Mittwoch, Dezember 31, 2008

OnlineTvRecorder - Ein Erfahrungsbericht

Ich besitze keinen Festplattenrekorder, musste aufgrund meines Umzugs von Berlin in die niedersächsische Provinz vor gut einem Jahr von der exzellenten DVB-T-Qualität wieder auf das minderwertige analoge Kabelfernsehsignal umsteigen. Damit lohnt sich das Aufzeichnen von Fernsehsendungen mit dem Computer nicht mehr. Im Notfall verwendete ich meinen Videorekorder. Seit einem Monat bin ich nun aber Benutzer eines Online-Videorekorders. Genauer gesagt, ich habe mich unter den zur Auswahl stehenden Internet-Videorekordern für www.onlinetvrecorder.com entschieden. Der Grund: Er ist kostenlos, finanziert sich über Werbung. Und ich bin fast durchweg begeistert!

Gleich als erstes der überzeugendste Grund, sich für diesen Online-Rekorder zu entscheiden: Man verpasst keine Sendung mehr! Der Rekorder läuft 24 Stunden am Tag auf insgesamt 57 Kanälen. Dazu zählen übrigens auch einige der digitalen Programme, wie z. B. ARD Einsfestival oder der ZDF Theaterkanal. Mit der Anmeldung bei OnlineTvRecorder fängt der 24/7-Videorekorder an zu laufen. Einen kleinen Haken gibt es allerdings: Man muss ein sogenanntes Premiummitglied sein, um auf die Sendungen zugreifen zu können. Dafür muss man 50 Credits (GWP-Punkte) besitzen. Diese kann man sich recht mühselig zusammenklicken, indem man die Werbebanner der Seite aufruft. Das dauert jedoch lange und ist eher lästig. Ratsam ist es, ein paar Euro zu investieren. Für zwei Euro kann man beispielsweise schon drei Monate die Premiummitgliedschaft erwerben, ohne nur einen Banner anklicken zu müssen.

Natürlich kann man den Videorekorder auch gezielt programmieren. Das erleichtert den späteren Zugriff auf die gewünschte Sendung, weil man nicht erst in der Historie nach der jeweiligen Ausstrahlung suchen muss. Aufgezeichnet wird jede Sendung stets mit einem Zeitpuffer vor und nach dem geplanten Sendestart und Sendeende, sodass man z. B. den gewünschten Spielfilm auf jeden Fall auch bekommen sollte.

Einige Stunden nach der Aufzeichnung steht das Objekt der Begierde zum Download bereit. Man kann die Datei direkt von der OTR-Seite herunterladen, eine Mirror-Seite benutzen oder auch eine Torrent-Datei. Lädt man sie direkt von OTR herunter (die Downloadgeschwindigkeit ist stets hoch!), muss man dafür einige GWP-Punkte opfern. Auf den Mirror-Seiten kostet es nichts. Dort muss man sich allerdings durch einigen Werbemüll klicken und eventuell in eine Warteliste einreihen. Aber auch dann wird einem normalerweise eine Highspeed-Verbindung zur Verfügung gestellt. Nach meiner Erfahrung ist der Download über Torrents am zeitintensivsten.

Ist der Download abgeschlossen, muss man die Datei noch umwandeln, denn sie liegt im verschlüsselten OTRKEY-Format vor. Dazu benötigt man ein kleines Tool (z. B. Multidecoder), das bei der Gelegenheit auch noch überprüft, ob die Datei fehlerfrei geblieben ist. Umgewandelt wird ins DivX-Format. HD-Aufnahmen gibt es von einigen Sendungen übrigens ebenfalls.

Wenn man will, kann man sich die Sendungen freilich noch zurechtschneiden (Anfang und Ende entfernen, ggf. Werbeblöcke herausschneiden). Bei vielen Sendungen stehen auch Schnittlisten zum Download zur Verfügung, sodass man diese nur herunterzuladen braucht und sie im Cut Assistant öffnet – zwei Minuten später hat man in der Regel eine perfekte Filmdatei!

Ich gebe zu, das hört sich zunächst nach viel Arbeit an. Ist es aber nicht. Wenn man sich dort erst einmal reingefuchst hat, geht es blitzschnell. Man kann das leicht neben der normalen Arbeit am Rechner erledigen.

Zum Schluss gibt es dann doch noch eine kleine Kritik: Die Qualität der einzelnen Sender ist unterschiedlich. Während die großen Programme wie ARD, ZDF, Pro7 usw. in absoluter Spitzenqualität aufgezeichnet werden, sind die Bilder manch eines drittes Programms (z. B. MDR) oder auch von 3SAT und Phoenix grundsätzlich etwas verrauscht. Hier einige Screenshots:

Einsfestival (zum Vergrößern: Bild anklicken!)


phoenix: deutliches Rauschen erkennbar


rbb: anamorphes Bild aus Magnificent Obsession

Summa summarum kann ich diesen virtuellen Videorekorder bedenkenlos empfehlen. Die Vorteile überwiegen ganz klar und vom Preis-Leistungsverhältnis ist das Ganze im Vergleich zur Anschaffung eines Festplattenrekorders unschlagbar günstig!

Samstag, Dezember 27, 2008

2008 - Ein Jahresrückblick

Der Jahresrückblick stellt den Filmblogger vor ein organisatorisches Problem: Welche Filme hat er in den vergangenen 365 Tagen gesehen? Welche davon stammen tatsächlich aus diesem Jahr? Gerade bei Leuten, die aufgrund mangelnder Zeit und mangelnden Kino-Angebots darauf angewiesen sind, Neuheiten auf DVD zu sehen, verschwimmen schnell die Jahresgrenzen. Ich habe mir große Mühe gegeben, meine Sichtungen zu rekonstruieren und bin dabei auf insgesamt über 50 Kinofilme gekommen, die 2008 in deutschen Lichtspielhäusern zu sehen waren. Dazu zähle ich auch Festivalfilme. Ich ordne sie in vier Kategorien: Die Großartigen, die Guten, die Mittelmäßigen und die Schwachen.

Die Crème de la crème

Burn After Reading ist seit langem der erste Film, der das gewohnte Coen-Gefühl der 90er Jahre wieder auszulösen vermag. Vielleicht sind es die starken Anleihen an Fargo (man achte nur auf die musikalische Begleitung), die Burn After Reading zur besten Komödie des Jahres werden lässt. John Malkovich als cholerischer Ex-Agent macht auch bei Mehrfachsichtungen einen Heidenspaß. Wann sonst darf er schließlich solch schöne Sätze ausspucken wie: „I have a drinking problem? - You're a Mormon. Compared to you we all have a drinking problem!“

No Country for Old Men mit seinen famosen Landschaftsaufnahmen, geschliffenen Dialogen und hochkarätigem Darsteller-Ensemble ist kaum noch als Coen-Film erkennbar. Die Brüder haben sich hier bewusst zugunsten der Story zurückgenommen, sie insbesondere in der ersten Hälfte fast eins zu eins aus Cormac McCarthys Vorlage übernommen. Die erfolgten Vereinfachungen ergeben Sinn, lassen den durchaus fordernden Film für den Zuschauer zugänglicher werden. Dieses Jahr ging der Oscar ausnahmsweise mal an die richtigen!

