Das Jahr neigt sich dem Ende. Also ist es Zeit innezuhalten, durchzuatmen und kurz zurückzublicken auf das, was man alles in den vergangenen 52 Wochen konsumiert hat. Da ich den Rahmen jedoch einerseits nicht sprengen möchte und mir andererseits eine Top- und Flopliste zu knapp bemessen scheint, liste ich hier die wichtigsten Filme des Jahres in drei Kategorien auf: Die besten, die guten und mittelmäßigen sowie die enttäuschenden und grottigen.
Insgesamt ein durchaus zufriedenstellendes Jahr. Nur die Blockbuster haben überwiegend enttäuscht. Aber wirklich überraschend ist das ja eigentlich auch nicht mehr.
Die Besten
Planet Terror: Beste Hommage, bester Horrorfilm und eine der besten Komödien des Jahres. Spätestens mit Planet Terror beweist Rodriguez, dass Once Upon a Time in Mexico ein Ausrutscher war. Wie kategorisiert Tarantino den Film so treffend: Planet Terror sei jener Film, den Carpenter nach The Thing leider nicht gemacht habe.
The Bourne Ultimatum: Schnell, authentisch und ohne viel Pathos - so muss beinharte Action sein. Eine Lektion, die Bay und Raimi von Greengrass lernen können. Der eindeutig beste Actionfilm des Jahres!
Death Proof: Bestimmt nicht Tarantinos bester Film, dennoch verteufelt gut. Der erste Crash, der brillant zu Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich "Hold Tight" montiert ist, stellt für mich die beste Kinoszene des Jahres dar.
The Simpsons Movie: Das quietschende Spider-Pig siegt über den grausigen Spider-Man. Das lange Warten auf den Film hat sich gelohnt. Ich zähle die Tage bis zum Sequel.
Bobby: Ein im Trubel um die Blockbuster untergegangenes Juwel von Darsteller/Regisseur Emilio Estevez. Unaufgeregt, atmosphärisch und mit Liebe für die Figuren geben sich hier die Stars die Klinke in die Hand.
Stuck: Stuart Gordons intelligente Fabel über Ehrgeiz, Angst und den menschlichen Überlebenswillen. Mena Suvari und Stephen Rea glänzen in den Hauptrollen.
Bug: Friedkin is back. Und das ausgerechnet mit einem eindringlichen Kammerspiel.
Mr. Brooks: Neben Stuck der beste Film des diesjährigen FFFs. Kevin Costner war lange nicht so gut. Die Dialoge mit William Hurt als seinem Alter Ego gehören zu den schönsten Momenten des diesjährigen Kinojahres.
Die Guten und Mittelmäßigen
Die Hard 4.0: Zweitbester Actionfilm des Jahres. Punkt.
The Wind that shakes the Barley: Strenggenommen ein Film aus dem Jahr 2006. Trotzdem: Mein Hang zu Ken-Loach-Filmen zwingt mich, ihn hier zu erwähnen. Ein kleines Meisterwerk, das in seiner Drastik jedoch im Gegensatz zu anderen seiner Filme für meinen Geschmack etwas zu didaktisch geraten ist.
The Queen: Famoses Familiendrama zu einem Thema, von dem ich glaubte, dass es mich nicht interessiert. Ich wurde eines besseren belehrt.
Hot Fuzz: Nach The Simpsons Movie die beste Komödie des Jahres. Mit Liebe zum Detail und selbstironischen Gastauftritten gelingt Pegg/Wright hier eine Steigerung zu Shaun of the Dead. Leider ist er jedoch in der Exposition etwas zu lang geraten.
Fracture: Überraschend smartes Katz- und Mausspiel zwischen Anthony Hopkins als Killer seiner Gattin und Ryan Gosling als versnobtem Staatsanwalt.
Zodiac: Spannend, finster, rätselhaft und doch zu lang geraten.
Harry Potter 5: Der schwächste Romanband erweist sich als mittelmäßiger Film.
Ratatouille: Spaßige Unterhaltung aus dem Hause Pixar. Wie immer: etwas zu infantil aber insgesamt netter als die anderen Animationsfilme.
Black Book: Mr. Verhoeven back in Holland. Aber der von mir sehr geschätzte Regisseur, erweist sich hier als echter "Klotsack". Historisch nicht uninteressant aber zu episodenhaft und hektisch inszeniert und mit Figuren bevölkert, die allesamt unsympathisch sind.
