Mittwoch, September 10, 2014

OT: Kein Sound aus den USB-Boxen unter Windows 7


Ein für diesen Blog vollkommen ungewöhnliches Thema, das aber aufgrund des Mangels an Informationen in deutschsprachigen Foren dringend notwendig ist: Was tun, wenn die USB-Lautsprecher (in meinem Fall Logitech Z-10) nicht mehr funktionieren? Diese Frage stellte sich mir vor einigen Tagen. Ich kehrte aus dem Urlaub zurück, mein Rechner lud die neuen Windows 7 Updates runter. Ich bootete neu und ... merkte erst einige Zeit später, dass der Sound fehlte. Ein Problem, das ich zuletzt Mitte der 90er Jahre erlebt hatte. All die üblichen Handgriffe - deinstallieren, reinstallieren, neue Treiber installieren und sogar das Zurücksetzen auf einen früheren Zustand des Rechners - blieben wirkungslos.

Ich begann im Netz zu recherchieren, fand aber nichts, was mir weiterhalf. Nur das übliche Gedöns, unter Systemsteuerung>Sound zu überprüfen, ob die Lautsprecher ordnungsgemäß installiert und als Standardgerät eingestellt seien. All dies traf zu. Trotzdem erschien in der Taskleiste ein Symbol, das den Lautsprecher mit einem roten Kreuz abbildete und mir mitteilte, dass der Sound nicht funktioniere. Windows verhielt sich also schizophren: Die Boxen waren ordnungsgemäß installiert und funktionsbereit laut der Sound-Steuerung, aber sie waren es nicht laut der Taskbar.

Nach langem Suchen wurde ich schließlich auf einer englischsprachigen Seite fündig. Um es kurz zu machen, so beseitigt man das Problem:

1. Im Startmenü unter Zubehör auf Eingabeaufforderung rechtsklicken und "Als Administrator ausführen" auswählen.

2. Folgendes eingeben (bei deutschsprachigem Windows 7):

net localgroup Administratoren /add networkservice
net localgroup Administratoren /add localservice
Exit

3. Neu starten.

Anschließend wird man hoffentlich mit dem Sound seiner Boxen beim Hochfahren des Rechners begrüßt. Ich wurde es jedenfalls.

Ach ja, alternativ - darauf weist auch die Seite hin, auf der ich diese simple Lösung gefunden habe - kann man Windows neu installieren oder in der Registry einen Haufen Änderungen vornehmen (nachzulesen auf der verlinkten Seite).

Ich hoffe, das hilft einigen verzweifelten Leuten mit diesem Problem.

Dienstag, September 09, 2014

Film noirs in Kürze: The Big Clock


The Big Clock ist vielleicht einer der modernsten Film noirs der 40er Jahre. Schon der Titel stellt eine Verbindung zu einem der wichtigsten Themen der Moderne her, der Zeit. Im Medium Film bedeutet moderne Zeitgestaltung oftmals eine hohe Erzählgeschwindigkeit. Das trifft auf THE BIG CLOCK sicherlich zu. Dialoge und Plot entfalten sich zügig. Dabei jongliert Regisseur John Farrow mit mehreren recht komplexen Erzählsträngen und einer beachtlichen Anzahl wichtiger Figuren in Nebenrollen. - Basierend auf dem Roman von Kenneth Fearing wird die Geschichte vom Journalisten George Stroud (Ray Milland) erzählt, der in einen Mordfall verwickelt und schließlich dazu gezwungen wird, die Ermittlungen gegen sich selbst zu leiten. Natürlich ist aber nicht Stroud der Täter, sondern sein Boss (wundervoll britisch-elitär: Charles Laughton). Déjà-vu? Vielleicht weil Roger Donaldson 1987 ein Remake mit Kevin Costner und Gene Hackman ablieferte, das die Handlung geschickt in den Kalten Krieg verlagerte. Donaldson benötigte gut 25 Minuten mehr, um die gleiche Geschichte in No Way Out zu erzählen. Das unterstreicht die inszenatorische Prägnanz, mit der John Farrow knapp 40 Jahre zuvor THE BIG CLOCK kreierte. THE BIG CLOCK beginnt mit einer sogar nach heutigen Maßstäben beeindruckenden Plansequenz: In nur einer Einstellung wird aus Tag Nacht, aus einer Panoramaeinstellung (eine Großstadt als Ort der Noir-Handlung) ein Close-Up (das verschwitzt-verängstigte Gesicht Strouds). So steckt in der ersten Einstellung ästhetisch und narrativ all das, was wir heute als typisch für den Film noir ansehen. 
Toll!

77 Punkte.      

Dienstag, September 02, 2014

Gedrucktes: The Disaster Artist


Tommy Wiseaus schnulziges Melodram The Room aus dem Jahr 2003 wurde von der Kritik zum Citizen Kane der schlechten Filme erklärt. Und in der Tat: The Room ist wie ein Unfall, dessen Zeuge man wird – gleichermaßen furchtbar wie faszinierend.

Nun hat Greg Sestero, einer der Darsteller in The Room, ein Buch über die Entstehung dieses Beziehungsschinkens geschrieben. Sestero hatte von Beginn Einblick in die Produktion und arbeitete auch als Line Producer, also als eine Art Mädchen für alles am Set. Seine Memoiren haben im Gegensatz zu Wiseaus Sleaze-Machwerk durchaus Qualitäten. Das hängt gewiss auch damit zusammen, dass der Schriftsteller Tom Bissell Sestero beim Verfassen seiner Erinnerungen unter die Arme griff.

