Samstag, Oktober 31, 2009

TV-Tipp: Midnight Movies

Neben den 40er Jahren sind die 70er filmgeschichtlich sicherlich das interessanteste, weil facettenreichste, mutigste, avangardistischste Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts. Auch die 90er konnten begeistern. Doch die 00er? Die klingen schon blöd. Und filmisch gab es in dieser Dekade bis auf wenige Ausnahmen auch nichts Grandioses zu feiern.

Das Bayerische Fernsehen holt vielleicht auch deshalb am morgigen Sonntag spät abends die Nostalgiekeule raus und zeigt eine Dokumentation aus dem Jahr 2005, die sich mit dem "Mitternachstkino" der wilden 70er beschäftigt: Ungewöhnlich lange Ausschnitte aus den ausgewählten Beispielen und ausführliche Interviews mit den Kult-Regisseuren machen [den Dokumentarfilm] zu einem cineastischen Vergnügen der Extra-Klasse. So heißt es auf der Website des BR.

Ein Blick auf die Filme, um die es da gehen soll, schmälert meine Begeisterung jedoch ein wenig. Denn Eraserhead und The Rocky Horror Picture Show gehören nicht gerade zu meinen Favorites der düsteren Filme aus dem Jahrzehnt langer Kotletten, gewaltiger Afros und gigantischer Schlaghosen. Dafür kommt aber auch George A. Romero zu Wort, um dessen Night of the Living Dead es sich ebenso drehen soll wie um Alejandro Jodorowskys obskuren Western El topo und John Waters Pink Flamingos.

Mein TV-Recorder ist natürlich programmiert.

Midnight Movies. Sonntag, den 01.11.2009. 23.45 Uhr. Bayerisches Fernsehen.

Donnerstag, Oktober 29, 2009

Endlich blu-rayisiert

Es hat lang gedauert. Zu lang. Doch seit wenigen Tagen bin auch ich in der Welt der hochauflösenden Filme angelangt. Zwar nenne ich noch keinen LED-TV mein Eigen, aber mein neuer Rechner verfügt nun über einen 23-Zoll LCD Monitor und einen Blu-ray Brenner.

Kann man das hochauflösende Format auf gerade einmal 23 Zoll überhaupt richtig würdigen? Ich bin mir nicht sicher. Entjungfert habe ich den Blu-ray-Player mit der ersten Staffel von Allan Balls True Blood, einer überaus empfehlenswerten HBO-Serie, die dem mittlerweile etwas angestaubten Vampir-Stoff neues Leben einhaucht. Bild und Ton sind zweifellos herausragend. Man erkennt schnell die Überlegenheit zur DVD. Doch bei all der Freude stellte sich bei mir keine vergleichbare Euphorie ein, wie ich sie vor gut elf Jahren beim Erblicken meiner ersten DVD (Starship Troopers RC 1) verspürte. Der qualitative Abstand zwischen einem VHS-Tape und der DVD ist eben doch um einiges größer als jener zwischen der DVD und einer Blu-ray-Scheibe.


Ich blicke der Sichtung meiner ersten Blu-ray-Filme (Blade Runner / There Will Be Blood) trotzdem mit Freude entgegen. Eine Neuanschaffung bereits erworbener DVDs halte ich aber nur in Ausnahmefällen für notwendig. Die Kompatibilität mit der DVD macht es meines Erachtens überflüssig, die Filmsammlung erneut upzugraden.

Problematisch gestaltet sich auch die Frage nach Neuanschaffungen. Angenommen man möchte dringend einen alten Chaplin-Film sehen. Meinetwegen The Kid. Eine luxuriös ausgestattete DVD existiert. Eine Blu-ray natürlich noch nicht. Sattelt man nun also konsequent um und verzichtet auf interessante DVD-Releases? Oder fährt man zweigleisig, bis das Blu-ray-Angebot, das derzeit bis auf aktuelle Filme sehr wenig zu bieten hat, dem DVD-Sortiment ebenbürtig ist?

Samstag, Oktober 17, 2009

Short Cuts #14

Die Herbstferien neigen sich dem Ende. Kein Post innerhalb dieser zwei Wochen darf nicht sein. Also folgen hier nun pflichtbewusst einige Kurzrezis.


Das weiße Band: Michael Haneke entwickelt sich langsam aber sicher zu einem meiner Lieblingsregisseuren. Es gibt zwar noch einige Filme, die ich aus seinem bisherigen Gesamtwerk nachzuholen habe. Das weiße Band ist jedoch unabhängig davon ein gewaltiger Film, der den Zuschauer langsam in einen Würgegriff zu nehmen versteht. Drehbuch, Kamera, Ton, Schnitt und vor allem die Schauspieler – jedes Teil greift hier perfekt ins nächste. Endete Caché mit einer völlig überraschenden, die Handlung noch einmal komplett in einem neuen Licht erscheinenden starren Einstellung auf den Treppeneingang einer Schule, greift Das weiße Band diesen thematischen Strang auf, um ihn konsequent fortzuspinnen. Das weiße Band ist zugänglicher als Caché, Funny Games oder Hanekes Kafka-Adaption Das Schloß. Das macht ihn aber keineswegs weniger faszinierend. Im Gegenteil: Gerade durch die fast schon konventionelle Erzählhaltung gelingt es dem Film, den Zuschauer umso kräftiger in seinen Bann zu ziehen. 9/10.


Couples Retreat: Drei Pärchen gehen für eine Woche auf eine Trauminsel, um ihre Beziehung zu retten. - Das komplette Gegenprogramm zum "weißen Band". Eine herzlich doofe RomCom für anspruchslose Eskapisten, die über dämliche Kalauer so richtig lachen können. Erzkonservativ, dröge, vorhersehbar, voller Stereotypen und Klischees weiß ich bis jetzt eigentlich noch immer nicht, wie ich die knapp zwei Stunden ohne Hirnschaden überstanden habe. Alfons hat sich freundlicherweise die Mühe gemacht, den Entstehungsprozess dieses Machwerks kreativ zu rekonstruieren. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Wohlwollende 4/10.


Away We Go: Sam Mendes ist ein Meister im Analysieren von Familienstrukturen. In Away We Go nimmt er sich ein hippieges Mitdreißigerpärchen vor, das durch eine unerwartete Schwangerschaft den eigenen Lebensentwurf neu überdenken muss. Wie soll man in Zukunft leben, um dem Kind ein angemessenes Zuhause zu geben? Auf der Suche nach Antworten bzw. einem passenden Ort fürs Kind durchstreift das Paar im rostigen Volvo die USA und trifft dabei auf Negativbeispiele oder desillusionierte Menschen. – Garniert mit überaus spaßigen Gastauftritten von Jeff Daniels oder der selbst als durchgeknallten Esotante noch schnuckelig wirkenden Maggie Gyllenhaal ist Away We Go sogar für Zuschauer ohne sonderliches Interesse am Thema „Lebenskrise von kindischen Mitdreißigern“ ein Vergnügen. An die Größe seiner vorigen Filme (Jarhead ausgenommen) kann Sam Mendes hier allerdings nicht anschließen. 6/10.