There Will Be Blood hätte die Oscars für beste Regie und Film allerdings ebenfalls verdient: ein vielschichtiges und stilistisch reifes Epos, wie man es von keinem anderen so jungen Regisseur neben Paul Thomas Anderson erwarten würde. Lediglich die Fehlbesetzung des maßlos überforderten Paul Dano als Paul/Eli ist an diesem ansonsten nahezu perfekten Film klar zu beanstanden.

In Bruges steht hier als größte Überraschung des Jahres. Denn diese kleine Gangster-Moritat hatte wohl vergangenes Jahr noch niemand auf dem Radar. Mit einem ordentlichen Schuss schwarzen Humor versehen, weiß die Geschichte von zwei Killern im belgischen Exil auf ganzer Linie zu überzeugen.

Redacted: Brian De Palmas intelligenter, preisgekrönter, stilistisches Neuland betretender Wutschrei gegen den Irakkrieg, dem hierzulande bedauerlicherweise nur eine Videothekenpremiere zuteil wurde. Eine Schande, gerade angesichts des vielen Schrotts, der weiter unten aufgeführt wird.

Iron Man ist gleich zweierlei: Die beste Comicverfilmung und der beste Actionfilm des Jahres.

Before the Devil Knows You're Dead: Sidney Lumet meldet sich mit diesem phänomenalen Thriller zurück. Leider ist diese kluge Familiengeschichte vom Kinopublikum weitgehend unbeachtet geblieben.


Die Guten


Låt den rätte komma in flimmerte auf dem FFF als Centerpiece über deutsche Leinwände. Dort habe ich ihn nicht gesehen, konnte dies dank des jüngst erfolgten deutschen Kinostarts aber nun nachholen und wurde nicht enttäuscht. Der beste Vampirfilm seit Near Dark.

Midnight Meat Train ist neben dem schwedischen Vampirfilm der beste Horrorfilm des Jahres. Kleinere darstellerische und dramaturgische Schwächen werden durch eine dichte Atmosphäre und einer gelungenen Mischung aus realen und CGI-Effekten ausgebügelt.

The Dark Knight habe ich mittlerweile dreimal gesehen. Mit jedem Mal hat er mir weniger gefallen. Über jeden Zweifel erhaben sind einige der Actionsequenzen und die Leistung Heath Ledgers. Dennoch hat TDK mehr als eine Länge und erreicht selten die erzählerische Intelligenz des ersten Teils.

Weitere empfehlenswerte Horrorfilme des Jahres sind Eden Lake, und All the Boys Love Mandy Lane. The Mist macht riesigen Spaß, wenn man ihn als Trash sieht. Gleiches gilt für My Name is Bruce und Dance of the Dead.

In der Sparte anspruchsvollerer Filme wissen Cassandra's Dream, Michael Clayton, Le Scaphandre et le papillon sowie Interview und In the Valley of Elah zu überzeugen.

Die Neuverfilmung von Die Welle darf ebenfalls als gelungen angesehen werden, wenn man einmal vom dämlichen Drehbuchdoktor-Ende absieht. Da hatten die Macher nicht den Arsch in der Hose, auf die Vorlage zu vertrauen.

Mit JCVD hat sich Jean Claude van Damme dieses Jahr unerwartet leise, aber dafür umso persönlicher zurückgemeldet. Hoffen wir, dass er diese zweite Chance zu nutzen versteht.

Und schließlich hat uns Roger Donaldson mit The Bank Job den intensivsten Heistfilm seit Heat geschenkt.


Die Mittelmäßigen


Hellboy 2 schließt sauber an den ersten Teil an, leidet immer noch an der viel zu prolligen Hauptfigur und ersäuft streckenweise an seinen kitschigen CGI-Effekten. Als harmloser Sonntagnachmittagfilm ohne Nebenwirkungen lässt er sich dennoch bedenkenlos konsumieren.

The Darjeeling Limited wirkt wie fast alle Wes Anderson Filme furchtbar angestrengt. Auch die Figuren sind erneut unsympathische Higher-Class-Yuppies, deren Familienschmerz mich nicht im Geringsten berührt. Allerdings bietet TDL neben einer überaus schönen Optik auch hin und wieder Momente schwereloser Heiterkeit.

Tropic Thunder schwankt zwischen wenigen großartigen und einer Handvoll billigen Gag-Nummern. Bildet man den Mittelwert aus diesen zwei Extremen, landet man in der Mittelmäßigkeit, wo auch die überwiegende Mehrheit der Blödeleien anzusiedeln sind.

Sweeney Todd: Imposante Studio-Bauten setzt wohl niemand so gekonnt düster in Szene wie Tim Burton. Die dünne Handlung wird von gewöhnungsbedürftiger Musik begleitet, die erstklassige Schauspieler mit drittklassigem Gesang untermalen.

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull enttäuscht nach gelungener erster Hälfte im dritten Akt. Mehrfachsichtungen bekommen dem Film überhaupt nicht.

Hancock: Wie Indy 4 verliert auch dieser Film seine Fahrt im dritten Akt, als er anfängt dem Zuschauer Erklärungen zu liefern. Ansonsten: hirnloser Spaß zum Kopfabschalten.

How To Lose Friends & Alienate People: Ebenso leichte Kost wie Run, Fatboy Run. Pegg verbindet erneut britischen mit amerikanischem Humor, was diese 08/15-Story kräftig nach oben reißt.

Be Kind Rewind: Nach Michel Gondrys letztem Film habe ich nicht mehr viel erwartet. Genau das trat dann auch ein. Highlight sind die „geswedeten“ Filme, der Rest ist eher mau.

The Incredible Hulk kann freilich nicht an die beste Comicverfilmung aller Zeiten in punkto Tiefgang anschließen. Dafür kracht es ganz ansehnlich. Allerdings empfehlen sich auch hier keine Mehrfachsichtungen!

Mirrors: Jack Bauer gefangen in einem japanischen Horrorfilm! Gewohnt souverän kämpft er sich aus der Bredouille. Das macht Spaß! Als Alexandre-Aja-Film ist Mirrors allerdings die wohl heftigste Horrorfilm-Enttäuschung des Jahres.

Außerdem mittelprächtig: Donkey Punch, Hush, I am Legend, X-Files – I want to Believe, Wanted, Run, Fat Boy Run, Diary of the Dead, Transsiberian.


Schwache Filme und Ärgernisse


Speed Racer: bunt, laut und trotzdem öde. Dieser Artikel der Süddeutschen fasst das Problem von Speed Racer klug zusammen, erklärt, warum diese knallbunte Kinderfantasie als Actionfilm nicht funktionieren kann. Kurz gesagt: Es fehlt die Körperlichkeit, die scheinbare Gefahr der Action. Ich hoffe inständig, dass die Zukunft des Actionkinos anders aussieht! Revolutionierten die Wachowski-Brüder vor knapp zehn Jahren den Actionfilm, läuten sie hiermit nun dessen Sterbeglocke.

