Mittwoch, November 29, 2006

Filmtipp: An Inconvenient Truth


Al Gores Film zum Thema Klimawandel ist vor wenigen Tagen auf DVD (Region 1) erschienen. Schrieb ich in meinem Jahresrückblick, We feed the World sei der wichtigste Film des Jahres und sollte von jedem europäischen Nahrungskonsumenten gesehen werden, muss ich nun hinzufügen: An Inconvenient Truth ist mindestens ebenso wichtig und sollte von jedem Erdbewohner, der geistig dazu in der Lage ist, geschaut werden!

An Inconvenient Truth (Eine unbequeme Wahrheit) zeigt Gore die meiste Zeit bei einem rhetorisch geschliffenen und medial exzellent aufbereiteten Vortrag vor Publikum. Er reist seit einigen Jahren durch die Welt, um mit diesem Vortrag, von dem er sagt, er habe ihn mittlerweile über tausend Mal gehalten, die Menschen aus ihrer Lethargie zu reißen. An einer Stelle im Film findet er ein hübsches Bild, um zu verdeutlichen, warum viele Menschen der globalen Erwärmung so teilnahmslos gegenüberstehen: Ein animierter Frosch springt in einen Topf mit kochendem Wasser, hüpft aber wegen der Hitze sofort wieder heraus. Nun springt er in ein Gefäß mit lauwarmem Wasser. Der Frosch fühlt sich wohl. Dann wird das Wasser langsam erhitzt. Doch der Frosch rührt sich nicht, selbst als die Temperatur kritische Werte erreicht. Er muss gerettet werden. - Wie der Frosch, so brauchen auch viele Menschen einen heftigen Schlag, der sie aufweckt, meint Gore. Und genau das soll An Inconvenient Truth sein: Ein Wachrütteln.

Das meiste, was uns Al Gore über den Klimawandel berichtet, ist nämlich nicht neu. Man hat das zum Großteil schon gehört. Vielleicht nicht so ausführlich, aber im Großen und Ganzen gibt es wenig Überraschendes in dieser Doku zu erfahren. Doch gerade das macht den Film auch gruselig, weil einem die Konsequenzen dieser Umweltinformationen in ihren erschreckenden Details aufgetischt werden. Dass man die Fakten so geballt um die Ohren geschlagen bekommt, lässt die ganze Angelegenheit sehr effektiv werden. Ich hatte streckenweise das Gefühl, es handele sich um einen absolut aussichtslosen Kampf und die Welt sei bereits verloren.

Die Geschwindigkeit, mit der sich die globale Erwärmung vollzieht, war mir allerdings neu. Bis 2002 gingen Wissenschaftler noch davon aus, dass beispielsweise das gigantische Larsen-Schelf selbst unter Berücksichtigung der globalen Erwärmung noch hundert Jahre Teil der Antarktis bleiben würde. Dann brach dieses Schelf in der Größe von Luxemburg vom Kontinent ab und schmolz innerhalb von 35 Tagen (31.01.2002-05.03.2002). Unfassbar, wenn man die Satellitenaufnahmen sieht. Die Wissenschaftler grübelten damals einige Zeit, was sie übersehen hatten.

Beängstigende Wahrheit: Der rasante Anstieg von CO2 in der Atmosphäre.

Regie führte übrigens ein Mann, der sich zuvor vor allem durch Fernsehserien einen Namen gemacht hat: Davis Guggenheim stand zum Beispiel bei 24, Deadwood oder Alias hinter der Kamera. Guggenheim lockert den Film etwas auf, indem er Al Gore auch als Privatmenschen vorstellt - der Vortrag wird immer wieder durch Szenen unterbrochen, in denen wir etwas über Gores Kindheit, sein Studium und seine politische Karriere erfahren. Umweltschutz und insbesondere die CO2-Emissionen, so erfahren wir, befassen Gore seit seinen Studientagen.

An Inconvenient Truth ist zusammen mit 14 anderen Dokus in die engere Auswahl für die Oscars genommen worden. Da erfahrungsgemäß mehr Menschen einen Oscarfilm sehen, wäre ihm ein Erfolg zu wünschen.

Empfehlenswerter Link:

http://www.climatecrisis.net/

Samstag, November 25, 2006

Filmwarnung: Tal der Wölfe

Erinnert sich noch jemand an das öffentliche Geschrei um "Tal der Wölfe" Anfang des Jahres? Jetzt ist der Film auf DVD erschienen. Man kann also nun überprüfen, was man damals Spektakuläres verpasst hat, falls man ihn wie ich zu Kinozeiten ignorierte, durch den Hype aber neugierig wurde. Hier meine Empfehlung: Lieber das Geld sparen oder sich einen anderen Film (z. B. Caché oder Das Leben der Anderen) ausleihen!

Ich will mir gar nicht die Mühe machen, Tal der Wölfe systematisch auseinanderzunehmen. Meine Zeit ist mir zu schade, um sie damit zu verschwenden. Kurz gemacht: Ein politisch aufgeladenes aber ziemlich löchriges Drehbuch, das von den (durchweg miesen) Schauspielern entweder die ganze Bandbreite an Heldenposen oder extreme Bösartigkeit abverlangt. Viel Pathos, eine Art Nathan der Weise Figur mittendrin, zwischendurch splatterige B-Movie Action. Besonders ärgerlich empfand ich den Gegensatz zwischen der von der Thematik eingeforderten Realitätsnähe einerseits und der Unglaubwürdigkeit der Handlung andererseits. Das fängt bei so etwas Banalem wie dem Aussehen der amerikanischen Soldaten im Irak an: Die tragen fast durch die Bank ausgefallene Irokesen-Frisuren, die im Militär undenkbar wären.

Egal. Am Ende siegt das Gute über das Böse und ich war glücklich, als der Film vorüber war.

All der Terz vor einigen Monaten wegen dieser harmlosen kleinen Zelluloidgurke war völlig ungerechtfertigt. Jeder, der ein paar graue Zellen zwischen den Ohren sein Eigen nennt, wird Tal der Wölfe als das erkennen, was es ist: Trashige B-Movie-Unterhaltung mit zu hohem Budget. Reine Zeitverschwendung.

Freitag, November 24, 2006

OT: "Killerspiele"


Vorab: Ich bin kein großer Spieler, habe keine Playstation, keinen Gamecube und kein einziges Spiel auf meinem PC installiert. Lediglich dem Online-Fußballmanager-Spiel hattrick widme ich regelmäßig etwas Zeit.

Dennoch regt mich diese hysterisch geführte Diskussion zum Thema "Killerspiele" wahnsinnig auf. Statt sich mit der Tat und dem Umfeld des 18-Jährigen Emsdettener auseinanderzusetzen, fordern Politiker ein Verbot von gewaltverherrlichenden Computerspielen. Das ist nicht nur wegen des nicht nachgewiesenen ursächlichen Zusammenhangs zwischen virtueller Gewalt und realer Gewalt hirnrissig, es führt auch auf ernüchternde Weise die Unfähigkeit von Politik und überwiegender Mehrheit der Medien vor, sich den eigentlichen Problemen zu stellen. Menschliche Verwahrlosung durch mangelnde Schulbetreuung und Ahnungslosigkeit der Eltern wäre beispielsweise ein Themenfeld, über das in diesem Zusammenhang viel zu wenig diskutiert wird. - Politiker sollten lieber ihre Wahlversprechen halten und Gelder für Schulen und Nachmittagsbetreuung locker machen, als so zu tun, als ob ein Verbot von "Killerspielen" den nächsten Amoklauf verhindern könnte.

Sicherlich sollten die bluttriefenden Spiele kontrolliert und Jugendlichen schwer zugänglich gemacht werden. Auch die Spieleindustrie trägt eine moralische Verantwortung, der sie nur ungenügend nachkommt. Meinetwegen sollten besonders "menschenverachtende" Ballerorgien verboten werden. So wird es wenigstens etwas schwieriger für Interessenten, an die Spiele heranzukommen. Aber wie die Täterprofile der Knaben aus Littleton, Erfurt und Emsdetten zeigen: Sie waren nicht dumm. Sie haben ihre Taten strategisch geplant und kaltblütig ausgeführt. Zu glauben, dass sich diese Jungs die Spiele nicht auf anderem Weg hätten besorgen können, ist nicht nur naiv, sondern töricht.

Nein, "Killerspiele" sind nicht das Problem. Und diese Diskussion ist eine wahre Zumutung, weil die Politik durch sie die Illusion erzeugt, als habe sie Möglichkeiten der Prävention für solche Gewaltakte parat. Aber diese Form der Medienbeschimpfung hat eine lange Tradition: Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" für eine zunehmende Selbstmordrate verantwortlich gemacht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts empörte man sich oft über den Horrorfilm, weil man bestimmte Tötungsmuster, die man aus Filmen kannte, bei realen Mordfällen wiederzuerkennen glaubte. Nun echauffiert man sich eben über die sogenannten "Killerspiele". Es wäre falsch, einen Einfluss der Medien auf den Rezipienten zu leugnen. Sie deshalb für reale Gewalttaten direkt verantwortlich zu machen, ist jedoch ebenso falsch. Im Slasherfilm Scream bringt ein Schüler, der sich später als psychopathischer Killer entpuppt, den Zusammenhang zwischen Mediengewalt und realer Gewalt treffend auf den Punkt, wenn er sagt: "Movies don’t create psychos. Movies make psychos more creative." Mit anderen Worten: Ein Psychopath ist ein Psychopath, ob er Counter Strike zockt oder nicht.