Der etwas naive 19-jährige Greg Sestero trifft Tommy Wiseau im Jahr 1998 bei einem Schauspiel-Workshop. Wiseaus Präsenz, Leidenschaft und Instinkt faszinieren Sestero sofort, obwohl Wiseau trotz dieser Eigenschaften jeden einzelnen Bühnenauftritt komplett versaut. Er beschließt ihn anzusprechen, um die nächste Workshop-Szene mit ihm zusammen zu proben. Vielleicht übertragen sich ja diese bedingungslose Leidenschaft und das angstfreie Agieren Wiseaus auf ihn? 

Aus dieser ersten Zusammenarbeit entwickelt sich über die Zeit eine äußerst merkwürdige Freundschaft, bei der Sestero sowohl von Wiseau profitiert als auch schrecklich unter ihm leidet. So ermöglicht es Wiseau Sestero zwar, kostengünstig in seiner Wohnung in Los Angeles unterzukommen, schikaniert ihn aber immer wieder.

The Disaster Artist entfaltet die Freundschaft der zwei Männer und die  Jahre später stattfindenden Dreharbeiten parallel: So wie die Beziehung der beiden in immer düstere Gefilde abgleitet, so spitzt sich auch die Stimmung bei den Dreharbeiten zu The Room zu.

Autor und Schauspieler Greg Sestero.

Nun wäre The Disaster Artist nur halb so interessant, hätte man The Room nicht gesehen. Sestero erklärt Szene für Szene, warum dieser Film so miserabel geworden ist. Hauptursache ist zweifellos Tommy Wiseau, der sich am Set als narzisstischer Egomane entpuppte. Drei Filmcrews hat das Projekt deshalb verschlissen. Sechs Millionen Dollar hat es gekostet (übrigens komplett privatfinanziert von Tommy Wiseau). Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor hat Danny Boyle für einen Bruchteil des Geldes ein kleines Kammerspiel mit dem Titel Shallow Grave abgedreht, für das ein großes Set gebaut werden musste. Wiseau ließ ebenfalls Sets bauen, zum Beispiel eine murklige Dachterrasse – ein Greenscreen-Alptraum: „Half the time the Mediterranean San Francisco skyline more closely resembles that of Istanbul; at other times, it looks as though the Rooftop is carrying its inhabitants through space and time itself.“ Das Hauptset, the Room, ist ein spärlich ausgestattetes Wohnzimmer mit Couch und Wendeltreppe. Die Bilder in der Wohnung zeigen Löffel, weil die Rahmen mit diesen Bildern verkauft wurden. Dafür spendierte sich Wiseau nur zum Eigengebrauch ein luxuriöses Scheißhaus am Set: „Several crew members […] were staring daggers into the $6,000 private bathroom Tommy had constructed for himself […].” Natürlich sorgte das für Unmut unter den schlecht bezahlten Crewmitgliedern: “I am totally shitting in that thing every time he is not looking.“

Filmplakat von The Room mit Hauptdarsteller Tommy Wiseau.

The Disaster Artist ist gespickt mit derartigen Episoden, die immer wieder verdeutlichen: Tommy Wiseau ist ein unfähiger Regisseur, ein gleichermaßen talentloser wie überforderter Schauspieler, ein katastrophaler Drehbuchautor, dessen Englischkenntnisse offenbar nicht einmal das Niveau durchschnittlicher deutscher Abiturienten erreicht und -nicht zuletzt- vollkommen von sich selbst überzeugt. Denn so sehr man Wiseau als Leser auch verachtet, so sehr packt einen sein Tun und Handeln. Man möchte wissen, woher sein Vermögen stammt, wie es ihn, der mit einem geografisch schwer greifbar zu machenden Akzent spricht, in die USA verschlagen hat und schließlich wie das Verhältnis zwischen Wiseau und Sestero heute aussieht. Sestero versteht es, die Neugier des Lesers zu wecken und die Beantwortung derartiger Fragen geschickt hinauszuzögern. Einige Fragen bleiben jedoch offen.

Für Fans von The Room ist The Disaster Artist freilich eine Pflichtlektüre. Aber auch ohne Vorkenntnisse hat man Freude an Greg Sesteros vergnüglichen Schilderungen über diesen grottigen Film.  

The Room besitzt heute eine weltweite Fangemeinde, die bei ausverkauften Vorführungen gemeinsam um die Wette lacht, bis es schmerzt. Kurioserweise besucht Wiseau diese Screenings und redet sich tatsächlich ein, das Publikum halte sein Produkt für ein filmisches Meisterwerk. Und an dieser Stelle weiß ich nicht recht, wie ich das finden soll: Todtraurig oder irre komisch? Tommy Wiseau ist aus einem ganzen Bündel von Gründen kein Mensch, dem ich begegnen möchte, aber man muss ihm eines lassen: Er hat seinen Traum kompromisslos gegen alle Widerstände realisiert. Er hat seinen Film gedreht. Er wird für diesen Film von Fans gefeiert. Da er die Gründe dafür jedoch vollkommen verkennt, müssen wir uns vermutlich auf einen weiteren Wiseau-Film gefasst machen. Und das ist gar nicht lustig.

Weiterführende Links:

Montag, September 01, 2014

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