The Big Clock ist vielleicht einer der modernsten Film noirs
der 40er Jahre. Schon der Titel stellt eine Verbindung zu einem der wichtigsten
Themen der Moderne her, der Zeit. Im Medium Film bedeutet moderne
Zeitgestaltung oftmals eine hohe Erzählgeschwindigkeit. Das trifft auf THE BIG
CLOCK sicherlich zu. Dialoge und Plot entfalten sich zügig. Dabei jongliert
Regisseur John Farrow mit mehreren recht komplexen Erzählsträngen und einer
beachtlichen Anzahl wichtiger Figuren in Nebenrollen. - Basierend auf dem Roman
von Kenneth Fearing wird die Geschichte vom Journalisten George Stroud (Ray
Milland) erzählt, der in einen Mordfall verwickelt und schließlich dazu
gezwungen wird, die Ermittlungen gegen sich selbst zu leiten. Natürlich ist aber
nicht Stroud der Täter, sondern sein Boss (wundervoll britisch-elitär: Charles
Laughton). Déjà-vu? Vielleicht weil Roger Donaldson 1987 ein Remake mit Kevin
Costner und Gene Hackman ablieferte, das die Handlung geschickt in den Kalten
Krieg verlagerte. Donaldson benötigte gut 25 Minuten mehr, um die gleiche Geschichte
in No Way Out zu erzählen. Das unterstreicht die inszenatorische Prägnanz, mit
der John Farrow knapp 40 Jahre zuvor THE BIG CLOCK kreierte. THE BIG CLOCK
beginnt mit einer sogar nach heutigen Maßstäben beeindruckenden Plansequenz: In
nur einer Einstellung wird aus Tag Nacht, aus einer Panoramaeinstellung (eine
Großstadt als Ort der Noir-Handlung) ein Close-Up (das verschwitzt-verängstigte
Gesicht Strouds). So steckt in der ersten Einstellung ästhetisch und narrativ
all das, was wir heute als typisch für den Film noir ansehen.
Toll!
77 Punkte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen