Die Herbstferien neigen sich dem Ende. Kein Post innerhalb dieser zwei Wochen darf nicht sein. Also folgen hier nun pflichtbewusst einige Kurzrezis.
Das weiße Band: Michael Haneke entwickelt sich langsam aber sicher zu einem meiner Lieblingsregisseuren. Es gibt zwar noch einige Filme, die ich aus seinem bisherigen Gesamtwerk nachzuholen habe.
Das weiße Band ist jedoch unabhängig davon ein gewaltiger Film, der den Zuschauer langsam in einen Würgegriff zu nehmen versteht. Drehbuch, Kamera, Ton, Schnitt und vor allem die Schauspieler – jedes Teil greift hier perfekt ins nächste. Endete
Caché mit einer völlig überraschenden, die Handlung noch einmal komplett in einem neuen Licht erscheinenden starren Einstellung auf den Treppeneingang einer Schule, greift
Das weiße Band diesen thematischen Strang auf, um ihn konsequent fortzuspinnen.
Das weiße Band ist zugänglicher als
Caché,
Funny Games oder Hanekes Kafka-Adaption
Das Schloß. Das macht ihn aber keineswegs weniger faszinierend. Im Gegenteil: Gerade durch die fast schon konventionelle Erzählhaltung gelingt es dem Film, den Zuschauer umso kräftiger in seinen Bann zu ziehen. 9/10.
Couples Retreat: Drei Pärchen gehen für eine Woche auf eine Trauminsel, um ihre Beziehung zu retten. - Das komplette Gegenprogramm zum "weißen Band". Eine herzlich doofe RomCom für anspruchslose Eskapisten, die über dämliche Kalauer so richtig lachen können. Erzkonservativ, dröge, vorhersehbar, voller Stereotypen und Klischees weiß ich bis jetzt eigentlich noch immer nicht, wie ich die knapp zwei Stunden ohne Hirnschaden überstanden habe.
Alfons hat sich freundlicherweise die Mühe gemacht, den Entstehungsprozess dieses Machwerks kreativ zu rekonstruieren. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Wohlwollende 4/10.
Away We Go: Sam Mendes ist ein Meister im Analysieren von Familienstrukturen. In
Away We Go nimmt er sich ein hippieges Mitdreißigerpärchen vor, das durch eine unerwartete Schwangerschaft den eigenen Lebensentwurf neu überdenken muss. Wie soll man in Zukunft leben, um dem Kind ein angemessenes Zuhause zu geben? Auf der Suche nach Antworten bzw. einem passenden Ort fürs Kind durchstreift das Paar im rostigen Volvo die USA und trifft dabei auf Negativbeispiele oder desillusionierte Menschen. – Garniert mit überaus spaßigen Gastauftritten von Jeff Daniels oder der selbst als durchgeknallten Esotante noch schnuckelig wirkenden Maggie Gyllenhaal ist
Away We Go sogar für Zuschauer ohne sonderliches Interesse am Thema „Lebenskrise von kindischen Mitdreißigern“ ein Vergnügen. An die Größe seiner vorigen Filme (
Jarhead ausgenommen) kann Sam Mendes hier allerdings nicht anschließen. 6/10.