Empfehlenswerter Text zum Thema Amoklauf, der die richtigen Fragen stellt:
Walter Hollstein (Professor für Geschlechter- und Generationenforschung an der Uni Bremen). Mensch Mann. Tagesspiegel vom 26.11.2006.

Mittwoch, November 22, 2006

2006: Ein Jahresrückblick

Ein Jahresrückblick schon jetzt? Ja! Einer muss ja der erste sein. Und auch wenn ich den neuen Bond noch nicht gesehen habe, würde dieser Kinobesuch am Gesamtbild nichts mehr verändern. 2006 war ein seltsamer Jahrgang. So lange ich zurückdenken kann, habe ich noch nie folgendes geäußert: Die besten Filme des Jahres kamen aus Deutschland, waren deutschsprachig oder aus Europa.

Hollywood hat 2006 versagt. Keiner ihrer Blockbuster überraschte: Da Vinci Code, Superman Returns, M:i-III, X3, Pirates 2 - alles Stangenware. Nichts neues. Größtenteils lieblos heruntergekurbelte Crowdpleaser. Bunt, laut, geschmacksneutral, leicht verdaulich und ohne Langzeiteffekt. Hollywoods Mainstreamfilme waren noch nie so langweilig. Löbliche Ausnahme: Miami Vice. Aber auch Michael Mann war schon mal besser - dennoch für mich der eindeutig beste Big Budget Mainstreamfilm 2006.

Parallel dazu liefen die anspruchsvollen Oscarfilme. Aber auch hier hat mich dieses Jahr nichts überzeugt. Zum Beispiel Brokeback Mountain: Sicherlich ein wichtiges Thema, von Ang Lee stilsicher inszeniert. Aber im Gegensatz zu Lees frühen Filmen wollte Brokeback Mountain bei mir emotional nicht zünden. Die Liebe zwischen den zwei Cowboys ging mir nicht nahe und so empfand ich ihn in seiner moralischen Zuspitzung als zu didaktisch kalkuliert.

Ähnliches gilt für Syriana und Good Night and Good Luck. Auch hier wollten die Macher ihren erzieherischen Anspruch nicht verschleiern. Good Night and Good Luck kam bei der Presse natürlich gut an - wann wird schon mal die Bedeutung der eigenen Branche so sehr thematisiert? Sicherlich kein schlechter Film, aber eben auch nicht herausragend, weil dialoglastig und somit uncineastisch. Capote hat ähnliche Probleme. Durch die Bank großartige Darsteller. Aber der Film ist kalt. Sogar die dystopische Comicverfilmung V for Vendetta verspielte nach großartiger erster Hälfte das Stoffpotenzial durch überlange und prätentiöse Dialoge, die in einem schmalzig-melodramatischen Ende gipfelten.

Gut waren kleine amerikanische Filme: Thank you for Smoking, Art School Confidential (leider nur auf DVD) und Clerks II (noch kein Starttermin) zum Beispiel. Ohne viel Tamtam überzeugten diese drei durch einen anarchischen Biss, den die Hochglanz-Oscarfilme schmerzlich vermissen ließen.

Und dann schaut man ohne darauf vorbereitet zu sein einen Film wie Caché und merkt: Verdammt, es bedarf keines enormen Budgets, keiner tollen Kostüme, keiner CGI-Effekte und keines weltpolitisch aufgeladenen Themas - man muss nur ein wenig die Erzählform variieren und schon wird ein gewöhnlicher Thrillerplot maßlos spannend und subversiv. Michael Hanekes Spiel mit der filmischen Wirklichkeit ist toll und in seiner grundsätzlichen Aussage identisch mit der Brian De Palmas. Nur dass De Palma sie stilistisch anders ausdrückt. Die manipulative Kraft der Bilder zu entlarven, liegt beiden Filmemachern offenbar am Herzen. Die Lüge als Thema verbindet Caché und Black Dahlia: Beide Filme zeigen Figuren, die lügen oder bei denen der Zuschauer nicht sicher sein kann, ob das, was sie sagen, auch wahr ist. Das ist nah am Leben, glaubhaft und (vorsicht Wortspiel!) wahrhaftig.


Größte angenehme Überraschung 2006: Michael Hanekes intelligente Geschichte über eine Familie unter Druck.


The Black Dahlia ist zusammen mit Das Parfum für mich das optisch imposanteste, was 2006 über deutsche Leinwände flimmerte. Und beide Werke sind trotz internationaler Besetzung zumindest teilweise deutsche Filme. Denn deutsches Geld hat sie erst möglich gemacht.

Ein kleiner, beeindruckender und ungemein wichtiger deutschsprachiger Film: We feed the World. Eine Dokumentation, die einen beim nächsten Supermarktbesuch innerlich begleitet. Wo kommen meine Tomaten her? Soll ich wirklich das Putenfleisch zum Tiefpreis kaufen? - Mit wenigen Mitteln und größtenteils nur im Zweierteam gedreht, folgt Erwin Wagenhofer den globalen Verflechtungen der Ernährungsindustrie, ohne das moralisch zu garnieren. Hier liegt die Stärke der Doku und hebt sie von den Michael Moore Filmen aber auch von den beschriebenen Oscarkandidaten ab: Wagenhofer beschränkt sich aufs Zeigen. Man merkt: Er tritt dem Nestlé-Chef mit ebensoviel Respekt entgegen wie dem hungerleidenden Bauern in Südamerika. Für mich der wichtigste Film des Jahres, den sich jeder europäische Nahrungskonsument anschauen sollte.

Es gab 2006 noch eine Reihe weiterer deutscher Filme, die außergewöhnlich waren: Das für unverfilmbar gehaltene Buch Michel Houellebecqs zum Beispiel: Elementarteilchen. Vielleicht kein Meisterwerk aber -wenn man die Vorlage kennt- ein Geniestreich. Röhler hat den Plot stark verdichtet und ihn in passende Bilder verpackt. Punktgenau besetzt, insbesondere im Fall von Moritz Bleibtreu, besticht der Film durch eine eigenartige Mischung aus beißender 68er-Kritik und trockenem Humor.

Knallhart lockte gerade mal 150.000 Besucher in die Kinos. Im Hinblick auf die diesjährigen Schulskandale (Rütli, Pisa, Emsdetten) eine traurig stimmende Bilanz. Zumal Detlev Buck eine beklemmend authentische Atmosphäre kreiert, die Knallhart ehrlich wirken und deshalb aus dem Kino-Einerlei herausragen lässt.

Und noch ein faszinierender deutscher Film: Das Leben der Anderen. 17 Jahre nach der Wende der erste Film über die Machenschaften der Stasi. Informativ, spannend und schauspielerisch weltklasse.

Außerdem außergewöhnlich gut dieses Jahr: Adams Äpfel und Wolf Creek. Das erste eine schwarze Komödie aus Dänemark, das zweite ein fieser Horrorfilm aus Australien, der den Genrekonventionen eine unangenehm realistische Note abgewinnt und der Intention und Stimmung des original Texas Chain Saw Massacre näher kommt, als sämtliche Sequels und Remakes zusammengenommen.

My personal Faves:
Bester Film (insgesamt): The Black Dahlia
Beste Komödie: Clerks II / Adams Äpfel
Bestes Drama: Caché
Bester Horror: Wolf Creek
Beste Action: Miami Vice
Beste Doku: We feed the World

Filme, die ich leider verpasst habe und/oder noch sehen will: A Prairie Home Companion, Borat, Children of Men, Casino Royale, The New World, Der freie Wille, Snakes on a Plane, An Inconvenient Truth, The Departed, Scoop, Requiem, Deutschland - Ein Sommermärchen.

Dienstag, November 21, 2006

Robert Altman (1925 - 2006)


Ein wahrhaft trauriger Tag für das Kino. Einer der ganz großen Regisseure wird uns keinen weiteren Film mehr schenken können: Robert Altman ist am vergangenen Montag im Alter von 81 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles verstorben.

In Feuilletons, Filmforen und Blogs wie diesem löst der Tod des Altmeisters nun die üblichen Reflexe aus: Seine großen Filme werden aufgezählt, sein Ehrenoscar, den er im März diesen Jahres viel zu spät erhielt, wird genannt, und sein scharfer, zuweilen satirischer Blick auf die US-amerikanische Gesellschaft findet ebenfalls Erwähnung. All dies geschieht völlig zurecht. Jedoch finde ich, man sollte in seinem Gedenken lieber einen oder mehrere seiner Filme schauen, als sein Leben mit vielen Worten zu beschreiben. Denn dort wird man ihm wirklich nahe sein. Auch lange nach dem 20.11.2006.


Empfehlenswerter Link:
Ein Essay über sein filmisches Schaffen bei senses of cinema

Montag, November 20, 2006

The worst of DVD Special Features


Fußballer tun mir manchmal Leid! Da haben sie gerade ein Spiel verloren und schon steht ein Reporter vor ihnen und fuchtelt mit seinem Mikro in ihrem Gesicht herum: "Wie fühlen Sie sich nach dieser Niederlage?" oder "Denken Sie das katastrophale Ergebnis spiegelt den Spielverlauf angemessen wider?" - Was sollen Fußballer in solch einer Situation an Weisheiten von sich geben? Es wird von ihnen erwartet, dass sie in diesem Moment nicht nur mit den Gefühlen des Verlierens professionell umgehen, sondern auch noch, dass sie auf solche dämlichen Fragen einigermaßen intelligent antworten. Das ist hart. Und ich wundere mich immer wieder, warum ein solcher Spielfeldrandreporter nicht öfters mal einen rechten Aufwärtshaken einstecken muss. Dann sage ich mir: Die Spieler, die solche Interviews geben müssen, verdienen in der Regel in einem halben Jahr mehr Geld als ein Otto Normalverbraucher in zehn. Also geht das in Ordnung, auch wenn die Interviews so gut wie nie einen Nährwert haben.

