Mittwoch, Dezember 26, 2007

2007 - Ein Jahresrückblick

Das Jahr neigt sich dem Ende. Also ist es Zeit innezuhalten, durchzuatmen und kurz zurückzublicken auf das, was man alles in den vergangenen 52 Wochen konsumiert hat. Da ich den Rahmen jedoch einerseits nicht sprengen möchte und mir andererseits eine Top- und Flopliste zu knapp bemessen scheint, liste ich hier die wichtigsten Filme des Jahres in drei Kategorien auf: Die besten, die guten und mittelmäßigen sowie die enttäuschenden und grottigen.

Insgesamt ein durchaus zufriedenstellendes Jahr. Nur die Blockbuster haben überwiegend enttäuscht. Aber wirklich überraschend ist das ja eigentlich auch nicht mehr.

Die Besten


Planet Terror
: Beste Hommage, bester Horrorfilm und eine der besten Komödien des Jahres. Spätestens mit Planet Terror beweist Rodriguez, dass Once Upon a Time in Mexico ein Ausrutscher war. Wie kategorisiert Tarantino den Film so treffend: Planet Terror sei jener Film, den Carpenter nach The Thing leider nicht gemacht habe.

The Bourne Ultimatum: Schnell, authentisch und ohne viel Pathos - so muss beinharte Action sein. Eine Lektion, die Bay und Raimi von Greengrass lernen können. Der eindeutig beste Actionfilm des Jahres!

Death Proof: Bestimmt nicht Tarantinos bester Film, dennoch verteufelt gut. Der erste Crash, der brillant zu Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich "Hold Tight" montiert ist, stellt für mich die beste Kinoszene des Jahres dar.

The Simpsons Movie: Das quietschende Spider-Pig siegt über den grausigen Spider-Man. Das lange Warten auf den Film hat sich gelohnt. Ich zähle die Tage bis zum Sequel.

Bobby: Ein im Trubel um die Blockbuster untergegangenes Juwel von Darsteller/Regisseur Emilio Estevez. Unaufgeregt, atmosphärisch und mit Liebe für die Figuren geben sich hier die Stars die Klinke in die Hand.

Stuck: Stuart Gordons intelligente Fabel über Ehrgeiz, Angst und den menschlichen Überlebenswillen. Mena Suvari und Stephen Rea glänzen in den Hauptrollen.

Bug: Friedkin is back. Und das ausgerechnet mit einem eindringlichen Kammerspiel.

Mr. Brooks: Neben Stuck der beste Film des diesjährigen FFFs. Kevin Costner war lange nicht so gut. Die Dialoge mit William Hurt als seinem Alter Ego gehören zu den schönsten Momenten des diesjährigen Kinojahres.


Die Guten und Mittelmäßigen


Die Hard 4.0: Zweitbester Actionfilm des Jahres. Punkt.

The Wind that shakes the Barley: Strenggenommen ein Film aus dem Jahr 2006. Trotzdem: Mein Hang zu Ken-Loach-Filmen zwingt mich, ihn hier zu erwähnen. Ein kleines Meisterwerk, das in seiner Drastik jedoch im Gegensatz zu anderen seiner Filme für meinen Geschmack etwas zu didaktisch geraten ist.

The Queen: Famoses Familiendrama zu einem Thema, von dem ich glaubte, dass es mich nicht interessiert. Ich wurde eines besseren belehrt.

Hot Fuzz: Nach The Simpsons Movie die beste Komödie des Jahres. Mit Liebe zum Detail und selbstironischen Gastauftritten gelingt Pegg/Wright hier eine Steigerung zu Shaun of the Dead. Leider ist er jedoch in der Exposition etwas zu lang geraten.

Fracture: Überraschend smartes Katz- und Mausspiel zwischen Anthony Hopkins als Killer seiner Gattin und Ryan Gosling als versnobtem Staatsanwalt.

Zodiac: Spannend, finster, rätselhaft und doch zu lang geraten.

Harry Potter 5: Der schwächste Romanband erweist sich als mittelmäßiger Film.

Ratatouille: Spaßige Unterhaltung aus dem Hause Pixar. Wie immer: etwas zu infantil aber insgesamt netter als die anderen Animationsfilme.

Black Book: Mr. Verhoeven back in Holland. Aber der von mir sehr geschätzte Regisseur, erweist sich hier als echter "Klotsack". Historisch nicht uninteressant aber zu episodenhaft und hektisch inszeniert und mit Figuren bevölkert, die allesamt unsympathisch sind.

Mein Führer: Umstritten aber hat nicht die Ablehnung verdient, die man ihm entgegenbringt. Mutig in der Art und Weise, wie er Hitler verharmlost.

The Prestige: Ein rundum solider Film. Aber das ist zu wenig für einen Mr. Nolan. Schade.

Rocky Balboa: Launiger Altherrenfilm, reifer als alle anderen Teile zusammengenommen.

Knocked Up: Spaßig und nicht so niveaulos wie einem der Trailer zunächst Glauben macht.

Archangel: TV-Produktion aus dem Jahr 2005, die erst dieses Jahr in Deutschland gelandet ist. Fesselnder Polit-Thriller über einen englischen Historiker (Daniel Craig), der im eisigen Russland auf den Spuren eines politischen Geheimnisses ist.

Free Rainer: Wundervoll in seinem euphorischen Idealismus wie er nur auf der Leinwand funktioniert. Man verzeiht gerne Schwächen in der Dramaturgie, wenn mit solch einer Inbrunst für gutes Fernsehen gekämpft wird. Free Rainer ist zwar ein Märchen, das zentrale Thema betrifft uns jedoch alle, ist nahe an der Realität und hätte schon längst aufgegriffen werden müssen. Regisseur Hans Weingartner schlägt einem hier, wie schon in Die fetten Jahre sind vorbei, eine Wertekeule um die Ohren. Das ist Kino, das tatsächlich noch glaubt, es könne Menschen zum Guten erziehen. Auch wenn dem nicht so ist, es ist der Versuch, der zählt.


Die Enttäuschenden und Grottigen


Truands: Nach dem Spinnenmann die größte Enttäuschung des Jahres. Als Fan von Frederic Schoedoerffers bislang sehr überschaubarem filmischen Oeuvre ein schmerzvoller Tiefschlag. Sicherlich bedeutend besser als das, was gleich noch folgen wird, das täuscht aber nicht über die Durchschnittlichkeit dieses Werkes hinweg.

Sunshine: Danny Boyle erliegt dem Sonnenwahn und geilt sich ohne über Figuren, Dramaturgie oder wissenschaftliche Glaubwürdigkeit nachzudenken an der Optik auf. Das ist für einen Herrn Boyle eindeutig zu wenig. Setzen, sechs!

300: Der altgriechische Tuntentanz überzeugt anfangs durch seine interessante Optik, doch schnell merkt man, wie selbstverliebt und unreflektiert das alles vom geistigen Tiefflieger Zack Snyder in Szene gesetzt worden ist.

Spider-Man 3: Eindeutig die größte Enttäuschung des Jahres. Sam Raimis Tiefpunkt. Hohl, langweilig, kitschig, nicht nur zu lang, sondern vollkommen überflüssig.

Shrek the Third
: Was ist grün und stinkt nach Kommerz? Shrek ist spätestens seit Teil zwei zu dem geworden, was er in Teil eins noch leidlich unterhaltsam durch den Kakao gezogen hat. Teil 3 ist der Gipfel der Dämlichkeit. Ich weiß nicht einmal, warum ich ihn mir überhaupt angesehen habe.

Disturbia: LaPuff als nervende Teenie-Variante von Jimmy Stewart. Peinlich, flach und größtenteils unspannend.

Pirates of the Caribbean: At World's End: Hat jemand die Handlung am Ende der Welt gefunden?

Ocean's Thirteen: Zwar nicht so grottig wie sein Vorgänger aber trotzdem weit jenseits eines guten Films.

Neues vom Wixxer: Nicht mehr so originell wie der Vorgänger, sondern einfach nur noch niveaulos und doof. Darüber täuschen auch nicht die zahlreichen Gastauftritte hinweg. Schade, habe ich von Kalkofe doch mehr erwartet.