Quantum of Solace setzt das fulminante Reboot der Bondserie schaurig schlecht fort. Ein armselig gescripteter, hundsmiserabel geschnittener, insgesamt einfach überflüssiger Haufen Müll, über den ich mich gar nicht weiter aufregen will. Abgehakt und fertig. Der nächste Bond kann kommen.

Juno wurde groß bejubelt, bleibt aber der vielleicht verlogenste Film des Jahres, weil er uns eine Hauptfigur präsentiert, aus der die Sprache der 30-jährigen Drehbuchautorin quillt. Die Konsequenz: Juno wirkt furchtbar altklug und ist als Figur kein Stück glaubwürdig. Auch der nette Retro-Flair (Mode, Musik) kann über diese Grundschwäche nicht hinwegtäuschen.

Cloverfield ist nur eines: Sterbenslangweilig! Warum irgendwer mit diesen Arschlöchern mitfiebert, bleibt mir ein Rätsel. Auch die pseudo-dokumentarische Haltung des Films nervt gewaltig.

21 zeigt, wie vergleichsweise genial das kanadische Fernsehen mit The Last Casino die literarische Vorlage „Bringing Down the House“ umgesetzt hat. The Last Casino wirkt wie Ecstasy, 21 wie ein Sedativum.

Weiterer Schrott: John Rambo, Vantage Point, Jumper, Alien vs. Predator 2, You don' mess with the Zohan, Jack Brooks – Monster Slayer, A L'Interieur

2008 war eindeutig das Jahr der Coens! Sie haben diesem Kinojahr ihren Stempel aufgedrückt. Enttäuscht haben wie schon in den vergangenen Jahren die Blockbuster. Das Fantasyfilmfest im Sommer bot insgesamt gute Kost. Zwei Filme, die dieses Jahr noch auf dem Programm stehen, sind der neue Woody Allen Vicky Cristina Barcelona und Breloers Buddenbrooks-Verfilmung.

Montag, Dezember 15, 2008

Freitag, November 21, 2008

Donnerstag, November 13, 2008

Batman in trouble

Gerade bei The House Next Door entdeckt: Erst wurde Hans Zimmers Score von The Dark Knight nicht zur Oscarnominierung zugelassen (klick), nun wird Christopher Nolan auch noch von der türkischen Stadt Batman verklagt:

Hüseyin Kalkan, mayor of Batman, an ancient oil-producing town in south-eastern Turkey, is planning to sue Christopher Nolan, director of the recent box-office behemoth The Dark Knight, over the use of the name in the film. He claims Nolan and Warner Bros, which owns the film rights to the comic-book character, purloined the name without checking with him first. "There is only one Batman in the world," said Kalkan, a member of the pro-Kurdish Democratic Society party. "The American producers used the name of our city without informing us."

Samstag, November 08, 2008

Short Cuts #10

Redneck zeigt Telly Savalas als eben solch einen dümmlichen Ami mit dem bezeichnenden Namen Memphis, der zusammen mit seinem Partner Mosquito (Franco Nero) einen Juwelier überfällt. Die Chose geht natürlich schief und die zwei finden sich auf der Flucht wieder - mit einem kleinen britischen Diplomatensöhnchen (ein wundervoller Kontrastakzent zu Savalas etwas angestrengt wirkendem Südstaaten-Gedröhn) im Kidnap-Gepäck. Einige Leichen pflastern freilich ihren Weg - Redneck-Savalas ist ein bisschen irre und es macht einen Heidenspaß ihm beim Overacting zuzusehen. - In den Nachtszenen ist Redneck chronisch unterbelichtet. Die UK-DVD verfügt nicht einmal über ein Szenenmenü, die Bildqualität ist grausig - doch diesen Film muss man so sehen. Eine Trashperle!

Liest man die Credits von Menschen am Sonntag, muss man sich die Augen reiben: Robert und Curt Siodmak, Billie Wilder, Edgar G. Ulmer, Fred Zinnemann - alle für diesen kleinen Film vereint, der vier junge Berliner bei einem sonntäglichen Ausflug an den Wannsee zeigt. Eine halbdokumentarische Liebeserklärung an das Berlin der späten 20er Jahre, ein Feelgood-Film mit melancholischen Zwischentönen, der großartige Berlin-Bilder serviert. Dabei wirkt er nie angestrengt oder verkopft. Eben diese Leichtigkeit ist es, die Menschen am Sonntag so liebenswert werden lässt. Diese Menschen beim fröhlichen Geplansche im Wannsee zu sehen, ist komischer als das meiste, was sich heutzutage "Komödie" schimpft. Gedreht mit Laiendarstellern für ein lächerlich geringes Budget, erkannte das lokale Publikum schon damals, wie genial dieser Stummfilm ist: Er wurde ein großer Erfolg in den Ku'damm-Kinos.

Die Unkenrufe im Vorfeld waren diesmal berechtigt: Quantum of Solace ist tatsächlich ein herber Rückschritt nach Casino Royale. Die Action ist nicht überwältigend, sondern zu großen Teilen schlecht aus den Bourne-Filmen übernommen, eine Handlung im Grunde kaum existent, die Bondgirls so langweilig wie selten zuvor und auch der Ton des Films kann nur manchmal an Casino Royale anschließen. In den Momenten, als man gerade glaubt, dass es nun richtig losgeht, wird das Potenzial nicht richtig ausgeschöpft. So zum Beispiel bei der besten Szene des Films: Der Tosca-Aufführung in Bregenz. Die langsame Entwicklung der Bondfigur ist neben dem stets grimmig dreinblickenden Felix Leiter (Jeffrey Wright) noch das gelungenste an Quantum of Solace. - Der nächste wird bestimmt besser!

Dienstag, November 04, 2008

Aus gegebenem Anlass

Ein Kurzfilm, der einem das nicht gerade unkomplizierte amerikanische Wahlsystem anschaulich und gebündelt erklärt: Electing a US President in Plain English

Montag, Oktober 13, 2008

Sternstunde des Fernsehens

Dass die Verleihung des dämlichen deutschen Fernsehpreises einen solch erhabenen Moment bereithalten würde, damit hat vorher wohl niemand gerechnet...

Dienstag, Oktober 07, 2008

Film noirs in Kürze: Act of Violence

Die Silhouette eines humpelnden Mannes bewegt sich energisch durch die regnerische Nacht. Im Hintergrund ragen düstere Wolkenkratzer in den Himmel. Der Mann stürzt die Treppe eines Hauses hinauf, betritt ein schäbiges Apartment, nimmt eine automatische Pistole aus dem Schrank, dreht sich zur Kamera um und lädt die Waffe durch. Der Titel des Films "Act of Violence" erscheint in großen weißen Lettern. - Ein fulminanter Auftakt!

Dieser entschlossene Mann heißt Joe Parkson (Robert Ryan) und möchte Rache nehmen an einem Vorzeigemodell des amerikanischen Traumes: Dem Immobilienunternehmer Frank Enley (Van Heflin). Frank lernen wir im Gegensatz zu Joe in einer lichten Kleinstadtsiedlung kennen, die er selbst aus dem Boden gestampft hat. Er hat eine Familie, Freunde und scheint auf den ersten Blick ein netter Kerl zu sein. Doch das Monster lauert beim Film noir oft im Licht. Natürlich ist die Rache, die Joe sucht, nicht unbegründet. Frank hat im Zweiten Weltkrieg seine Kameraden verraten. Joe ist der einzig Überlebende. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern ist jedoch zuvorderst eine psychologische, und zwar eine mit sich selbst: Frank muss sich durch die Konfrontation mit Joe erstmals ernsthaft mit seinem Verhalten im Krieg auseinandersetzen - seine bislang verdrängte Schuld frisst ihn auf, er sucht Vergebung. Doch wie ist diese zu erlangen? - Joe verwirft sein bisheriges Leben, um seinen Rachegelüsten nachzugehen: "The Manhunt no woman could stop!" heißt der Slogan auf dem Filmplakat und bezieht sich wohl vor allem auf Joe, der seine Geliebte im wahrsten Sinne des Wortes stehen lässt, um Frank zu stellen und umzubringen.

Regielegende Fred Zinnemann (The Day of the Jackal) begeistert den Zuschauer mit einem herrlich zügigen Erzähltempo, wohl durchdachten Bildkompositionen, einer Noir-typischen Beleuchtung und nicht zuletzt mit einer intelligenten Geschichte, deren Themen und Motive zeitlos sind.

Überrascht hat mich Act of Violence zudem durch zwei Eigenheiten, die beweisen, wie sehr der Film auch bei heutigen Filmemachern geschätzt wird: Als Joe in der Stadt angekommen ist, wo Frank wohnt, geht er vor wie der T-800 in The Terminator - er umkreist die Frank Enleys im örtlichen Telefonbuch und fährt anschließend zu dessen Einfamilienhaus, um ihn zu stellen. Die "Sarah Connor?"-Türszene aus The Terminator ist eine direkte filmische Anspielung. Von Plagiat müsste man wohl reden, wenn man sich den Soundtrack von Act of Violence genauer anhört und mit Christopher Youngs großartigem Hellraiser-Score vergleicht. Young hat die Melodie aus Act of Violence fast eins zu eins übernommen, sie allerdings orchestral aufgeblasen, man darf wohl ruhig sagen: kontextuell perfektioniert. Eine Wertschätzungsbekundung?
80 Punkte.

Mittwoch, September 24, 2008

L' Année dernière à Marienbad

Man muss Alain Resnais sicherlich hoch anrechnen, mit L' Année dernière à Marienbad (deutscher Titel: Letztes Jahr in Marienbad) gängige Handlungsstrukturen zu sprengen, sich also einer Handlung im eigentlichen Sinn bewusst zu widersetzen, und Schauspiel als Spiegel von Emotionen nicht zuzulassen. Im Jahr 1961 muss dieser Film wie ein Donnerschlag gewirkt haben. Resnais überträgt hier postmoderne literarische Merkmale konsequent ins filmische Medium. Etwas, das heute (zumindest in diesem Maßstab) kaum noch jemand wagt. Und Resnais beweist uns mit diesem zauberhaft schön fotografiertem Traum doch nur eines: Dass ein solcher Film mit seinem wohl durchdachtem Gebaren unglaublich prätentiös und sterbenslangweilig ist. Letztes Jahr in Marienbad ist ein Film für Masochisten, die sich während der Rezeption einreden, sie würden gerade filmische Hochkultur genießen, obwohl sie im Grunde dem Scheitern eines formalen Experiments beiwohnen. Die ewiggleichen Kamerafahrten auf Gesichter, die schwülstigen Voice-Over-Kommentare des X, der über seine Affäre mit einer namenlosen Frau lamentiert - das ist der ganze Film. Die Frau erinnert sich nicht an ihr letztjähriges Betthüpfen mit X, was X enttäuscht. Doch diese Mikrobe an Handlung kehrt den Zuschauer ohnehin nicht. Das grausige Orgelspiel aus dem Soundtrack gepaart mit selbstverliebten Einstellungen von kostbaren barocken Deckenverzierungen, Spiegeln und Säulen sind das eigentlich "Wichtige" in diesem französischen Kunstfilm: Es geht um das Zelebrieren von Oberflächen. Wem das gefällt, dem sei dieser furchtbar selbstgefällige Filmschinken empfohlen.

Montag, September 22, 2008

OT: Ergibt das Bloggen überhaupt einen Sinn?

Zugegeben: Die Überschrift ist polemisch geraten. Aber angesichts des heute in der Süddeutschen erschienenen Artikels muss man schon ins Grübeln kommen. Insbesonders lange Texte scheinen dem typischen Internetleser nicht entgegen zu kommen. Hier stellt sich dann automatisch die Frage nach dem Publikum einer Seite: Ein hoher Zählerwert sagt offenbar überhaupt nichts darüber aus, ob die Texte auch tatsächlich gelesen worden sind.

Ich hoffe, dieser Post war nicht zu lang...

Sonntag, September 21, 2008

Short Cuts #9

Lords of Dogtown ist ein grandioses Skater-Spektakel, das überraschenderweise auch jenseits erstklassiger Skate-Einlagen etwas zu bieten hat. Die kalifornische Surfkultur, die in den sozial schwächeren Stadtvierteln L.A.s der späten 70er Jahre aufblühte und den Skatestil der nächsten Generationen prägte, wird hier eindringlich reanimiert. Großartige Schauspielleistungen machen den Film zusätzlich zu einem Vergnügen: Allen voran Heath Ledger mit falschem Gebiss und filzigen Haaren - so nah am Joker war er zumindest optisch in keiner seiner anderen Rollen.

You don't mess with the Zohan ist ein überlanges, verlogenes Stück Zelluloid. Unter dem Deckmäntelchen der Political Incorrectness wird am Ende Friede, Freude, Eierkuchen zelebriert. So doof kann Kino sein.

Wanted ist ein kurzweiliger, aber letztlich völlig bedeutungsloser Actionreißer, der nichts weiteres als eine halbärschige Matrix-Variation ist. Überflüssig aber wenigstens nicht so erschreckend eintönig wie Shoot 'em Up.


Der Skorpion eröffnet die neue Reihe deutscher Kriminalfilme der Süddeutschen Zeitung. Kaum zu glauben, dass dieser kleine, dreckige Film nur fürs Fernsehen gedreht worden ist. Zehn Jahre vor Rodriguez' und Tarantinos Grindhouse schmierte Dominik Graf bereits absichtlich das Filmmaterial mit vermeintlichen Aufnahmefehlern voll. Pointiert geschrieben, großartig gespielt und sehenswert nachbearbeitet ist Der Skorpion eigentlich ein perfekter deutscher Krimi, würden nicht hin und wieder solch schwülstige Sätze wie "Ganz hinten in deinen Augen lacht es nie!" fallen. Dennoch: Wenn Fernsehen stets von derart hoher Qualität wäre, hätten die GEZ-Gebühren schon eher eine Berechtigung.