Anders verhält es sich beim Bonusmaterial von DVDs! Wenn ein Verleih seine DVD wegen ihrer "Special Features" bewirbt, dann erwarte ich auch qualitativ hochwertigen Inhalt. Schließlich werden Schauspieler und Crew nicht gezwungen, ihre Sicht auf den Film mit der Welt zu teilen. Und wenn doch (vielleicht weil es im Vertrag steht), dann haben sie wenigstens Zeit, um sich darauf vorzubereiten. Doch wenn man sich anhört, was die Beteiligten da manchmal zusammensäuseln, wünscht man sich hin und wieder einen Fußballer herbei, der dem nicht weniger unterbezahlten Filmmenschen die Kunst des Interviews erklärt.

Es gibt natürlich ganz ausgezeichnete Featurettes auf DVDs. Laurent Bouzereau ist der Meister dieses Fachs. Ihm verdanken wir die informativen Hintergrundberichte auf vielen De Palma und Spielberg DVDs. Und es gibt auch Regisseure, die hervorragende Commentary Tracks sprechen: William Friedkin sollte Fortbildungskurse für diese Sekundärkunst eines Regisseurs anbieten.

Aber dies sind löbliche Ausnahmen. Auf den meisten DVDs befinden sich heutzutage kunterbunt zusammengeschnittene Werbefilmchen, die einen mit Pseudo-Informationen zum Film versorgen. Man fühlt sich nach solchem Trash genau wie nach dem Lesen des Focus: Man weiß, dass man gerade etwas über ein Thema rezipiert hat, aber kurioserweise ist man genauso schlau wie vorher.

Wenn Schauspieler nichts Interessantes zu Rolle oder Film zu sagen haben, findet die Lobeshymnen-Strategie Anwendung: "Es war schon immer ein Traum von mir, mit diesem Regisseur zusammenzuarbeiten. Er ist so warmherzig und einfühlsam. Er lässt Schauspielern einfach den Raum, den sie brauchen, um gut zu arbeiten. Es herrschte überhaupt eine kreative Atmosphäre am Set. Ich wollte auch schon lange mit [Name des Co-Stars] zusammen in einem Film spielen. Wir kannten uns nur von Galas und Partys: Dort haben wir immer tolle Gespräche miteinander geführt. Und als dann dieses Drehbuch kam, war klar, dass das nur mit uns beiden geht..."

Regisseure und Produzenten hingegen quälen einen häufig mit dem endlos langen Weg, den der Stoff hinter sich hatte, bevor tatsächlich mit dem Drehen begonnen werden konnte. Als ob es von Relevanz ist, was damals hätte passieren können, wenn nicht dieser oder jener Produzent im richtigen Moment den richtigen Riecher gehabt hätte oder sonstwer 2 Millionen Eigenkapital vorgeschossen hätte, die für die Realisierung des Films so lebenswichtig waren.

Auf Commentary Tracks gibt es nichts schlimmeres als permanente Anekdoten, die nur indirekt oder gar nichts mit dem Film zu tun haben (hier bilden die CTs von Kevin Smith eine erwähnenswerte und sehr unterhaltsame Ausnahme!). Wenn den Sprechern nichts besseres zum Film einfällt, als uns über die Qualität des Mittagessens der Cateringfirma aufzuklären, dann handelt es sich um einen CT, der wertvolle Megabytes beansprucht, die eigentlich für eine höhere Bitrate der Videoqualität hätten Verwendung finden sollen.

In den vergangenen Jahren hat die Qualität der Special Features sukzessive abgenommen. Wenn man sich nicht gerade eine Criterion DVD kauft, sollte man vorher im Internet genau nachlesen, ob sich der Zeitaufwand für die Zusatzmaterialien auch lohnt. Zu Beginn des DVD-Zeitalters war das noch besser geregelt: Dort erschienen entweder Barebones-DVDs oder Special Editions. Heute gibt es scheinbar nur noch letztere. Sie heißen Collector's-, Gold- oder Special Limited Edition und bieten dann doch oftmals nur den Film plus Werbung für eben jenen Film. Eine traurige Entwicklung. Ich hoffe allerdings, dass mit dem Aufkommen von HD DVD und Blu-ray Discs die Bonusfeatures der DVD wieder an Bedeutung gewinnen werden. Wenn diese Home-Entertainment-Medien in Zukunft parallel existieren wollen, muss sich ihr Angebot unterscheiden. Die DVD kann in punkto Bildqualität nicht mit den neuen Formaten mithalten, also sollte sie sich auf ihre alten Stärken besinnen, die die neuen Speichermedien vielleicht nicht erfüllen wollen: Qualitativ hochwertiges Bonusmaterial.

Mittwoch, November 15, 2006

Folter im Film


Vor kurzem habe ich mir die Hostel-DVD zugelegt. Anlass genug, um ein Post über ein Thema zu verfassen, das mir schon seit einiger Zeit durch den Kopf schwirrt: Folter im Film. Im Folgenden will ich eine kurze Skizze zu diesem Thema entwerfen, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

In den vergangenen Jahren wurde in Filmen so viel gefoltert wie noch nie. Das beschränkt sich keineswegs auf das Horrorgenre, findet dort aber den stärksten Ausdruck. In Mel Gibsons The Passion of the Christ wird Jesus in einem zweistündigen Martyrium, wie es ein Freund von mir zynisch ausdrückte: "zur Blutwurst verarbeitet". Schon das Ende von Braveheart oder einige Szenen in Mad Max, Payback und Lethal Weapon ließen Gibsons Vorliebe für eine "Erlösungsfolter" offenkundig werden: Der reine Held wird von seinen Widerstreitern heftig gefoltert, um sie in der Regel anschließend als nicht weniger brutaler Racheengel mit dem Tod zu bestrafen.

Der Held stirbt durch die Hand des Folterknechts und wird zum Märtyrer: FREEEEDOOOM.

Nun will ich Mel Gibson seinen Hang für solch folterfröhliche Erlöserrollen nicht vorwerfen. Denn in der westlichen Welt ist die Folter historisch wohl am stärksten an die christliche Kirche gebunden. Eine Religion, deren zentrales Symbol ein altertümliches Hinrichtungsinstrument ist, auf dem sich der gefolterte Leib Jesu befindet, hat seine Spuren im Denken der Menschen sicherlich hinterlassen. In diesem Zusammenhang wundert mich allerdings des Öfteren die Scheinheiligkeit einiger Geistlicher, die sich erst über die Brutalität von Filmen und Computerspielen aufregen, anschließend in die nächste Kathedrale rennen, um die symbolische Bedeutung eben jener brutalen Folterszene zu verehren. Aber das ist ein weites Feld und führt vom eigentlichen Thema ab.

Die Kirche legitimierte mit der Gründung der Inquisition die Folter, was zwar äußerst unangenehm für unzählige vermeintliche Ketzer und Hexen endete, andererseits Literatur, Theater, Malerei und Film mit ordentlich Stoff versorgte. Von Potocki (Handschrift von Saragossa) über Poe (Die Grube und das Pendel) und Kafka (In der Strafkolonie) bis Eco (Der Name der Rose) wirkten die Taten der Inquisition literarisch stimulierend.

Martyrium der Heiligen Agathe von Sebastiano del Piombo:
Von der Kirche sanktionierte, lustvolle Darstellung von Folter.

Die barocken Wandertruppen folterten in vielen ihrer Aufführungen sogar schon unter Zuhilfenahme komplizierter Tricks. Ein großer Publikumsliebling war Shakespeares blutigste Tragödie Titus Andronicus in einer bearbeiteten Fassung. Knapp 300 Jahre später öffnete das Grand Guignol Theater in Paris seine Pforten. In den dort aufgeführten kurzen Stücken wurde ebenfalls heftig gefoltert.

Machen wir einen weiten Sprung in die 70er Jahre und begeben uns in einen fensterlosen Raum mit Dustin Hoffman und Laurence Olivier: Die Zahnarzt-Verhörszene in Marathon Man, in der Olivier Hoffman mit seinem Zahnarztbohrer foltert, um an Informationen zu gelangen, dauerte in der ursprünglichen Fassung angeblich knapp acht Minuten. Doch in diversen Previews stand das Publikum bei dieser Szene geschlossen auf und verließ das Kino. Schlesinger kürzte die Szene mehrfach, doch ohne Erfolg: Die Zuschauer verließen stets den Saal. In der Kinofassung war schließlich nur noch zu sehen, wie Olivier den Bohrer einschaltet und noch bevor dieser Hofmanns Zähne berührt, schneidet der Film zurück auf Olivier, wie er den Raum verlässt und erklärt, Hoffman habe nichts gewusst. Ob ein heutiges Mainstream-Publikum immer noch so reagieren würde? Ich vermute schon, denn im Gegensatz zu den Folterszenen in einem Horrorfilm wie Saw zeigt Marathon Man eine für jeden Zahnarztbesucher nachvollziehbare Form der Folter. Das Anlaufen gegen einen Stacheldrahtzaun in Adamskostüm (Saw) zählt wohl nur selten zum persönlichen Erfahrungsschatz des gewöhnlichen Kinobesuchers. Michael Hanekes Funny Games, von dem er gerade ein US-Remake dreht, kommt einer solchen Marathon-Man-Realität wohl noch am Nähesten.