4: Rise of the Silver Surfer: Teil 1 war schlecht, Teil 2 ist schlechter, Teil 3 wird sicherlich...

Transformers
: Kawumm, kawumm, der Bay ist dumm.


Bleibt abschließend noch kurz und weinerlich anzumerken, dass es Redacted dieses Jahr leider nicht mehr in die deutschen Kinos geschafft hat. Wie gerne hätte ich De Palmas aktuellen Film einmal auf der großen Leinwand gesehen.

Eastern Promises steht dieses Jahr noch aus, kann aber notfalls in der Kommentarspalte nachgereicht werden.

2008 kann also kommen...

Donnerstag, Dezember 20, 2007

Ten Minutes Older: The Trumpet


"15 Regisseur, 15 Visionen" ist der Leitspruch des Kurzfilmprojekts Ten Minutes Older. Nachdem ich die ersten acht Beiträge, die unter dem Titel The Cello zusammengefasst sind, bereits besprochen habe, möchte ich mich nun den verbleibenden sieben Filmen widmen, die von behaglichen Trompetentönen (The Trumpet) ummantelt sind.

Die Reihe beginnt mit Aki Kaurismäkis Dogs have no Hell, einem etwas rätselhaften Kurzfilm über einen Aussteiger, der seiner Geliebten kurzerhand einen Heiratsantrag macht, um mit ihr den nächsten Zug in Richtung sibirischer Ölfelder zu nehmen. Er meint, dort glücklich werden zu können. Von launiger Rockmusik begleitet und kaurismäki-like mit einem humorigen Unterton versehen, kann Dogs have no Hell insgesamt wegen der verschlossenen Hauptfigur, die sich nur bedingt als Identifikationsfigur eignet, leider nur leidlich unterhalten.

In Lifeline malt Regisseur Victor Erice ein Schwarzweißgemälde: An einem heißen Junitag im Kriegsjahr 1940 arbeiten die Bediensteten eines spanischen Landhauses fleißig, während sich die Landgutbesitzer bei der Siesta erholen. Doch ein schlafendes Baby beginnt plötzlich zu bluten, die Idylle droht zu zerbrechen. Ein stimmungsvoll montiertes, prächtig ausgeleuchtetes Highlight dieser Kurzfilmanthologie.

Werner Herzog berichtet im dokumentarisch angelegten Ten Thousand Years Older vom letzten brasilianischen Urvolk, den Uru Eu Wan Wans, die 1981 ungefragt vom Steinzeitalter in die moderne Zivilisation gerissen wurden. Die meisten von ihnen starben innerhalb kurzer Zeit durch die Windpocken oder eine gewöhnliche Erkältung - bis dato unbekannte Krankheiten in dieser Population. Herzog besucht zwei der letzten Überlebenden dieses Regenwald-Stammes 20 Jahre nach dem Erstkontakt. Eine faszinierende Kurzdokumentation.

Chloë Sevigny spielt in Jim Jarmuschs Int. Trailer. Night. eine Schauspielerin, die in ihrem Trailer zehn Minuten warten muss. Sie telefoniert, hört eine CD, Leute der Filmcrew klopfen ständig an die Tür, nerven sie kurz, sie versucht freundlich zu bleiben, muss quasi während der Drehpause eine andere Rolle spielen. Letztlich gelingt es Jarmusch leider nicht, dem scheinbar banalen Thema des Wartens eine bedeutsame Ebene abzugewinnen, wie es beispielsweise Ernest Hemingway wundervoll in seiner Kurzgeschichte A Clean, Well-Lighted Place schafft. Der Beitrag sticht dennoch aus der Reihe hervor, weil er das Nichtstun, den Leelauf beschreibt und sich keinen Schlüsselmoment in der Biographie eines Menschen heraussucht.

Twelve Miles to Trona von Wim Wenders zeigt einen jungen Mann beim Versuch, rechtzeitig ein Krankenhaus zu erreichen, bevor die versehentlich verspeisten Drogen zu wirken beginnen. Ein smarter Film über den Wunsch nach Kontrolle und das Nichtloslassenkönnen.

Spike Lee erzählt in We Wuz Robbed die Begebenheiten rund um Bushs Wahlsieg nach, wie Al Gore bereits gratulieren wollte, sich dann aber herausstellte, dass etwas faul ist im Staate Florida. Für Leute, die Michael Moores Fahrenheit 9/11 kennen, wirkt Lees Kurzfilm formal öde und inhaltlich redundant.

Mit Chen Kaiges Märchen 100 Flowers Hidden Deep endet The Trumpet auf einer lustigen Note: Umzugshelfer in Peking sollen beim Transport unsichtbarer Möbel helfen. Ein launiger Beitrag, der das Projekt zu einem gelungenen Abschluss bringt.



Sonntag, Dezember 16, 2007

Redacted ab Februar auf DVD

DVDactive hat den Veröffentlichungstermin von Brian De Palmas aktuellem Film bekanntgegeben. Am 19. Februar erscheint die RC-1 DVD inklusive einiger Extras:

Higher Definition: Redacted episode
Behind the scenes featurette
Refugee interviews
Photo gallery

Über einen etwaigen deutschen Kinostarttermin gibt es derzeit keine Informationen. Dafür läuft er laut der imdb Anfang nächsten Jahres in Spanien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich an. Vielleicht werde ich dann für ein Wochenende nach London fliegen...

Montag, Dezember 10, 2007

Ten Minutes Older: The Cello


"15 Regisseure, 15 Visionen" heißt es auf dem Cover der Doppel-DVD zur Kurzfilmsammlung Ten Minutes Older. In zwei Blöcke hat man die jeweils exakt 10-minütigen Beiträge solch namhafter Regisseure wie Jean-Luc Godard, Jim Jarmusch oder Bernardo Bertolucci geteilt: The Cello und The Trumpet. Das übergreifende Thema aller Kurzfilme ist die Zeit.

Das Gesamtresultat überzeugt schon wegen seines gewaltigen künstlerischen Spektrums. Welch unterschiedliche Ideen hier trotz der identischen Vorgaben in noch unterschiedlichere filmische Formen gegossen wurden - das muss auch den abgebrühtesten Arthouse-Hasser verblüffen. Das heißt allerdings nicht, dass jeder Kurzfilm tatsächlich überzeugt. Aber selbst die schwächeren oder misslungenen Beiträge grenzen sich rein optisch stets grundlegend von den anderen Filmen ab. Tom Tykwer hat einmal gesagt, er möge Filme, die nach dem Regisseur riechen. In Ten Minutes Older verströmt jeder Filmemacher seine eigene Duftnote.

Zu den einzelnen Filmen:

Histoire d'eaux erzählt in Schwarzweiß von einem Flüchtling, der sich in Italien wiederfindet und von einem Guru zum Wasserholen geschickt wird. Dabei lernt er seine zukünftige Frau kennen. - Bernardo Bertolucci führt Zeit dank einer wunderschönen Pointe ad absurdum, regt zum Nachdenken an und macht einem gleich zum Auftakt dieser Reihe klar: Wenn man ernsthaft anfängt über Zeit nachzudenken, wird es schnell unlogisch.

About Time-2 von Mike Figgis ist ein Splitscreen-Experiment, das grandios scheitert. Selbstverliebt, absichtlich unverständlich und auf angestrengt künstlerisch getrimmt, scheint dies offenbar der Versuch einer Medienkritik zu sein. Da ich mir aber nicht anmaße, Figgis' Fantastereien verstanden zu haben, kann ich mit meiner Interpretation auch daneben liegen.

One Moment von Jirí Menzel ist eine Collage aus der Filmographie des tschechischen Schauspielers Rudolf Hrusínský, der bereits acht Jahre vor dem Ten-Minutes-Older-Projekt verstorben war. - Ein unterm Apfelbaum liegender alter Mann träumt von seiner Jugend, seinen ersten amourösen Abenteuern, seinen Sternstunden im Leben. Sehr stimmungsvoll trägt uns Menzel ohne Worte ein zehnminütiges Filmgedicht vor, das vom Klangteppich einer fantastischen Klavierbegleitung getragen wird.