Donnerstag, August 28, 2008

TV-Tipp: The Black Dahlia

Für all jene, die Brian De Palmas fantastischen Neo-Noir noch nicht gesehen haben, heißt es heute um 22.45 Uhr: ARD einschalten. The Black Dahlia lohnt sich aber auch für eine Zweit- oder Drittsichtung. Einziger Wermuthstropfen: Es wird natürlich die deutsche Fassung ausgestrahlt. Gerade das lässt den Film für mich heute interessant werden, da ich die deutsche Synchro noch nicht kenne. Man darf gespannt sein, wie Ellroys poetischer 40er-Jahre-Slang ins Deutsche transportiert worden ist. Die Übersetzung der Romanvorlage ist jedenfalls eine mittlere Katastrophe.

EDIT:

Die Synchronisation war zufriedenstellend, wenn auch freilich viele Nuancen im Deutschen verlorengegangen sind. Die fast lyrische Qualität des Originals wurde meist auf den reinen inhaltlichen Sinn der Sätze heruntergebrochen. Die deutschen Sprecher hielten sich zurück, den leicht ironischen Ansatz eines noirhaft-stilisierten Sprechgestus nachzuahmen. Wahrscheinlich die richtige Entscheidung - schließlich haben selbst im Original viele Zuschauer nicht begriffen, warum die Schauspieler allesamt leicht over-the-top agieren.

Seltsamerweise rief die Tanzsszene diesmal Erinnerungen an ein bekanntes Bild von Gustav Klimt wach: "Jungfrau". Bei genauerer Betrachtung stellte sich dann aber heraus, dass es kein direktes visuelles Zitat ist. Eine gewisse Ähnlichkeit im Arrangement lässt sich allerdings nicht le
ugnen...

Sonntag, August 24, 2008

Kurzfilm: Gridlock

Hier ein Kurzfilm, der 2002 auf dem Fantasy Filmfest lief und den ich in bester Erinnerung hatte. Leider wirkt er bei einer Zweitsichtung nicht mehr so stark. Dennoch ist er gut genug, um hier gepostet zu werden! Gridlock:



Und als Nachtisch gibt's noch Desserts mit Ewan McGregor:

Samstag, August 23, 2008

Bogdanovich interviewt Kirk Douglas

Peter Bogdanovich hat erneut exklusiv für das Magazin der Süddeutschen Zeitung ein langes Interview mit einer Hollywoodlegende geführt. Nach Lauren Bacall, Jack Nicholson, Arthur Miller, Clint Eastwood und Jerry Lewis saß Bogdanovich nun dem mittlerweile 91-jährigen Kirk Douglas an drei Tagen im Januar diesen Jahres gegenüber.

Das komplette Interview ist sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Übersetzung online nachlesbar. Wer sich für die älteren Interviews interessiert, findet diese hier.

Donnerstag, August 21, 2008

Film noirs in Kürze: Impact

Der knallharte Geschäftsmann Walter Williams (Brian Donlevy) wird das Opfer seiner jungen Frau (Helen Walker): Ihr Liebhaber soll Williams bei einem Reifenwechsel umbringen. Der Plan misslingt. Williams überlebt. Der Liebhaber stirbt. Williams verliert vorübergehend sein Gedächtnis, lässt sich im idyllischen Larkspur nieder, verliebt sich dort in die Inhaberin einer Autowerkstatt (Ella Raines). Als er erfährt, dass seine Frau wegen Mordes angeklagt ist, verhält er sich zunächst ruhig - doch seine neue Flamme überzeugt ihn, zurück nach San Francisco zu gehen und der Polizei seine Sicht der Dinge zu schildern. Plötzlich findet er sich jedoch auf der Anklagebank wieder. - Impact wird angenehm zügig erzählt. Man bemerkt die für einen Film noir recht stattliche Länge von 111 Minuten fast gar nicht. Dabei weiß Regisseur Arthur Lubin uns nicht einmal visuell zu packen. Weit mehr als die Hälfte des Films spielt bei Tageslicht. Es gibt wenig Noir-typische Ausleuchtungen. Aber der recht konventionelle Plot fesselt dank des flüssigen Schnitts, einem Gespür für Timing. Nicht einmal die Schauspieler überzeugen. Donlevy wirkt die meiste Zeit wie erstarrt, Helen Walker bleibt völlig farblos. Der heimliche Sympathieträger und Star des Films ist Charles Coburn als dickbäuchiger Kommissar. Dennoch hat es Impact geschafft, mich zweimal gewaltig zu überraschen. So kommt das bekannte Vertigo-Gebäude (Brocklebank) ebenso vor wie eine Frisur, die George Lucas 28 Jahre später Prinzessin Lea tragen ließ. Das lässt wohl auch den größten Noir-Muffel schmunzeln. Der dritte Akt des Films ist der mit Abstand schwächste. Die gesamte Gerichtsverhandlung kommt nur zu Stande, weil Williams bei seiner Polizeiaussage ungenaue bzw. falsche Angaben macht - die peinlichste Form, um noch einen Drehbuchtwist einzubauen. Fazit: Trotz deutlicher Schwächen sehenswert.
64 Punkte.

Dienstag, August 19, 2008

Fantasy Filmfest 2008


Meine Kurzrezensionen des Fantasy Filmfests 2008 im Überblick:

[Diary of the Dead (Einstimmung)]

Get Shorty (Kurzfilmprogramm)
Eden Lake (8.5/10)
JCVD (7/10)
Dance of the Dead (7/10)
My Name is Bruce (7/10)
Hush (6.5/10)
Donkey Punch (5/10)
Jack Brooks - Monster Slayer (4/10)

Montag, August 18, 2008

FFF-Ticker: Get Shorty

Das Kurzfilmprogramm ist für mich gleichzeitig der Abschluss des diesjährigen Fantasy Filmfests. Da ich Berlin morgen verlassen werde und ich am heutigen Montag keine Zeit fürs Kino habe, muss ich zwangsläufig auf Mirrors und das Dracula Double Feature (ein Film in Technicolor: yumyum!) verzichten. Umso erfreulicher also, dass Get Shorty 2008 das beste Programm seit bestimmt sechs Jahren bereit hält!

Im Grunde gab es nur eine große und eine kleine Enttäuschung. Die kleine Enttäuschung stammt ausgerechnet von Bill Plympton: Sein Shuteye Hotel im gewohnt unruhigen Zeichenstil kann in punkto Witz und Überraschung an seine bisherigen Beiträge nicht anschließen. 5/10

Die große Enttäuschung kommt aus Spanien und heißt Las horas muertas (aka Killing time): Ein Dirty-Harry-mäßiger Scharfschütze zerlegt Wohnmobil plus Insassen. Seltsamerweise werden sämtliche Figuren als unsympathisch dargestellt, so dass einen ihr Ableben nicht kratzt. Der Film soll schmierig wirken. Verwaschene Farben, eine vollkommen überzogene Tonspur und eine penetrante Western-Pfeif-Melodie. Das beste an Las horas muertas ist sein Vorspann. 3/10

Für mich der gelungenste, witzigste, überraschendste Beitrag dieses Jahres wurde von Lars von Trier eingereicht und ist gerade einmal drei Minuten lang: Occupations. Eine Abrechnung mit dem Premierenpublikum großer Filmfestspiele (genauer gesagt: Cannes). Fantastisch! So müssen Kurzfilme sein: Prägnant und mit einer schlagkräftigen Pointe: 10/10

Hätte jemand behauptet, The Saddest Boy in the World wäre von Tim Burton, ich hätte es geglaubt. Eine liebevoll ausgestattete und vollkommen überzeichnete Charakterstudie eines neunjährigen Jungen, eines Außenseiters, der anlässlich seiner Geburtstagsfeier mit dem Gedanken spielt, sich das Leben zu nehmen. 7/10

Der kanadische Beitrag: The Saddest Boy in the World.

Absoluter Publikumsliebling in Berlin war kurioserweise der einzig deutsche Beitrag: Arbeit für alle. Deutsche Beiträge sind meist zäh, in ihrem Humor sehr bemüht und deshalb waren sie in den vergangenen Jahren alles andere als Highlights. Dieses Jahr ist es anders. Arbeit für alle ist eine bissige Arbeitsmarktkritik, die bestimmt niemals im Fernsehen laufen wird. 8/10

Because there are Things you never Forget: Ein spanischer Kurzfilm, der auf Italienisch gedreht worden ist und rückwärts erzählt wird. Man sollte kleinen Jungen niemals das Fußballspielen vermiesen, so lehrt uns der Film. 8/10

Bitten ist der Prolog zu David Morleys im Herbst erscheinendem Horrorfilm Mutants. Ein geradliniger, vorhersehbarer aber gut fotografierter Zombiekampf à la 28 Days Later. 5.5/10

Eater ist ein US-amerikanischer Kurzfilmhorrorbeitrag, dessen Wendung mich trotz deutlicher Andeutungen tatsächlich überraschen konnte. 6/10

Der obligatorische Animationsbeitrag kommt dieses Jahr aus Frankreich: Even Pigeons go to Paradise. Eine spaßige Kirchenkritik, die ohne Schnörkel erzählt, wie sich der Sensenmann auch mal irren kann. 7/10

Zu guter Letzt Tile M for Murder: Ein wundervoller Beitrag aus Schweden und neben Bitten der einzige Film im Breitwandformat. Trotz der Vorhersehbarkeit der Pointe glänzt der Film, in dem es um ein verwunschenes Scrabble-Spiel geht, durch seine pfiffige Idee, großartige Darsteller und eine atemberaubende Beleuchtung. 8.5/10

FFF-Ticker: Fresh Blood - Donkey Punch

Drei britische Partyschicksen lassen sich mit vier jungen Skippern auf eine Bootsfahrt, Drogen und wilden Sex ein. Doch einer der Kerle schlägt seiner Sexgespielin beim Orgasmus ins Genick (der durch sofortige Muskelkontraktion angeblich luststeigernde Donkey Punch) und bringt sie so versehentlich um. Aus dem Partytörn wird eine Höllenfahrt. Soll man zugeben, was geschehen ist, oder soll man die Leiche auf See verschwinden lassen und eine Geschichte erfinden? - Donkey Punch verläuft in absolut vorhersehbaren Bahnen. Lediglich zwei Dinge sind erwähnenswert: Zum einen die durchaus ansehnliche Sexszene (vor full frontal nudity wurde bemerkenswerterweise nicht zurückgeschreckt!), zum anderen die leise mitschwingende Kritik an unserer Spaßgesellschaft. Im Grunde hätte der Film viel besser in die 90er Jahre und zur Nach-mir-die-Sintflut-Ravebewegung gepasst. Ein mitreißender Thriller ist Regisseur Oliver Blackburn dann auch nicht gelungen. Donkey Punch lief in Berlin gegen das Centerpiece Let the Right One In und war dementsprechend schlecht besucht. Wer Donkey Punch deshalb nicht gesehen haben sollte, muss darüber keine schlaflosen Nächte verbringen.

5/10

Sonntag, August 17, 2008

FFF-Ticker: Jack Brooks - Monster Slayer

Jack Brooks: Monster Slayer wäre wahrscheinlich gerne ein Film wie Dance of the Dead. Bedauerlicherweise ist er es aber nicht. Zäh wie Kaugummi entfaltet sich das Geschehen um den durch ein Kindheitserlebnis traumatisierten Klempner Jack. Robert Englund als dessen Abendschullehrer bewahrt den Zuschauer durch eine gehörige Portion Overacting und die eine oder andere Slapstickeinlage vor dem Wegschlummern, bevor im 3. Akt endlich die Special-Effects-Leute ihre Latex-Geschöpfe vor die Kamera setzen dürfen. Hier macht der Trash rund um die talentfreien Schauspieler für einige Minuten richtig Spaß. Doch das ist insgesamt zu wenig, um aus Jack Brooks: Monster Slayer noch einen akzeptablen Monsterfilm werden zu lassen.

4/10

FFF-Ticker: My Name is Bruce

Bruce Campbell hat ein Herz für Proleten. Er feiert in My Name is Bruce seine Filmkarriere als B-Movie-Horrorstar, gibt sich als alkoholkranken Trailertrash, als sympathisches Wrack. Das alles natürlich vollkommen überspitzt, politisch zutiefst unkorrekt und -wie könnte es anders sein?- ironisch. Der Humor bedient sowohl die Fans von Campbells Filmen als auch den anspruchslosen Freund albernen Slapsticks. Gleichzeitig greift dieser Beitrag der Midnight Madness sogar ein Thema auf, das historisch nicht uninteressant ist: Die gnadenlose Ausbeutung chinesischer Migranten als Goldminenarbeiter im 19. Jahrhundert. Der Dämon Guan-Di gegen den Bruce unfreiwillig antreten muss, verteidigt Tofu und die Friedhofsruhe hundert toter chinesischer Sklaven. Ein Irrwitz. Hoffentlich muss Campbell demnächst keine Filme in Bulgarien drehen, wie in My Name is Bruce angedeutet – davor grauste es ja schon Jean-Claude Van Damme in JCVD (aus Erfahrung).

7/10

FFF-Ticker: Dance of the Dead

Dance of the Dead wurde seltsamerweise digital (vermutlich von Blu-ray) projiziert. Das hatte leider kräftige Auswirkungen auf die Bildgröße (Balken oben, unten, rechts und links) und auf die Bildqualität (Farben wirkten verwaschen, erreichten nicht die Schärfe einer gewöhnlichen 35mm-Projektion, einmal kam es sogar kurz zu „Bauklötzen“ im Bild). Von diesen Mängeln einmal abgesehen, erwies sich Dance of the Dead als exzellenter Partyfilm, dessen Beliebtheit bei den Kartenkäufern sogar dafür sorgte, dass Ole Bornedal zur Vorstellung seines neuen Films Just Another Love Story ins kleinere Kino 6 verbannt wurde.

Diese streckenweise rasant geschnittene Zombieklamotte versprüht ein liebenswürdiges 80er-Jahre-Flair, greift auf CGI-freie Splattereffekte zurück und führt Rockmusik als effektives Narkosemittel für Untote ins Zombiefilmuniversum ein. Besonders beeindruckend ist das katapultartige Hervorschießen der bleichgesichtigen Verwesenden aus ihren Gräbern: Von Null auf Vollsprint in unter einer Sekunde. Nur die olympischen Ringe hätten noch eingeblendet werden müssen.

7/10

Samstag, August 16, 2008

FFF-Ticker: Fresh Blood - Hush

Das Berliner FFF-Publikum kommt dieses Jahr erstmals in den Genuss tatsächlicher Weltpremieren, wenn man einmal davon absieht, dass einige Filme bereits einem erlesenen Kreis von Filmmarktfritzen gezeigt worden ist. So auch Hush, ein souverän inszenierter Thriller, der irgendwo zwischen Haute tension, Duel und Spoorloos anzusiedeln ist: Ein britisches Pärchen zofft sich während der Fahrt auf der M1, als die Rücktür des Lasters vor ihnen aufgeht und für einen kurzen Augenblick eine schreiende Frau in einem Käfig enthüllt. Was nun? - Der Auftakt zu einem gelungenen Katz- und Mausspiel, das sich kräftig aus den drei oben genannten Filmen bedient, deren Klasse zwar nie erreicht, als eigenständige Hybride jedoch gut funktioniert.

6.5/10

Donnerstag, August 14, 2008

FFF-Ticker: Director's Spotlight - JCVD

Für JCVD wurde extra eine neue Rubrik gegründet: Das Director's Spotlight. So sehr liegt Rosebud dieser Film am Herzen, der sich mit dem recht verkorksten Leben eines der populärsten Hau- und Prügel-Idole der späten 80er und frühen 90er auseinandersetzt: Jean-Claude Van Damme. Es ist bestimmt fünfzehn Jahre her, seitdem ich mir einen seiner Filme aus der Videothek geholt habe. Nur den unsäglichen Street Fighter habe mir von seinen Werken seinerzeit im Kino angesehen, und das auch nur, weil ich das Sega-Spiel sehr mochte.

Still ist es geworden um den Mann mit den vermutlich gefährlichsten Beintechniken im Universum der Actionhelden. Und nun also JCVD: Eine selbstironische, streckenweise bitter melancholische Abrechnung mit Hollywood. Jean-Claude spielt sich selbst: Einen gealterten Karateaffen, der keine anständigen Rollenangebote mehr bekommt („Steven got the part!“), der durch einen kostspieligen Scheidungsprozess geht und der sich von seiner Tochter anhören muss, dass sie seinetwegen auf dem Schulhof gehänselt wird. Nun wird Jean-Claude zufällig in einen Postraub verwickelt. Wie reagiert der Kampfartist und Hollywoodheld nun in einer solchen realen Ausnahmesituation?

Regisseur Mabrouk El Mechri, der seinen geplanten Besuch beim FFF krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, entzieht dem Film viel Farbe, spielt etwas umständlich mit Perspektiven (so dürfen wir einige Szenen nacheinander aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Figuren verfolgen) und liebt lange Einstellungen. JCVD beginnt mit einer ausgeklügelten Steadicamfahrt durch ein Militärlager, das Jean-Claude von Filmbösewichtern reinigt – ein großartiger Auftakt, der natürlich umgehend ironisch gebrochen wird. In einer anderen Szene wendet sich der bekannteste belgische Schauspieler direkt ans Publikum, erzählt von seinem Leben in Hotelzimmern, den vielen Frauen und den Drogen. Ja, da tut einem die Dampframme Van Damme tatsächlich etwas Leid. Man merkt, es steckt viel Wahrheit in diesem mehrminütigen, angeblich improvisierten Monolog – ohnehin eine der Stärken des Films, man mag es kaum glauben: Die Schauspielleistung des Hauptdarstellers. Van Damme hat aber auch noch nie einen solch gebrochenen Charakter spielen dürfen wie sich selbst. Vielleicht handelt es sich hier sogar um eine unerwartete Entdeckung. Doch aller Voraussicht nach wird es bei einer Eintagsfliege bleiben. Schade eigentlich.

7/10.

Mittwoch, August 13, 2008

FFF-Ticker: Eröffnung - Eden Lake

Die erste Vorstellung des Eröffnungsfilms Eden Lake war ausverkauft, so dass einige Leute, wie üblich in einem solchen Fall, auf den Stufen des CinemaxX 7 Platz nehmen mussten. Prominenter Besuch war ebenso zugegen. Neben dem Regisseur James Watkins, der nach dem Screening für ein kurzes Q&A zur Verfügung stand, wurden die Filmfreunde Oliver Kalkofe und Oliver Welke als Privatbesucher im Publikum gesichtet.

Der Abend begann mit einem witzigen Puppentrailer von Magna Mana, wie man ihn schon aus dem letzten Jahr kennt. Dieses Jahr wird es aufgrund der Popularität des letztjährigen Trailers mehrere neue geben. Beim Betreten des Kinosaals bekam man noch eine Senator-Trailer-DVD in die Hand gedrückt, die sich wunderbar als Bierdeckel eignet, es sei denn, man schaut sich gerne synchronisierte Trailer von überwiegend nicht mehr ganz aktuellen Filmen an.

Es werde ein ernster Jahrgang, bei dem die Happy Endings gnadenlos weggeschnitten worden seien – so kündigte Rosebud die Filme der kommenden Woche an. Und Eden Lake macht diesem Vorsatz alle Ehre. Das FFF 2008 beginnt endlich mal wieder mit einem Kracher! Schluss mit lustig: Keine blöden Zombie-Schafe mehr, kein Splattergeblödel und auch kein selbstironischer Neo Noir. Eden Lake ist die bitterböse Abrechnung mit einer verrohenden Jugend und unfähigen Eltern. Im Gewand eines klassischen Stalkerfilms kämpft hier ein Liebespaar im Wald ums Überleben. Die Gegner: Gelangweilte britische Teenies. Ähnlich wie einige deutsche Filme (Wut / Knallhart) erklärt auch Eden Lake die Ursachen für die Gewaltbereitschaft der Kinder mit dem sozialen Milieu, aus dem sie stammen. Doch ist Ursachenforschung nicht das zentrale Anliegen des Films. Vielmehr soll das Publikum mit dem Mittelschichtspärchen mitleiden, deren Martyrium mitfühlen. Und das funktioniert auch ganz hervorragend, weil Regisseur James Watkins sich einerseits zwar an die Regeln des Stalkergenres hält, andererseits jedoch den Täterfiguren sehr viel mehr Tiefe verleiht, als es gemeinhin üblich ist. Gerade weil es sich hier nicht um Jason oder einen seiner Artgenossen handelt, ist man sich als Zuschauer nie sicher, ob die Unterschichts-Pennäler nicht irgendwann erkennen, was sie da gerade tun. Einigen von ihnen stehen Zweifel, Unsicherheit und Angst permanent ins Gesicht geschrieben, eine Revolte innerhalb der Gruppe scheint des Öfteren möglich. Aus dieser psychologischen Spannung zwischen den Figuren zieht Eden Lake ebenso seine Suspense wie aus dem klassischen Täter-Opfer-Spiel.