Wolf Creek: Die Leere des Raumes als Folterinstrument.

In den 70er Jahren drehte der Spanier Jesus Franco einige Folterfilme (z. B. Frauengefängnis). Diese waren offenbar in erster Linie dazu gedacht, die männlichen Zuschauer auf S&M Ebene zu erregen. Große Geschichten erzählten die Streifen jedenfalls nicht einmal, wenn sich Franco einen bedeutenden Stoff wie Jack the Ripper vornahm und dafür Schauspieler wie Klaus Kinski rekrutierte. Als Exploitation-Trash können sie dennoch gut unterhalten.

Zurück zu Hostel: Auch wenn ich einiges an Eli Roths zweitem Film zu kritisieren habe, auf das ich hier nicht eingehen möchte, so halte ich Hostel doch für einen der ehrlichsten Horrorfilme vergangener Jahre. Denn während mir der Plot in Roths überschätztem Cabin Fever zu fantastisch ist, um nachhaltig zu schockieren, betritt Hostel in der zweiten Hälfte ein Terrain, bei dem man sich fragt, ob es solche Folterverliese vielleicht wirklich gibt. Die Genauigkeit, mit der die Funktionsweise der vermodernden Fabrikhalle vorgeführt wird, trägt maßgeblich dazu bei, dem Geschehen Glaubwürdigkeit einzuhauchen. Wie Roth bei der diesjährigen Berliner Fantasy Filmfestnacht sagte, habe er bewusst weltpolitische Geschehnisse wie die Exekutionen US-amerikanischer Soldaten durch extremistische Iraker oder Abu Ghraibs Folterbilder als Anregungen in seinen Film einfließen lassen wollen: Der Gedanke, dass es irgendwo einen Raum gebe, aus dem man mit all dem Geld der Welt der Folter und dem Tod nicht entkommen könne, sei die beängstigende Grundidee gewesen, die ihn fasziniert habe. Und ist nicht genau das "horror at its best"? Wenn Ängste, die politischen Ursprungs sind, aufgegriffen und in Bilder verpackt werden? Ich finde nicht einmal, dass Roth diese Zusammenhänge platt rüberbringt - man vergleiche Joe Dantes Masters of Horror Episode Homecoming, in der tote US-amerikanische Soldaten als Zombies zur Wahlurne torkeln. Bei Dante wird einem die politische Message mit dem Dampfhammer eingebläut. Roth enthält sich eines Kommentars und beschränkt sich auf das Zeigen. Der Zuschauer erkennt die Bilder wieder und weiß sie ohne explizite Erklärung in den politischen Zusammenhang zu setzen.

Es ist gegenwärtig unmöglich, an das Folterthema unpolitisch heranzugehen. Die meisten erfolgreichen US-Serien sparen nicht mit Folterbildern. Bei 24 ist das Foltern schon zum Running Gag verkommen: Im Laufe einer Staffel sitzt bestimmt jeder Darsteller irgendwann einmal auf dem Folterstuhl. Als Jack Bauer in der zweiten Staffel wiederholt muslimische Fundamentalisten foltert, wurde FOX (sicherlich nicht ganz zu unrecht) Folter-Propaganda vorgeworfen - Folter sollte als legitimes Mittel erscheinen, wenn die Umstände es "rechtfertigen". Es seien ja schließlich die Bösen, die dem Folterknecht überantwortet werden. Nicht ganz: Hin und wieder weiß der Betroffene tatsächlich nichts, oder Jack Bauer wird selbst zum Opfer der Folter.

In Lost ist Sayid der Folterfachmann vom Dienst. So erfuhren wir Mitte der ersten Staffel, dass dieses freundliche Kerlchen aus Nahost vom irakischen Militär ausgebildet worden ist und eine dunkle Seite hat. Wie in 24 rutschen auch in Lost eine ganze Reihe von Figuren über die Folterbank - Sawyer wird von Sayid gefoltert, Sayid wird von der Französin gefoltert, die Anderen foltern einige der Überlebenden usw.


Folter scheint alle Kulturen miteinander zu verbinden. Den asiatischen Bondage-Folter-Fetisch will ich nur erwähnt wissen - jedenfalls sind die Filmemacher des Ostens derzeit auch fleißig am Foltern. Takashi Miike hat nicht nur einen Gastauftritt in Hostel, er ist auch selbst als Filmemacher fasziniert von der Folterkunst. Das Bild unter der Überschrift dieses Posts stammt aus seiner Masters of Horrors Episode Imprint, die als einzige Folge der ersten Staffel nicht im US-Pay-TV-Kanal ausgestrahlt worden ist. Der Koreaner Chan-wook Park thematisiert in seiner Rachetrilogie ebenfalls wiederholt die Folter: Im Abschlussfilm Sympathy for Lady Vengeance stellt eine lange Foltersequenz sogar den Schlüssel zum Verständnis der Handlung dar.

Sollte man die Zunahme an Folter im Film moralisch bewerten? Ich bin zwiegespalten: Einerseits bin ich von der großen Anzahl an Folterszenen im TV wenig begeistert, andererseits weiß ich es zu schätzen, dass Horrorfilme gesellschaftliche Missstände aufzeigen. Bei den TV-Serien ist es die Mischung aus Kommerzialität, Propaganda und Political Correctness, die mir nicht behagt.

Auch der neue Bondfilm Casino Royale, der nächste Woche in die Kinos kommen wird, hat im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, weil eine Folterszene angeblich zu gewaltvoll sei. Warten wir's ab, eine "haste nich jesehen DVD Edition" wurde damit indirekt angekündigt.

Links zum Thema:

Etwas Makaberes: Eine Top 10 Liste von Filmfolterszenen
Etwas Bildendes: Folter bei Wikepedia
Etwas Schockierendes: The Abu Ghraib Files
Etwas Feuilletonistisches: Kaputte Körper - Foltergewalt im Film

Samstag, November 11, 2006

Die glorreichen 7: Traumsequenzen

Wer liebt sie nicht? Traumsequenzen! Die Momente, in denen sich der Regisseur so richtig austoben kann, wo fast keine Idee zu verrückt erscheint, wo das Nicht-Sinnmachen sinnvoll ist. Ich liebe Traumsequenzen wegen ihres scheinbar anarchischen Charakters, wegen ihres Fuck-you an die weltliche Logik. Grund genug eine Liste der glorreichen 7 zusammenzustellen.

Doch wann und wozu treten Traumsequenzen im Film auf? In der Regel sollen Traumsequenzen einen Blick in die Vergangenheit einer Figur ermöglichen, einen Wunsch oder eine Begierde formulieren oder Ängste zum Ausdruck zu bringen. Sie können zu jedem Zeitpunkt aufreten: Der Film kann mit einem Traum beginnen (Dressed to Kill), ihn zwischendurch einschieben (Vertigo), mit einem Traum enden (Unforgettable) oder fast vollständig ein Traum sein (Jacob's Ladder). Tagträume (Herr Lehmann - siehe Bild: so stellt er sich seinen Nachwuchs vor), Alpträume (A Nightmare on Elm Street), skurrile Sexträume (Naked Lunch) - alles ist möglich: In De Palmas Femme Fatale verbringt der Zuschauer die überwiegende Zeit des Films in einem Traum (oder einem Traum im Traum - je nach Interpretation), ohne explizit darauf hingewiesen zu werden. Lediglich eine Reihe sorgfältig eingebauter Leitmotive verweist auf ein Traumgeschehen.

Nightmare 4: Erst müssen die Schüler brav Kafka lesen, dann werden sie dank Freddy selbst zu Gregor Samsa.


Um die Jahrtausendwende feierten Filme Hochkonjunktur, die sich mit dem Realitätsbegriff auseinandersetzten. Reihenweise erwachten die Helden aus finstren Träumen und alternativen Realitäten (Truman Show, Stir of Echoes, The Matrix, eXistenZ, Donnie Darko, Vanilla Sky, Memento etc.) Warum dies damals der Fall war, ist mir nie so richtig klar geworden. Millenniumsangst? Erster Höhepunkt des Internetzeitalters? Wer eine Erklärung dafür parat hat, den bitte ich um Feedback im Kommentarteil des Blogs! Der 11. September 2001 beendete diese Periode jedenfalls schlagartig. Oder besser: Er ließ die Filmemacher klischeeartig aus ihrem süßen Schlummer fahren: Kerzengerade und mit meinem Schrei auf den Lippen. Man musste sich wieder der Wirklichkeit stellen.

Vor wenigen Wochen kam nun ein Film in die Kinos, der Träume wieder feiert: The Science of Sleep vom französischen Kreativtalent Michel Gondry. Schon in Eternal Sunshine of the Spotless Mind zelebrierte Gondry die unbewusste Gedankenwelt mit fantastischen visuellen Einfällen. Und während die unzähligen Träumereien in The Science of Sleep auf mich nach einiger Zeit ermüdend wirken, fesselt Eternal Sunshine durch eine kluge Geschichte und phantasievolle Traumwelten gleichermaßen und beweist so, dass sich Filmträume und Plot-Logik nicht zwangsläufig ausschließen müssen.

