Sonntag, September 30, 2007

S.O.B.

S.O.B.s witzigster Moment ist leise und kurz: Die unter Drogen gesetzte Hauptdarstellerin (Julie Andrews) wird auf dem Set kurz vor Drehbeginn von zwei Make-up-Leuten bearbeitet und stimmt sich währenddessen auf die bevorstehende Nacktszene ein, indem sie mit sanft-lasziver Stimme singt: There are only five bullets in my old six-shooter cos I had to say goodbye to Mooonaaaa. - Wie aus dieser Beschreibung schon ersichtlich wird, handelt es sich bei S.O.B. um einen Film übers Filmemachen. Eine Materie, das weiß man spätestens seit The Player und Living in Oblivion, der man durchaus Amüsantes abgewinnen kann. Doch leider verpuffen in S.O.B. viele Gags, kämpft der Film grundsätzlich mit seinem Tempo und ist mit 121 Minuten eindeutig zu lang geraten.

Regielegende Blake Edwards (The Pink Panther) drehte S.O.B. im Jahr 1981. Die Besetzung kann einem die Schuhe ausziehen: Da spielen solche Größen wie William Holden, Julie Andrews und Robert Vaughn neben B-Filmgrößen wie Robert Loggia und Rosanna Arquette. Ein TV-Gigant wie Larry Hagman gibt sich in einer Nebenrolle ebenso die Ehre wie Joe Penny, einem Hauptdarsteller der 80er Jahre B-Actionserie "Trio mit vier Fäusten" (aka Riptide). Ein wahrlich seltsames Ensemble also, welches allerdings in seiner Bandbreite wunderbar zum Sujet des Films passt.

S.O.B. erzählt vom Erfolgsproduzenten Felix Farmer (Richard Mulligan), der nach etlichen Kassenhits seinen ersten Flop (ein familientaugliches Musical) abliefert. Schwer depressiv versucht Farmer, sich nun mehrfach vergeblich das Leben zu nehmen. Dann durchfährt ihn ein Geistesblitz: Der Film sei noch zu retten, wenn man ihn in einen Sexfilm umwandeln würde.

Julie Andrews gibt die Hauptdarstellerin und Ehefrau Farmers, einen Hollywood-Superstar, der sich nach dümmlichen Musicaltänzchen auf einmal gezwungen sieht, oben ohne über die Bühne zu hüpfen. Aus dem inneren Konflikt der Aktrice entsteht die oben erwähnte Szene.

S.O.B. will in erster Linie eine Hollywoodsatire sein. Edwards zieht hier sämtliche Facetten des Showbiz durch den Kakao: Eitle Studiobosse mit Doppelmoral, raffgierige Rechtsanwälte, eigensinnige Agenten, penetrante Klatschreporter - S.O.B. bedient jedes Klischee, das man von Hollywood hat, walzt es geradezu aus und zerstört dadurch leider auch viele Gags. Gerade im letzten Akt, als eine Leiche aus einem Bestattungsunternehmen stibitzt werden soll, zieht sich S.O.B. bedenklich in die Länge. Aus heutiger Sicht ist es wohl sicher zu sagen, dass auf dem Film eine Patina liegt, er also nicht gut gealtert ist. Die Komödie wurde aber auch schon zur Zeit ihrer Veröffentlichung ambivalent aufgenommen. So gab es neben einer Golden Globe Nominierung in der Sparte Komödie/Musical auch zwei Razzie-Nominierungen (Drehbuch und Regie). Trotz all dieser Gegensätze erklärt Blake Edwards' Abrechnung mit Hollywood, die ihm augenscheinlich sehr am Herzen lag, was eine große Hollywoodproduktion letztlich immer ist: Standard Operational Bullshit.

2 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Bin jetzt nicht richtig durchgestiegen - ist er nun empfehlenswert oder eher nicht? *g*

Jochen hat gesagt…

Du hast den Text besser verstanden, als du glaubst :-) Ich bin hin- und hergerissen. S.O.B. hat zweifellos Stärken aber eben auch gewaltige Schwächen. Deshalb habe ich ihn auch nicht in die Kategorie der "Filmtipps" gepackt, weil ich ihn nicht generell guten Gewissens empfehlen kann...