Ein großartiger Auftakt: 8.5/10.

Dienstag, August 12, 2008

FFF-Ticker: Einstimmung - Diary of the Dead

Zur Einstimmung auf das heute beginnende 22. Fantasy Filmfest (das 16., an dem ich teilnehme!) habe ich mir erneut George A. Romeros aktuellen Zombie-Beißer Diary of the Dead auf DVD zu Gemüte geführt. Dieses Mal nicht auf einem Bildschirm, sondern schön auf knapp zwei Meter Bilddiagonale gebeamt.

Auf dem Cover der DVD wird ein gewisser Nick Digilio von WGN Radio in Chicago mit den Worten zitiert: „****! A MASTERPIECE.“ - Diese Begeisterung kann ich gerade nach der zweiten Sichtung nicht teilen.

Sicherlich ist Diary of the Dead ein virtuos in Szene gesetzter Low-Budget-Streifen. Man merkt in fast jeder Szene, wie viel kreative Energie hinter der Kamera steckt. Doch liegt das Problem des Films im Genre begraben. Ein Zombiefilm eignet sich nicht dazu, eine selbstreflexive Dokumentationshaltung einzunehmen. Spätestens seit dem Blair Witch Project ist diese Idee ausgereizt. Und Romeros Versuche, dem ganzen Unterfangen eine politische Facette zu verleihen, wirkt (freundlich formuliert) äußerst bemüht.

Diary of the Dead stolpert über die eigenen Genregrenzen: Immer wieder müssen Episoden eingeschoben werden, in denen Zombies abgestochen, zerteilt, massakriert werden, oder (ganz überraschend) aus einer dunklen Ecke springen.

Dabei will Romero eigentlich eine ganz andere Geschichte erzählen: Eine Geschichte über die heutigen Medien, über deren Kraft und Macht. Über die Möglichkeit eines Jeden, eine Kamera in die Hand zu nehmen, um einen Film zu drehen. Diesbezüglich sind die Bonusmaterialien der DVD verräterisch: Die Gewinner des zum Filmmarketing gehörenden myspace-Zombiefilm-Wettbewerbs werden hier präsentiert. Ironischerweise ist die DVD somit dem Film intertextuell, also selbstreferentiell, überlegen. Der Film wird im Angesicht seiner DVD-Auswertung zur Farce, auch wenn die stimmlichen Gastauftritte von Genregrößen wie Guillermo del Toro oder Stephen King auf dem Silbertablett präsentiert werden.

Dabei ist Diary of the Dead ein durchaus sehenswerter, aber leider nur scheinbar smarter Zombiefilm. Sein Ansatz wirkt gerade auch im Hinblick des zeitgleich erschienenen fragmentarischen Pseudo-Doku-Films Redacted kraftlos und veraltet, ja sogar völlig überholt.

Mit geringem Budget gedreht, können darüber hinaus die Splattereffekte auf einer größeren Homecinemaleinwand nicht immer überzeugen. Da wünscht man sich vergeblich Tom Savini herbei. Doch „natürliche“ Splattereffekte hätten die finanziellen Mittel des Films vermutlich ebenso gesprengt wie eine überzeugende Hauptdarstellerin.

Diary of the Dead reiht sich deshalb hinter Dawn-, Night- und Land of the Dead ein und teilt sich den unrühmlichen letzten Platz in Romeros Zombie-Filmographie mit Day of the Dead.

Montag, Juli 28, 2008

Short Cuts #8

Im Zuge meiner derzeitigen Stephen-King-Phase habe ich mir zum zweiten Mal Cujo angesehen. Der erste Kontakt mit dem Film liegt bestimmt 15 Jahre zurück. Ich hatte schlechte Erinnerungen, die sich nun bestätigten. Cujo ist ein miserabel inszenierter Thriller, mit hölzernen Figurenkonstellationen, schwachen Schauspielern und dem vermutlich nervigsten Kind der Filmgeschichte. Der Regisseur Lewis Teague (bestes Werk im miesen Œuvre: Wedlock) erweist sich als einfallslos und völlig überfordert, als es darauf ankommt, den Nervenkrieg zwischen der in einem Auto gefangenen Mutter (Dee Wallace) mit Kind und der Supertöle Cujo spürbar werden zu lassen. Das einzig Sehenswerte an Cujo sind die großartigen Make-up-Effekte am Bernhardiner. Ohnehin ist Cujo trotz seines tollwutartigen Verhaltens für mich der wahre Sympathieträger des Films – das sagt wohl alles!

Apt Pupil wurde von Bryan Singer für die große Leinwand adaptiert. Und wenn ich „große Leinwand“ schreibe, meine ich das in diesem Fall durchaus wörtlich. Denn die Hauptqualität dieser Stephen-King-Verfilmung steckt in den Bildern, die großartig kadriert und meist mit warmen Farben ausgeleuchtet sind. Auf diese Weise wird ein fast gruseliger Kontrast zum düsteren Inhalt aufgebaut. Allerdings scheitert diese Literaturverfilmung an ihrer Harmlosigkeit. Singer hat beim heiklen Thema "Konzentrationslager" nichts riskieren wollen, Kings Vorlage deshalb beachtlich entschärft. Und so plätschert Apt Pupil so vor sich hin, Brad Renfro und sogar Ian McKellen schaffen es nicht, uns in den Bann der Geschichte zu ziehen. Renfro guckt immer nur bedeutungsschwanger in die Kamera, McKellen quält sich mit einem deutschen Akzent ab, und so ist es mehr als gerechtfertigt, dass aus dem Zyklus der Different Seasons diese Verfilmung allgemein als die schwächste gilt.

The Mist ist Edeltrash für Männer. Eine hanebüchene Story, seltendämliche Figuren und die offenbar völlig konzeptlose Regie von Frank Darabont ergeben zusammen zwei Stunden launiger Trashunterhaltung. Zusammengeklaut aus etlichen Horror-B-Movies der 80er (kein Wunder, denn die Vorlage von King stammt aus dem Jahr 1980!) kann man sich bei The Mist vorzüglich über dessen unfreiwillige Komik amüsieren. Latex-Tentakel mit Zähnchen und fliegende CGI-Insekten, die aus dem Nebel auftauchen, sind aber bei weitem nicht so sehenswert wie Marcia Gay Harden: Die Figur ist eine Art Abziehbild von Carries Mutter (Carrie). Doch während Piper Laurie den religiösen Wahn sexuell auflud, beschränkt sich Harden auf die (zugegeben: leicht übertriebene, dennoch völlig überzeugende) Darstellung des Bösartigen. Schauspielerisch hat The Mist sonst nichts zu bieten, was man wohl eher der dümmlichen Handlungskonstruktion als den Darstellern ankreiden kann. Fazit: Herrlicher Trash mit völlig überzogenem Budget.