In zwei HBO-Serien übernehmen Träume eine wichtige Rolle. Während die Figuren in Six Feet Under von Beginn an fleißig am (Tag-)träumen waren und die Serie am Ende der fünften Staffel mit einem betörend schönen Zukunftstraum Claires endgültig schloss, entwickelten sich bei den Sopranos Tonis Träume erst ab dem Ende der zweiten Staffel zu einem reifen, handlungstreibenden Element. In den ersten Folgen der sechsten Staffel füllen sie nun sogar mehr als die Hälfte der Episoden aus. Dabei bleiben sie im Vergleich zu seinen früheren Träumen (z.B. sprechende Fische) erstaunlich realistisch und infolge dessen leider wenig faszinierend, beinahe langweilig. Träume sind sicherlich kein Garant für Spannung. Science of Sleep und die Episoden 2 und 3 der sechsten Sopranosstaffel (so gegensätzlich die Träume im Einzelnen auch sein mögen) sind für mich Beispiele dafür, wie das Träumen erzählerische Überhand nehmen kann. Die Folge: Sie wirken ab einem gewissen Zeitpunkt selbstverliebt. Die Filmemacher geben sich den Träumen zu sehr hin, haben vergessen den Wecker zu stellen und wollen nicht aufwachen.

Aber nun zu den glorreichen 7! - Filme, bei denen sich Traum und Realität für den Zuschauer auf nicht oder nur schwer nachvollziehbare Weise miteinander vermischen, sind hier ausgeschlossen (Goodbye, Mr. Lynch!). Es soll um "reine" Traumsequenzen gehen....

7. American Beauty: Wenn man nur einzelne Bilder von Lester Burnhams (Kevin Spacey) Lüstlingsträumen vorgelegt bekäme, müsste man meinen: Was für ein Haufen Kitsch ist das denn bitteschön? Aber dank der grandiosen Stimmung, die Sam Mendes in diesen Traumsequenzen erzeugt, wirken sie erotisch, poetisch und selbstironisch zugleich. Sie sind in ihrer Verkitschtheit perfekt auf den verträumten Loser Lester zugeschnitten, dessen Verteidigungsstrategie gegen seine diktatorische Ehefrau der Aufbau eines reichen Innenlebens ist. Lesters Träume laden selbst zum Träumen ein...

6. Smultronstället (DT: Wilde Erdbeeren): Isak Borgs (Viktor Sjöström) Alptraum zu Beginn des Films ist die Initialzündung für seine Autoreise nach Lund, die er ursprünglich mit dem Flugzeug unternehmen wollte. Immer wieder lässt Ingmar Bergman im weiteren Verlauf den alten Professor tagträumen. Doch dieser erste Alptraum in scharfem Schwarzweiß ist für mich der visuell interessanteste. Bergman findet hier eindrucksvolle Bilder, um den inneren Konflikt des Mediziners (die Angst vor dem nahenden Ende) auszudrücken: eine Uhr ohne Zeiger, ein Sarg, das eigene Ich im Sarg. Auch wenn ich Smultronstället insgesamt nicht sonderlich schätze, gehört diese Traumsequenz doch zu meinen Favoriten.

5. Grand Canyon: Ein Ehepaar liegt zusammen im Bett und schläft. Wir werden Zeuge vom Traum des Mannes namens Mack (Kevin Kline): Er fliegt durchs nächtliche L.A., genießt die Aussicht. Als er über ein Ghetto fliegt, in dem er in der realen Welt von einer schwarzen Jugendbande bedroht wurde, beginnt ein Falltraum, doch er fängt sich wieder. Er fliegt weiter. Das Hollywoodzeichen hat sich in "Hullo Mack" verwandelt. Danny Glover, sein Retter aus der Ghetto-Bredouille, steht fröhlich hüpfend auf dem "C" des Zeichens und gibt ihm im Vorbeifliegen einen Handschlag. Der Traum endet mit einem lasziven Blick in das Schlafzimmer seiner sexuell frustrierten Sekretärin - dann zerbricht ein Spiegel und wir gleiten in den Angsttraum seiner Ehefrau, die verzweifelt ihren Sohn und Ehemann sucht. Als sie die beiden schließlich in einem abfahrbereiten Zug findet, schlägt sie von außen gegen das Zugfenster - die beiden winken ihr kurz zu, interessieren sich aber nicht für sie. Der Zug fährt ruckartig an und verlässt den Bahnsteig in Windeseile, da hört sie ein Baby schreien...Die Verknüpfung dieser zwei Träume ist Lawrence Kasdan großartig gelungen - sie fühlen sich an wie echte Träume und informieren uns intelligent über die Gedanken und Gefühle des Ehepaars. In dieser Liste sind es zweifellos die am flüssigsten inszenierten und glaubhaftesten (wenn dieses Wort in diesem Zusammenhang erlaubt ist) Träume.

4. Vertigo habe ich mir für die Erstellung dieser Liste extra noch einmal angesehen. Und auch wenn Jimmy Stewarts Alptraum leider ziemlich kurz ist, so bleibt er doch bis heute in hohem Maße effektiv - der kalte, anklagende Blick, den ihm die tote Carlotta zuwirft, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Bernhard Herrmanns gespenstische Begleitung passt zu keinem Zeitpunkt des Films besser. Auch die titelgebende Idee des Schwindels fängt diese Alptraumsequenz mit ihren um James Stewarts Kopf kreisenden Spiralen visuell am Treffendsten ein.

3. In An American Werewolf in London bekommt man in kurzer Abfolge eine Serie äußerst effektiver Alpträume geboten, die die Transformation Davids in einen Werwolf verdeutlichen sollen. Genialer Höhepunkt ist der Traum im Traum, der seit Landis' Werwolffilm von so ziemlich jedem Horrorstreifen kopiert wird: David muss im Traum mitansehen, wie seine Familie von Nazi-Werwölfen getötet und ihr Haus abgefackelt wird. Anschließend wird ihm die Kehle durchgeschnitten. David fährt aus dem Schlaf und findet eine Krankenschwester lesend neben seinem Bett. Die Krankenschwester steht auf, zieht einen Vorhang zur Seite, hinter dem sich ein weiterer Naziwolf versteckt hält, der sich natürlich sofort auf die Pflegerin stürzt und sie mit einem Messer zerfleischt. David fährt erneut aus dem Schlaf....

2. The Big Lebowski: Die Kifferträume des Dudes, wie soll man sie beschreiben? Am besten gar nicht: Angucken und lachen!

1. Es gibt für mich keinen Zweifel über die Nummer eins: Living in Oblivion. Tom DiCillos intelligente und schreiend komische Independent Komödie erhebt die Traumsequenz zum Hauptthema. Der Film besteht aus drei Episoden, die von einem Low-Budget-Seifenoperdrehtag erzählen. Zwei dieser Episoden sind Träume von Beteiligten. Im dritten Teil wird eine Traumsequenz gedreht. Living in Oblivion ist somit entweder ein Traum oder die Inszenierung eines Traumes. Deshalb weiß ich nicht so recht zu sagen, welcher dieser Traumsequenzen mein Favorit ist. Ich liebe sie alle, beschreibe an dieser Stelle keinen, sondern zitiere lieber Tito, den Zwerg, der mit Twin Peaks offenbar wenig anfangen kann: "Why does my character have to be a dwarf? Is that the only way you can make this a dream? Put a dwarf in it! Have you ever had a dream with a dwarf in it? Do you know anyone who had a dream with a dwarf in it? - NO! I don't even have dreams with dwarves in them. The only place I have seen dwarves in dreams is in stupid movies like this. Oooh, make it weird, put a dwarf in it! Everyone will go 'Wow! Wow! This must be a fucking dream. There's a fucking dwarf in it.' Well, I'm sick of it. You can take this dream sequence and shove it up your ass!"

Dienstag, November 07, 2006

Filmtipp: Peeping Tom

Nachdem ich in meinen vorangegangenen Filmtipps zwei 40er-Jahre-Filme von Powell und Pressburger vorstellte, mache ich nun einen Sprung ins Jahr 1960. Es soll um einen Film gehen, der mit The Life and Death of Colonel Blimp und Black Narcissus bis auf den Namen des Regisseurs so gut wie nichts gemein hat: Peeping Tom (DT: Augen der Angst).

Peeping Tom ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr Kritiker mit ihren Urteilen daneben liegen können. Im Erscheinungsjahr 1960 wurde der Film durchweg verrissen - auf die übelste Art und Weise (in Auszügen hier nachzulesen). Die Zeit war noch nicht reif für die Geschichte um Kameramann Mark (Karlheinz Böhm), der Frauen während ihres Todes filmt und ihnen dabei einen Spiegel vorhält, so dass sie ihr eigenes Ende mitansehen müssen. Einflussreich auf die nächste Generation von Filmemachern war Peeping Tom natürlich trotzdem. Als Martin Scorsese den in der Versenkung verschwundenen Film in den 80er Jahren wiederaufführte, schwelgten die Kritiker plötzlich in den höchsten Tönen. So geht es ja seit Jahrhunderten in der Kultur: Die Moden der Zeit sind oft nicht das, was Bestand hat. Wird in 46 Jahren -so alt ist Peeping Tom- noch jemand Interesse an Borat oder The Devil Wears Prada haben? Ich melde entschiedene Zweifel an.

