steht. Es sollte noch
über drei Jahre dauern, bis Fincher mit Se7en den ultimativen Schlussstrich
ziehen würde. Zwischen Knight Moves und Se7en liegen bestimmt zwanzig
vergleichbare Filme von der Genrestange. Und witzigerweise bedient sich Se7en
recht frech bei Knight Moves - man vergleiche nur einmal die
Leichen-Inszenierungen.
Man könnte zum Schluss kommen, es handle sich um ein Paradebeispiel
einer „guilty pleasure‟. Nur fühle ich mich nicht schuldig, Knight Moves gerne zu
sehen. Mich plagt kein schlechtes Gewissen. Nein, ich stehe dazu: Der Streifen
ist mir sympathisch.
4 Kommentare:
Den hab ich nur 1x als 11- oder 12-Jähriger gesehen, in einer Phase wo ich Lambert ziemlich cool fand ("Fortress", "Gunmen"). Und die Lane mag ich sowieso. "Knight Moves" fand ich damals dahingehend toll, dass es mal ein Film war, der in der Schachwelt angesiedelt wurde. Davon gibt es ja nicht so viele. Aber unterm Strich fand ich ihn - Achtung - durchschnittlich. Vermutlich mit ein Grund weshalb ich ihn mir, obschon die DVD sehr leicht zugänglich wäre, seither nicht erneut angesehen habe.
Leider werden die Möglichkeiten, die die Schachwelt bietet, nicht konsequent genug genutzt. Und das Schachbrettmuster auf dem Stadtplan (als Karte des Killers) ist so gaga, dass man darüber schon wieder lachen muss.
Wie ausführlich dargelegt: Knight Moves ist totaler Schrott. Aber sehr sympathischer Schrott!
Jup, Knight Moves ist einfach das bessere Schweigen der Lämmer. ;)
@ Affenmann
Genau. Schon weil Diane Lane besser aussieht als Jodie Foster ;)
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