Skater in der DDR? Hat es sie tatsächlich gegeben? This Ain’t California behauptet, dass am Alexanderplatz in Ostberlin ab Mitte der 80er Jahre eine lustige Skatergemeinschaft herumtobte. Eine unerwartete Mesalliance also aus bunter US-Jugendkultur und sozialistisch-grauer Architektur. Das fasziniert zunächst einmal und es leuchtet sogar ein, dass die potthässliche Betonbauweise der DDR geradezu paradiesisch auf einen Skater wirken musste – überall Möglichkeiten, sich gut mit dem Rollbrett fortzubewegen. Das taten dann auch die Protagonisten Nico und Dennis. Und – Überraschung! – sie filmten ihre Skatereien damals mit einer Super 8 Kamera. Diese Aufnahmen machen neben einigen Cartoon-Animationen und der Reunion der damaligen Ost-Skater den Hauptteil des Films aus.
This Ain’t California schildert eindringlich, wie es sich für Jugendliche anfühlt, auf einem Skateboard zu stehen. Warum man das macht und welche Einstellung bei vielen dahinter steht – das Gefühl von Freiheit, das Abgrenzen von der Erwachsenenwelt. Der Zuschauer gewinnt Einsichten, die losgelöst gelten vom gesellschaftlichen Kontext des Films, für diesen aber freilich besonders relevant sind. Hier liegen eindeutig die Stärken des Films.
Ärgerlich bis nervig sind hingegen die ewigen Voiceover-Erläuterungen aus der Gegenwart, die so brav vom Zettel abgelesen werden, dass sie die dokumentarische Haltung konterkarieren. Außerdem wirken sie furchtbar auf jugendlich getrimmt. Mit breitem Berliner Akzent und hunderten von überflüssigen Füllwörtern soll bloß der Eindruck vermieden werden, der Text könnte gescriptet sein.
Besonders link, aber im Grunde nur konsequent, ist dann das, was bei Kinostart für ein recht breites Medienecho sorgte und den Produzenten als kostenfreies Marketing sicherlich nicht ungelegen kam: Viele Aufnahmen stammen nämlich gar nicht aus der Zeit, sind nachgedreht. Die Hauptdarsteller dieser „Dokumentation‟ sind in Wirklichkeit Schauspieler.
Bleibt am Ende ein schaler Geschmack und die ernüchternde Frage, wie die Skater-Subkultur der DDR denn nun wirklich aussah beziehungsweise ob es sie tatsächlich gab.
Lesenswerter Artikel:
Auf der schiefen Bahn (Spiegel Online).
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Auf der schiefen Bahn (Spiegel Online).
2 Kommentare:
Irgendwann konnten wir unsere Eltern damals zu einem Skateboard überreden. Es kam von Germina und kostete 135 Mark. Damit war ich auf dem Spielplatz der King - bis mit der Wende der Kapitalismus zuschlug, und jeder ein geileres und billigeres hatte. Das Ostding sah nämlich auch aus wie ein Ostding.
Ein überaus putziger Germina-Werbeclip ist auch im Film zu sehen.
Aber wer richtig scaten wollte, der war auch mit einem Fertigbrett aus einem Westkaufhaus ein Loser. Da musste schon ein selbst zusammengestelltes Board von California Sports (oder aus einem ähnlichen Szeneladen) her. Und das war dann deutlich teurer als 135 Mark.
Übrigens ist das auch ein etwas verlogener Punkt des Films. Vielleicht mag es im Osten so gewesen sein, dass es nicht wirklich auf das Material und die Kleidung ankam, sondern dass die "Werte" im Mittelpunkt standen und die Truppe miteinander verband. Im Westen aber kam es auch immer darauf an (und das gilt für so ziemlich jede Jugendszene!), die richtigen Utensilien zu besitzen (Kleidung und hier: Skateboard), um Mitglied der Szene zu werden.
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