Sissi-Star Karlheinz Böhm strahlt in der Rolle des Mark eine charismatische und dennoch unheimliche Ruhe aus: Wie die Arbeitskollegen und Bekannten Marks, so bekommt auch der Zuschauer die Figur zunächst nicht richtig zu fassen. Wir wissen, er ist ein Mörder. Davon informiert uns Powell noch vor dem Vorspann, und zwar in frappierend ähnlicher Weise wie es ein gewisser John Carpenter 18 Jahre später in Halloween tun wird: durch die Perspektive des Killers. Aber wir können uns keinen Reim aus Marks Verhalten machen. Schließlich lernen wir, dass er als Kind von seinem Vater misshandelt wurde, selbst Opfer der Kamera gewesen ist.

Galt Peeping Tom vor einigen Jahren noch als Geheimtipp, befindet er sich heute im Kanon der wichtigsten Filme des 20. Jahrhunderts. Brachte Peeping Tom Michael Powell seinerzeit eine gehörige Kritikerschelte ein, ist es heute der Film, für den er als erstes erinnert wird.

Die Meinung der Kritik kümmerte die junge Generation von Filmemachern nicht: Peeping Tom beeinflusste ihre Werke nachhaltig. Links ein Capture aus Peeping Tom, rechts eines aus Brian De Palmas Studentenfilm Murder à la Mod.

Drei Monate nach der Veröffentlichung Peeping Toms erging es Alfred Hitchcock mit Psycho ähnlich, denn auch Psycho wurde von der Kritik zunächst gehasst. Die Filme sind ohnehin sehr verwandt: In beiden geht es um einen mordenden Psychopathen, der durch die Erziehung eines herrischen Elternteils zum Killer geworden ist. Im Gegensatz zu Norman Bates in Psycho möchte Mark in Peeping Tom durch den Akt des Tötens ein Kunstwerk schaffen. Der Augenblick des Todes, die auf Zelluloid gebannten Augen des Opfers, das Fenster zu Seele - hier finden mehrere Dinge zueinander: Mark sublimiert seine Libido in diese Gewaltakte, um durch sie ein radikales Kunstwerk zu erschaffen. Eine schockierende Metapher für die Filmkunst selbst.

Peeping Tom spielt mit einem der größten Themen des Kinos: Voyeurismus. Der Film ist in gewisser Hinsicht eine Selbstreflexion über das Kino. Michael Powell versuchte deshalb, den französischen Titel "Le Voyeur" in "Le Cineast" zu ändern. Erfolglos, wie uns dieses Poster verrät.


Die deutsche DVD ist leider nur bedingt empfehlenswert. Das Bild wirkt im Vergleich zu den 40er-Jahre-Filmen Michael Powells körnig. Allerdings lassen die Screencaptures bei dvdbeaver den Schluss zu, dass das Bild der Criterion Edition auch nicht wirklich besser ist. Viel ärgerlicher ist, dass sich Sprachen und Untertitel nur durch das Zurückspringen auf die Sprachauswahlebene (also noch vor das Hauptmenü) umstellen lassen. Eine neue, bessere Veröffentlichung wäre wünschenswert.

Links zum Thema:

Lesenswerte Kritik
DVD Review (Criterion Edition)

Samstag, November 04, 2006

Knallhart vs. Wut - eine Gegenüberstellung (Teil 3)

Hier nun der dritte und letzte Teil meiner Gegenüberstellung von Knallhart und Wut. Nachdem ich mich in den zwei vorangegangenen Posts über Täter- und Opferfiguren ausgelassen habe, möchte ich zum Abschluss einige Gedanken zu filmischen und thematischen Aspekten loswerden, die mir beim Betrachten der Filme in den Sinn gekommen sind. Diese Überlegungen habe ich nicht in irgendeine Form gießen wollen, sie sollen hier so assoziativ aufgelistet werden, wie sie mir kamen.

Filmische Umsetzung

Wut ist im Gegensatz zu Knallhart eine TV-Produktion. Erstaunlicherweise widersetzt sich Wut aber vielen typischen Fernsehfilmkonventionen. Der Hauptkonflikt in Wut wird in seinen verschiedenen Phasen glaubhaft geschildert, wozu die präzise besetzten Schauspieler erheblich beitragen: Insbesondere Oktay Özdemirs Darstellung verleiht Wut große Glaubwürdigkeit. Die Kamera bleibt immer nah dran, distanziert sich kaum von den Figuren, bleibt auf Augenhöhe, nimmt keine extremen Winkel ein. Das unterstreicht die Authentizität und lässt den Film streckenweise dokumentarisch wirken.

Wut hat in meinen Augen allerdings zwei gravierende Schwächen: So wirkt die zweifache Affären-Nebenhandlung von Felix' Eltern völlig deplatziert und trägt zum Hauptkonflikt nichts entscheidendes bei, ja lenkt in diesen Momenten sogar davon ab und rückt den Film in die Nähe einer müden Seifenoper. Das zweite Problem ist die Auflösung - die Geiselnahmeszene: War der Film bis dahin fast dokumentarisch und ging glaubwürdig mit seinen Figuren um, wird er am Ende zu einem aus amerikanischen B-Movie-Versatzstücken zusammengeschustertes Stangenwarenprodukt. Beide Probleme sind also drehbuchbedingt und wirken auf mich, als ob ein Drehbuchdoktor das Fernsehspiel in eine gewisse Struktur zwängen wollte. Dem Autor fehlte der Mut oder die Idee, den für eine Fernsehproduktion unkonventionellen Weg konsequent beizubehalten.

Knallhart übertrifft die Dokumentationsnähe von Wut sogar noch: Die wacklige Handkamera, die schnellen Schnitte und die entsättigte Farbgebung, die den Film fast schwarzweiß wirken lässt, verleihen ihm eine stete Trostlosigkeit. Die direkte Koppelung an den Neuköllner Kiez verankert Knallhart örtlich genauer als Wut, der ja auch in Berlin spielt, aber der das "Urban Ghetto" nicht wirklich zum Thema erhebt. Buck gelingt es, diese Nähe zum Stadtteil auch visuell eindrucksvoll mit der Handlung zu verknüpfen: Immer wieder sehen wir die Figuren (und insbesondere Michael) als Gefangene der sie umgebenden urbanen Architektur - die Bilder sind so gerahmt, dass sie wie geschlossene Einheiten wirken, aus denen es kein Entkommen gibt.

Klaustrophobische Bildgestaltung: Die Figuren in Knallhart wirken wie Gefangene ihrer Umgebung.

Im Gegensatz zu Wut streut Buck auch eine Prise Humor ein. Meine Lieblingsszene spielt beim österreichischen Drogendealer ("Du bist nicht entspannt!"). Mit Liebe zum Detail stellt uns Buck diese groteske Familie vor, die in einer Weddinger Altbauwohnung haust. Der Zuschauer wird durch das seltsame Verhalten dieser Figuren verunsichert, gleichzeitig wohnt der Szene eine absurde Komik inne, die mich mehrfach zum Schmunzeln brachte.

Wie Wut so ist auch Knallhart punktgenau besetzt. Man merkt: Regisseur und Schauspieler kennen den sozialen Hintergrund, um den es geht. Auf Neukölln wird kein schönes Licht geworfen: Wir sehen immer wieder Häuserschluchten und farblose Fassaden, breite Straßen und verlassene, schäbige Hinterhöfe. Wiederholt tauchen Kleinkinder und Babys auf (in der Hasenheide das Baby einer Drogenabhängigen, beim Drogendealer im Nebenzimmer, auf einem Balkon ein Kleinkind mit einer Spielzeugwaffe, Erols Babys etc.), bei denen man automatisch Bedenken um ihre Kindheit hat.

Themen

Neben dem wohl auffälligsten Thema "Jugendgewalt" mit seinen unterschiedlichen Facetten (Zusammenschlagen, Abziehen, Erpressen, Happy Slapping) schneiden beide Filme Themenbereiche an, die nur indirekt mit Gewalt zu tun haben. So sind sowohl Knallhart als auch Wut Initiationsgeschichten. Ein Kind wird mit Problemen konfrontiert, für die die Erwachsenenwelt keine Antworten oder gar Lösungen parat hält. Die Kinder müssen ihre eigenen Strategien entwickeln, um diese Situationen zu meistern. Es ist eine Bewährungsprobe, für die sie erwachsen werden müssen.

Die Filme stellen sehr verschiedene Elternfiguren vor. In Knallhart erleben wir eine ahnungslose, alleinerziehende Mutter, deren Interesse an den Befindlichkeiten ihres Sohnes hinter ihren eigenen Bedürfnissen zurücktreten muss. Miriam ist keine schlechte Mutter, aber sie ist überfordert mit ihrer eigenen Lebenssituation und weiß nicht wirklich, mit ihr umzugehen. Hingegen engagieren sich Felix' Eltern ungemein. Sie sind (fast) Vorzeigeeltern: interessiert an den Problemen ihres Sohns, verbringen Freizeit mit ihm, ermutigen ihn zum Spielen eines Instruments etc. Jedoch -und dies ist meines Erachtens das eigentliche Thema von Wut- kommen diese Vertreter eines bildungsbürgerlichen Lebensidylls in eine Situation, mit der sie aus eigener Kraft nicht mehr fertig werden. Sie kommen an die Grenzen ihres liberalen Weltbildes und wissen nicht weiter. Auch sie sind im Kontext des Films keine wahren Vorbildfiguren. Der entscheidende Fehler, den diese Familie begeht (und hier ist Wut unglaubwürdig, da ein so gescheiter Mann wie Felix' Vater nicht so handeln würde), ist, dass sie sich nicht rechtzeitig an die Polizei wendet.

