Auf dem Cover der DVD wird ein gewisser Nick Digilio von WGN Radio in Chicago mit den Worten zitiert: „****! A MASTERPIECE.“ - Diese Begeisterung kann ich gerade nach der zweiten Sichtung nicht teilen.
Sicherlich ist Diary of the Dead ein virtuos in Szene gesetzter Low-Budget-Streifen. Man merkt in fast jeder Szene, wie viel kreative Energie hinter der Kamera steckt. Doch liegt das Problem des Films im Genre begraben. Ein Zombiefilm eignet sich nicht dazu, eine selbstreflexive Dokumentationshaltung einzunehmen. Spätestens seit dem Blair Witch Project ist diese Idee ausgereizt. Und Romeros Versuche, dem ganzen Unterfangen eine politische Facette zu verleihen, wirkt (freundlich formuliert) äußerst bemüht.
Diary of the Dead stolpert über die eigenen Genregrenzen: Immer wieder müssen Episoden eingeschoben werden, in denen Zombies abgestochen, zerteilt, massakriert werden, oder (ganz überraschend) aus einer dunklen Ecke springen.
Dabei will Romero eigentlich eine ganz andere Geschichte erzählen: Eine Geschichte über die heutigen Medien, über deren Kraft und Macht. Über die Möglichkeit eines Jeden, eine Kamera in die Hand zu nehmen, um einen Film zu drehen. Diesbezüglich sind die Bonusmaterialien der DVD verräterisch: Die Gewinner des zum Filmmarketing gehörenden myspace-Zombiefilm-Wettbewerbs werden hier präsentiert. Ironischerweise ist die DVD somit dem Film intertextuell, also selbstreferentiell, überlegen. Der Film wird im Angesicht seiner DVD-Auswertung zur Farce, auch wenn die stimmlichen Gastauftritte von Genregrößen wie Guillermo del Toro oder Stephen King auf dem Silbertablett präsentiert werden.
Dabei ist Diary of the Dead ein durchaus sehenswerter, aber leider nur scheinbar smarter Zombiefilm. Sein Ansatz wirkt gerade auch im Hinblick des zeitgleich erschienenen fragmentarischen Pseudo-Doku-Films Redacted kraftlos und veraltet, ja sogar völlig überholt.
Mit geringem Budget gedreht, können darüber hinaus die Splattereffekte auf einer größeren Homecinemaleinwand nicht immer überzeugen. Da wünscht man sich vergeblich Tom Savini herbei. Doch „natürliche“ Splattereffekte hätten die finanziellen Mittel des Films vermutlich ebenso gesprengt wie eine überzeugende Hauptdarstellerin.
Diary of the Dead reiht sich deshalb hinter Dawn-, Night- und Land of the Dead ein und teilt sich den unrühmlichen letzten Platz in Romeros Zombie-Filmographie mit Day of the Dead.
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