Mein Führer: Umstritten aber hat nicht die Ablehnung verdient, die man ihm entgegenbringt. Mutig in der Art und Weise, wie er Hitler verharmlost.
The Prestige: Ein rundum solider Film. Aber das ist zu wenig für einen Mr. Nolan. Schade.
Rocky Balboa: Launiger Altherrenfilm, reifer als alle anderen Teile zusammengenommen.
Knocked Up: Spaßig und nicht so niveaulos wie einem der Trailer zunächst Glauben macht.
Archangel: TV-Produktion aus dem Jahr 2005, die erst dieses Jahr in Deutschland gelandet ist. Fesselnder Polit-Thriller über einen englischen Historiker (Daniel Craig), der im eisigen Russland auf den Spuren eines politischen Geheimnisses ist.
Free Rainer: Wundervoll in seinem euphorischen Idealismus wie er nur auf der Leinwand funktioniert. Man verzeiht gerne Schwächen in der Dramaturgie, wenn mit solch einer Inbrunst für gutes Fernsehen gekämpft wird. Free Rainer ist zwar ein Märchen, das zentrale Thema betrifft uns jedoch alle, ist nahe an der Realität und hätte schon längst aufgegriffen werden müssen. Regisseur Hans Weingartner schlägt einem hier, wie schon in Die fetten Jahre sind vorbei, eine Wertekeule um die Ohren. Das ist Kino, das tatsächlich noch glaubt, es könne Menschen zum Guten erziehen. Auch wenn dem nicht so ist, es ist der Versuch, der zählt.
Die Enttäuschenden und Grottigen
Truands: Nach dem Spinnenmann die größte Enttäuschung des Jahres. Als Fan von Frederic Schoedoerffers bislang sehr überschaubarem filmischen Oeuvre ein schmerzvoller Tiefschlag. Sicherlich bedeutend besser als das, was gleich noch folgen wird, das täuscht aber nicht über die Durchschnittlichkeit dieses Werkes hinweg.
Sunshine: Danny Boyle erliegt dem Sonnenwahn und geilt sich ohne über Figuren, Dramaturgie oder wissenschaftliche Glaubwürdigkeit nachzudenken an der Optik auf. Das ist für einen Herrn Boyle eindeutig zu wenig. Setzen, sechs!
300: Der altgriechische Tuntentanz überzeugt anfangs durch seine interessante Optik, doch schnell merkt man, wie selbstverliebt und unreflektiert das alles vom geistigen Tiefflieger Zack Snyder in Szene gesetzt worden ist.
Spider-Man 3: Eindeutig die größte Enttäuschung des Jahres. Sam Raimis Tiefpunkt. Hohl, langweilig, kitschig, nicht nur zu lang, sondern vollkommen überflüssig.
Shrek the Third: Was ist grün und stinkt nach Kommerz? Shrek ist spätestens seit Teil zwei zu dem geworden, was er in Teil eins noch leidlich unterhaltsam durch den Kakao gezogen hat. Teil 3 ist der Gipfel der Dämlichkeit. Ich weiß nicht einmal, warum ich ihn mir überhaupt angesehen habe.
Disturbia: LaPuff als nervende Teenie-Variante von Jimmy Stewart. Peinlich, flach und größtenteils unspannend.
Pirates of the Caribbean: At World's End: Hat jemand die Handlung am Ende der Welt gefunden?
Ocean's Thirteen: Zwar nicht so grottig wie sein Vorgänger aber trotzdem weit jenseits eines guten Films.
Neues vom Wixxer: Nicht mehr so originell wie der Vorgänger, sondern einfach nur noch niveaulos und doof. Darüber täuschen auch nicht die zahlreichen Gastauftritte hinweg. Schade, habe ich von Kalkofe doch mehr erwartet.
4: Rise of the Silver Surfer: Teil 1 war schlecht, Teil 2 ist schlechter, Teil 3 wird sicherlich...
Transformers: Kawumm, kawumm, der Bay ist dumm.
Bleibt abschließend noch kurz und weinerlich anzumerken, dass es Redacted dieses Jahr leider nicht mehr in die deutschen Kinos geschafft hat. Wie gerne hätte ich De Palmas aktuellen Film einmal auf der großen Leinwand gesehen.
Eastern Promises steht dieses Jahr noch aus, kann aber notfalls in der Kommentarspalte nachgereicht werden.
2008 kann also kommen...