Vergessen wir nicht, dass uns die Filme drei weitere Vaterfiguren vorstellen: Cans Vater (Wut), Crilles und Matzes Vater (Knallhart) sowie Erol (Knallhart). Cans Vater genießt absolute Autorität gegenüber seinem Sohn, interessiert sich aber offenbar nicht dafür, was er außerhalb seines "Hoheitsgebiets" treibt. Das sagt er sogar: "Ich habe meine Kinder anständig erzogen. Ich kann ihn [sic!] nicht jeden Tag kontrollieren. Auf der Straße machen sie, was sie wollen." Eine solche erzieherische Resignation führt wohl zwangsläufig zu halbstarkem Verhalten von Jugendlichen im öffentlichen Raum. Cans Vater scheint entweder ähnlich überfordert zu sein wie Miriam in Knallhart oder er ist zu bequem, zusätzliche Energie in die Erziehung seiner Söhne zu investieren. - Crilles und Matzes Vater wird uns als gemeiner Prolet präsentiert, der seine Kinder wegen seines Berufes lange Zeit alleine lässt, und nichts als Schläge für sie übrig hat, wenn er zu Hause ist. Gemessen an dieser "Betreuung und Erziehung" scheinen Crille und Matze erstaunlich umgängliche und freundliche Zeitgenossen zu sein. - Über Erol als Vater zu spekulieren ist müßig. Er wäre wohl kaum ein gutes Vorbild für ein Kind. Da er jedoch an den für ihn absehbaren Folgen seines Profilierungsgehabes stirbt, bevor seine Kinder ein Alter erreicht haben, in dem sie ihn als Vaterfigur bewusst wahrnehmen können, hat er als Vater ohnehin versagt.

Sind Wut und Knallhart ausländerfeindlich? Ich meine nein, weil die türkischen Figuren mehrdimensional angelegt sind. Zwar entsprechen sie zweifellos gewissen Klischees, dennoch wird wohl niemand leugnen, dass es Leute wie Erol, Can und seinen Vater in den Straßen Berlins und anderswo gibt. Ebenso gibt es solche Klischeefamilien wie die von Felix in Wut. Dem Film vorzuwerfen, er schüre Vorurteile gegen die türkische Bevölkerung in Deutschland, wäre deshalb kurzsichtig und heuchlerisch. Die Kunst (und ich halte Film für eine Kunstform) darf nicht zur Sklavin der Political Correctness werden! Im Gegenteil: Sie muss sich aktiv mit gesellschaftlichen Problemen und Tabugrenzen auseinandersetzen, sonst ist sie so nutzlos wie ein Bote ohne Botschaft. Und wie aktuell und realitätsnah die Geschehnisse der Filme sind, beweisen die Tageszeitungen beinahe täglich (zur Untermauerung hier ein Artikel aus dem gestrigen Tagesspiegel).

Bestürzend empfinde ich das Ende beider Filme. Ich bin kein großer Freund des Happy Ends, aber in diesen Fällen stimmt es mich traurig, dass die Macher offenbar keine Lösungsvorschläge für die geschilderten Probleme anbieten wollen oder können. Beide Filme enden auf einem Mollton. Es ist sowohl Knallhart als auch Wut hoch anzurechnen, dass sie gesellschaftliche Probleme ehrlich und auf eindrucksvoll authentische Art zu beschreiben versuchen. Knallhart zeigt im Gegensatz zu Wut sogar einige Ursachen (soziales und städtebauliches Umfeld, Eltern, Drogen) dafür auf. Möglichkeiten diese Defizite zu überwinden, bieten die Filmemacher jedoch leider nicht an. Und wenn dies nicht einmal in der Kunst machbar zu sein scheint, wie soll es dann erst gesellschaftlich funktionieren?

Links zum Thema:

Filmheft der Bundestzentrale für politische Bildung (Knallhart)

Filmbesprechung bei filmportal.de (Knallhart)

Diskussionswürdiger Blog-Artikel (Wut)

Donnerstag, November 02, 2006

Knallhart vs. Wut - eine Gegenüberstellung (Teil 2)


Im zweiten Teil dieser Gegenüberstellung von Detlev Bucks Knallhart und Züli Aladags Wut möchte ich die Täterfiguren charakterisieren und miteinander vergleichen.


Die Täter: Can, Erol und Hamal

Wut und Knallhart werden nicht nur durch das ähnliche Thema "Jugendgewalt" verbunden. Oktay Özdemir spielt in beiden Filmen den jugendlichen türkischen Täter und ist der heimliche Star dieser Thriller. Özdemir verleiht den Täterfiguren eine solch beunruhigende Realitätsnähe, die weitab vom stereotypen Filmbösewicht liegt, dass er so eingesessene Schauspieler wie August Zirner und Corinna Harfouch einfach an die Wand spielt. Der Gedanke liegt nahe: Wie viel davon ist gespielt, wie viel ist Lebenserfahrung? Im Grunde ist die Frage jedoch belanglos: Was zählt, ist Özdemirs authentische Darstellung. Und wenn er demnächst in die Haut einer vollkommen anderen Figur schlüpfen muss, wird sich diese Frage ohnehin von selbst beantworten.

Can in Wut ist Anführer einer Gang. Er dealt mit Haschisch und zeichnet sich durch eine hohe Gewaltbereitschaft aus. Felix spielt das Cello (Zeichen einer typisch bildungsbürgerlich-musischen Ausbildung), Can betreibt mit seiner Gang Streetdance (Zeichen für seine Verwurzelung mit der Straßenkultur). Er ist zwar nicht auf gleichem Bildungsniveau wie Felix, weiß dafür aber sehr genau, wie man sich auf der Straße durchschlägt. Er glaubt an das Recht des Stärkeren. So aggressiv er außerhalb seiner Familie auftritt, so unterwürfig verhält er sich gegenüber seinem Vater. Cans Vater, dem ein Gemüseladen gehört, in dem Can aushilft, scheint alleinerziehend zu sein. Wir lernen Cans Mutter nie kennen, wissen aber, dass er einen kleinen Bruder hat, um den er sich liebevoll kümmert. Die Turnschuhe, die er Felix abgezogen hat, waren für ihn bestimmt.

Can empfindet sich selbst als benachteiligt - er ist neidisch auf Felix' wohlhabendes Zuhause und auf seine Mutter. Cans Konflikt besteht jedoch nicht mit Felix, sondern mit dessen Vater: "Diese Schwuchtel!". Felix ist lediglich der Verhandlungsgegenstand in dieser Auseinandersetzung. Can versteht sich in psychologischer Kriegsführung: Er nutzt Felix' Wunsch nach Integration in seine Gang, um ihn über seinen Vater auszuhorchen und dessen Schwachstellen zu entlarven. Can schlägt zu einem strategisch schlauen Zeitpunkt zu, nämlich als Felix' Vater seine Antrittsvorlesung hält. Er kompromittiert ihn vor seinen Kollegen und Studenten, indem er sein Verhältnis zu Dominique hinausposaunt. Darüber hinaus beschimpft er ihn als Rassisten. Damit trifft er den liberalen Intellektuellen im Mark seines Wesens.

Als sein Vater sich von ihm abwendet, ist Can verzweifelt. Die daraus resultierenden negativen Gefühle wandelt er in Wut(!) gegen Felix' Vater und dessen Familie um: Felix' Vater trägt in seinen Augen die Schuld an seiner Situation. Can mangelt es an Einsicht in die Konsequenzen seines eigenen Tuns. Er hält Gewalt für ein legitimes Mittel zur Erreichung seiner Ziele. Darauf begründet er seine Stärke. Dass sein Hang zur Gewalt gleichzeitig seine größte Schwäche ist, erkennt Can nicht. Diese Charakterschwäche ist der Grund seines sukzessiven Niedergangs.

Erol ist Can sehr ähnlich. Auch er führt eine gewaltbereite Jugendgang an, die die Hauptfigur verprügelt und abzieht. Die Gründe für Erols Gewalt sind jedoch vielschichtiger. Zweifellos erfährt er durch sie ein Überlegenheits- und Machtgefühl, das ihm große Befriedigung bereitet. Er kostet die brutale Demütigung Michaels (Topfschlagen) genüsslich aus. Eine vergleichbare positive Genugtuung bleibt ihm gesellschaftlich verwehrt: Er lebt in ärmlichen Verhältnissen und muss zwei Kinder und eine Freundin ernähren. Somit hat das Abziehen der Schwächeren auch handfeste ökonomische Gründe für Erol. Can hingegen steht nicht unter diesem wirtschaftlichen Druck - er lebt bei seinem Vater und muss sich offenbar nicht selbst ernähren. Erol ist im Neuköllner Kiez allerdings nur ein kleiner Fisch unter den Gangstern. Er weiß, dass seine Halbstarkenbrutalität nichts ausrichten kann gegen die organisierte Kriminalität Hamals. Er weiß, dass er mit dem Feuer spielt, als er Michaels Rucksack auf das S-Bahn-Dach schleudert. Die bereits einige Zeit zurückliegende Provokation Crilles sowie Michaels schnodderiges "Ihr könnt mir gar nichts!" zwingen Erol aber zum Handeln, sonst würde er vor seinen Kumpanen womöglich das Gesicht verlieren. Auf diesen Profilierungsdrang Erols und auf seine Lust zur Gewalt weist auch die Szene, in der er (weil er Michael nicht schlagen kann) einen Zigarettenraucher ohne Provokation auf offener Straße vermöbelt.