In Ten Minutes After verwöhnt uns der ungarische Regisseur István Szabó mit einem exzellent choreographierten One-shot. - Anstelle sich über die reichlich gedeckte Tafel zu freuen, die ihm seine Frau auffährt, provoziert der besoffen zu Hause eintrudelnde Gatte einen Streit, der damit endet, dass er versehentlich vom langen Tortenmesser niedergestreckt wird. Eine toll gefilmte Fabel über die Binsenweisheit, dass nur wenige Minuten das Leben eines Menschen komplett auf den Kopf stellen können.

Claire Denis legt mit Vers Nancy die zweite Grotte der Filmreihe vor: Ein Interview in einem fahrenden Zug. Ein älterer Mann gibt rechte Soße in schlau verpackten Sätzen von sich. Dröge, langweilig und ohne funktionierende Pointe.

Volker Schlöndorff kann hingegen mit The Englightenment begeistern! Aus der Perspektive einer Fliege gefilmt, die im Voiceover über die Gedanken des Augustinus von Hippo zur Zeit reflektiert, schwirren wir über das Grillfest einer deutschen Familie an einem sommerlichen See. Neonazis tauchen dort auf, es herrscht Spannung zwischen einer schwangeren Frau und ihrem schwarzen Liebhaber. Vieles wird angeschnitten, nichts wirklich erklärt. Der Zuschauer nimmt wie die Fliege nur Bruchstücke wahr. Ein faszinierender Film, sowohl stilistisch als auch inhaltlich.

In Michael Radfords Addicted to the Stars tritt Daniel Craig eine Zeitreise an, die zehn Minuten dauert. Als er im Jahr 2146 landet, kommt er gerade noch rechtzeitig, um seinen Sohn als alten Mann zu sehen. Stimmungsvoll führt uns Radford die emotionalen Konsequenzen einer Zeitreise vor. Die einzige Möglichkeit, damit umzugehen, so wird suggeriert, ist sich emotional abzustumpfen. Eine packende Dystopie.

Zu guter Letzt präsentiert Jean-Luc Godard eine Collage >letzter Minuten<, die er Dans le noir nennt. In ihrer aufgesetzten Künstlichkeit lassen einen diese mitunter heftigen Bilder kalt. Es wird keine emotionale Bindung zum Zuschauer hergestellt. Geht auch gar nicht, weil die einzelnen Schnipsel nur wenige Sekunden lang sind und fragmentarisch für sich selbst stehen, nur zusammengehalten durch die auf großen Gehalt deutenden Zwischentitel wie "Die letzten Minuten der Liebe" oder "Die letzten Minuten der Stille" - ich hoffe, das waren die letzten missglückten Minuten des Filmemachers Godard!

Samstag, Dezember 08, 2007

Film noirs: Die Top 50

Nach über einem halben Jahr Kurzbesprechungen ist es an der Zeit innezuhalten und zurückzublicken auf das, was bisher behandelt wurde. In Form einer Top 50 Bestenliste gibt es hier nun also meine persönliche Rangliste der vorgestellten Noirs (Einschränkung: drei Filme werden genannt, die ich bislang noch nicht besprochen habe). Die Rubrik wird in den nächsten Monaten fortgeführt. Zwar bezweifle ich, dass jemals die magische Marke "100" geknackt wird - 75 Film noirs sind aber realistisch.

Without further ado: Die 50 besten Film noirs auf der bekannten Hundertpunkteskala:


Double Indemnity
100
Sunset Blvd. 95
Out of the Past 90
The Killing 88
Strangers on a Train 86
Laura 85
Night of the Hunter 85
The Killers (1946) 83
Rififi 82
Touch of Evil (DC) 81
White Heat 81
The Big Sleep 80
Force of Evil 79
Night and the City 78
The Sweet Smell of Success 77
The Strange Love of Martha Ivers 77
The Big Heat 76
Kiss Me Deadly 76
Black Angel 75
Raw Deal 75
Scarlet Street 74
Mildred Pierce 74
The Naked Kiss 73
Pickup on South Street 73
Dark Passage 73
This Gun for Hire 73
Notorious 72
Key Largo 72
The Big Combo 72
The Lady from Shanghai 71
Gun Crazy 70
In a Lonely Place 70
Detour 69
Bunny Lake is Missing 69
The Maltese Falcon 68
Gilda 68
The Postman Always Rings Twice 68
Murder, My Sweet 67
Fallen Angel 67
T-Men 66
Asphalt Jungle 65
High Sierra 65
The Dark Corner 64
The Blue Dahlia 63
Lady in the Lake 63
Ace in the Hole 62
Shadow of a Doubt 60
Trapped 58
He Walked by Night 55
Whistle Stop 45

Donnerstag, Dezember 06, 2007

Hitchcock-Hommage: The Key to Reserva

Martin Scorsese hat einen feinen Werbefilm für die Billigsektmarke Freixenet gedreht. Ironisch und mit Liebe zum Detail verquirlt er in diesem Kurzfilm eine Vielzahl Hitchcockscher Zutaten: Vom MacGuffin über die kühle Blonde bis hin zur Vogelplage - der Film wimmelt von (zugegeben: platten) Anspielungen auf Hitchcocks Werk. Eingebettet ist der Kurzfilm in ein Pseudo-Making-Of. Warum sieht Werbung nicht häufiger so aus?

Samstag, Dezember 01, 2007

Film noirs in Kürze: Garnett & Preminger

The Postman Always Rings Twice basiert auf einem Roman von James M. Cain und handelt ähnlich wie in Double Indemnity von einem Mordkomplott zweier frisch Verliebter, die sich dem Ehemann der Frau entledigen wollen. Doch natürlich läuft dabei nichts nach Plan. - Lana Turner gibt die bildschöne Femme fatale. Im Mittelteil kämpft The Postman Always Rings Twice mit einigen Längen. Dennoch handelt es sich hierbei zweifelsohne um das Highlight in der Karriere von Regisseur Tay Garnett. Er versteht es mehrfach, auch dank eines exzellenten Schnitts, Szenen von unglaublicher Spannung zu erzeugen. Die unterschwellige erotische Abhängigkeit des Liebhabers von der Femme fatale fängt Garnett mit suggestiven Kamerabewegungen und einer leicht zu entschlüsselnden Symbolik ein. Das 1981er-Remake mit Jack Nicholson und Jessica Lange ist genau deshalb nicht so gut wie das Original von 1946, denn gerade in der kunstvollen Verwendung von Andeutungen verbirgt sich die Qualität dieses Films und des Film noir allgemein.
68 Punkte.


Bunny Lake is Missing ist kein Film noir, vielleicht nicht einmal ein Neo Noir. Und dennoch führe ich ihn in dieser Liste, weil er eindeutig durch den Noir-Stil beeinflusst worden ist. Gerade die strenge Schwarzweißfotografie, die Preminger hier streckenweise mit einem gotischen Flair verknüpft, lässt diesen kafkaesken Albtraum einer Mutter, die nach ihrer verschwundenen Tochter sucht, zu einem düsteren Nachzügler der Schwarzen Serie werden. Laurence Olivier ist als Inspektor Newhouse vielleicht nicht in seiner stärksten Performance zu bewundern, trotzdem verleiht er dieser Geschichte, die vor zwei Jahren in Flightplan mainstreamtauglich variiert worden ist, die nötige Glaubwürdigkeit, die dem Jodie-Foster-Film fehlt. Die großartige Ausstattung und vor allem Martita Hunt als verschrobene alte Kinderpsychologin machen Bunny Lake is Missing neben der routinierten Inszenierung Otto Premingers zu einem kleinen Leckerbissen, der sich nahtlos in die Filme seiner Zeit einreiht, auch wenn er bei weitem nicht so radikal die Tabugrenzen attackiert, wie es Peeping Tom oder Psycho taten. Warten wir das Remake unter der Regie von Joe Carnahan ab, das uns 2009 in den Kinos beglücken wird.
69 Punkte.