Dass Erol auch ein einigermaßen fürsorglicher Vater sein kann, zeigen zwei andere Szenen: Als er mit Einkaufstüten bepackt um Einlass in die Wohnung seiner Freundin bittet, lernen wir einen durchaus charmanten Erol kennen. Und als Michael ihm hilft, den Kinderwagen die U-Bahn-Treppen hochzutragen, nickt er Michael zum Dank kurz zu.


Hamal ist kein kleinkrimineller Schläger wie Erol, sondern ein professionell organisierter Gangster. Die Gewalt Hamals und seines spielsüchtigen Helfers Burat hat deshalb eine andere Qualität: Sie ist gezielt und kann tödlich sein. Allerdings sind die Motive und Einstellungen Hamals mit denen Erols identisch: Hamal betreibt seine illegalen Machenschaften zur Ernährung seiner Großfamilie. Und auch sein seltsames Verhalten gegenüber Michael, nachdem die 80.000 Euro abhanden gekommen sind, scheinen mir nichts anderes zu sein, als eine Machtdemonstration gegenüber seinen Untergebenen. Denn wenn man sich fragt, was Hamal durch den Tod Erols an Handfestem gewinnt, gelangt man zur ernüchternden Erkenntnis: nichts - außer vielleicht einer Gerichtsvorladung. Ist die Gewalt hier zum Selbstzweck geworden, zu einer sinnentleerten Handlungskonvention im Gangstermilieu? Hamals mysteriöser Satz "Es geht um eine Geste" lässt nur den Schluss zu, dass der Erschießung Erols eine symbolische Bedeutung zukommt, die lautet: "Wer mir bei meinen Geschäften in die Quere kommt, muss sterben!" Es handelt sich also um eine vergrößerte Spiegelung des gewalttätigen Profilierungsverhaltens von Erol. Die Ironie der Erschießungsszene liegt nun darin, dass die ursprünglichen Machverhältnisse zwischen Michael und Erol umgekehrt sind. Das Opfer wird zum Täter. Der einstige Täter erfährt eine ums vielfache gesteigerte Form der Gewalt und deren absolute Konsequenz: den Tod. Jedoch hat die Gewalt hier nicht mehr das Spielerisch-Sadistische, das es noch bei Erols "Topfschlagen" hatte. Sie ist ernst und trägt das Gewand des Pseudogeschäftlichen.

Mittwoch, November 01, 2006

Knallhart vs. Wut - eine Gegenüberstellung (Teil 1)


In diesem Jahr haben zwei Filme zum Thema Jugendgewalt einige Gemüter erhitzt. So wurde mit viel peinlichem Medientamtam der Sendetermin des Schüler-Mobbing-Thrillers Wut auf einen späteren Sendeplatz verschoben und Detlev Bucks Knallhart wurde zum Zeitpunkt seines Kinostarts gerne dafür benutzt, um die Probleme der Rütli-Schule zu veranschaulichen.

Ich möchte in einer dreiteiligen Gegenüberstellung Ähnlichkeiten und Unterschiede der Filme beschreiben. Im ersten Teil sollen zunächst Handlung und Opferfiguren in ihren Grundzügen vorgestellt werden. Im zweiten Teil will ich mich den Tätern widmen. Im dritten Teil werde ich einen kurzen Blick auf angeschnittene Themenkreise werfen und die filmische Realisierung dieser Jugendgewalt-Thriller thematisieren.

Ich hoffe, dass ich nicht die Lust am Thema verlieren werde. Teil 2 ist halb fertig und wird wohl morgen oder übermorgen gepostet. Für Teil 3 habe ich einige Stichpunkte, die ich noch ausarbeiten muss...vielleicht wird dieser Teil etwas später kommen, weil ich zwischendurch eine thematische Abwechselung brauche.

Los geht’s...

Der Inhalt der Filme

Wut erzählt die Geschichte von Felix (Robert Höller), der von einer türkischen Jugendgang regelmäßig abgezogen wird. Als sie ihm seine neuen Schuhe klauen, interveniert auf Drängen seiner Mutter (Corinna Harfouch) Felix' Vater (August Zirner). Doch die Worte des angehenden Literaturprofessors richten nichts gegen die Gang um den Anführer Can (Oktay Özdemir) aus, sondern verschlimmern nur die Lage für Felix. Felix' Vater wendet sich an Cans Vater, was dazu führt, dass Felix die Schuhe zurückbekommt, Can jetzt aber auch Felix’ Vater unter Druck setzt, indem er beispielsweise seine Antrittsvorlesung stört. Der Vater beschattet Can beim Drogendealen, geht dazwischen als er sieht, wie sein Sohn Gras von ihm kauft, wird von der Jugendgang zusammengeschlagen und wendet sich erst jetzt an die Polizei. Die durchsucht Cans Wohnung und findet Unmengen an Dope. Can wird von seinem Vater aus der Familie verstoßen, muss aber bis zum Prozessbeginn nicht ins Gefängnis. Die Situation eskaliert, die Gewaltspirale dreht sich immer schneller: Die Gang schlägt zur Vergeltung Felix zusammen, der Vater lässt Can von einem Freund verprügeln, Can überfällt die Familie eines Abends mit einer Schusswaffe und Felix' Vater tötet ihn schließlich im Swimmingpool des Villengrundstücks.

Knallhart handelt von Michael (David Kross), der an seinem 15. Geburtstag mit seiner Mutter Miriam (Jenny Elvers-Elbertzhagen) vom gutbürgerlichen Berliner Bezirk Zehlendorf in den sozial schwachen Stadtteil Neukölln ziehen muss, weil Miriams reicher Liebhaber Miriam sexuell nicht mehr anziehend findet. In Neukölln wird Michael umgehend von einer türkischen Jugendgang um den Anführer Erol (Oktay Özdemir) abgezogen: Schuhe und Handy sind weg, die Nase blutet und er muss "Schutzgeld" organisieren. Dafür bricht Michael mit seinen neuen Freunden Crille und Matze in die Wohnung des Ex-Geliebten seiner Mutter ein. Doch auch die Schutzgeldzahlung schützt ihn nicht wirklich vor weiterer Prügel. Michaels Probleme mit der Jugendgang lösen sich erst, als ihn der Drogendealer Hamal (Erhan Emre) unter seine Fittiche nimmt. Eine Zeitlang sieht es gut aus für Michael: Er verdient Geld als Drogenkurier, wird von der Jugendgang gemieden und findet eine Art Familie in der Gangsterszene. Doch als Erol Michaels Rucksack, in dem sich 80.000 Euro Drogengeld befinden, auf einen S-Bahn-Zug wirft, zerbröckelt diese scheinbar heile Welt: Michael wird von Hamal nachts unter einer Autobahnbrücke dazu gezwungen, Erol oder sich selbst zu erschießen: "Es geht um eine Geste." Nach stundenlangem inneren Kampf erschießt Michael Erol, stellt sich anschließend aber der Polizei.

Die Opfer: Felix und Michael

Felix und Michael sind beide die perfekten Opfer: Sie sind schmächtig, haben sanfte Gesichtszüge und keinen Freundeskreis, der sie beschützen könnte. Jedoch gehen sie unterschiedlich mit dieser Opferrolle um, entwickeln unterschiedliche Strategien, um sich aus dieser Lage zu befreien. Felix sucht die Freundschaft zu Can, bewundert ihn für seine Stärke, hofft auf dessen Verständnis und womögliches Einlenken. Dieser Wunsch nach Integration erklärt, warum Felix Can wiederholt in das Haus seiner Eltern lässt und warum er bestimmte Aktionen des Vaters harsch kritisiert. Felix befindet sich gewissermaßen in einer doppelten Opferrolle: Er wird auf dem Schulweg von Cans Gang schikaniert und muss sich zu Hause dem Willen seiner Eltern beugen. Er kann sich in beiden Rollen nicht behaupten. Seine Suche nach Integration in die Gang bleibt erfolglos, gegen seine Eltern will er auch nicht konsequent rebellieren. Einen Ausweg bietet der Film nicht an. Felix hat offenbar keine Freunde und mit seiner erwachenden Sexualität kann er noch nicht umgehen: Die von ihm mit Blicken angehimmelte Violinistin spricht er nicht an.

Michael sucht im Gegensatz zu Felix nicht die Freundschaft des Anführers der Gang. Einen Rückhalt in der Familie hat er nicht. Seine Mutter ist damit beschäftigt, einen neuen Liebhaber zu finden, der Kontakt zu seinem Großvater ist abgebrochen. Er sucht und findet andere Freundschaften: Zunächst Crille und Matze, später Hamal und Barut. Diese Freundschaften bieten Michael einen gewissen Halt. Allerdings basiert dieser Halt auf kriminellen Machenschaften, die jeweils nur vorübergehend von Erfolg gekrönt sind. Immerhin entwickelt Michael durch seine illegalen Aktivitäten ein neues Selbstbewusstsein. Er behauptet sich verbal gegen seine Mutter. Eine erste Liebesbeziehung mit einer Klassenkameradin bahnt sich auch an. Insgesamt verhält sich Michael aktiver als Felix. Michael handelt gezwungenermaßen selbst, während Felix zur Passivität gezwungen wird: Seine Eltern sind die Handelnden. Während des Wasserpfeiferauchens beim türkischen Barbier äußert Michael seine Bedürfnisse: Er wünscht sich Ruhe und Stille. Doch seine Umgebung lässt ihn nie zur Ruhe kommen. Am Ende des Films, wenn er in der U-Haft-Zelle sitzt, geht dieser Wunsch dann in pervertierter Form in Erfüllung.