Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr die schwarze Serie
der 40er Jahre die Regisseure des New Hollywood beeinflusste. Natürlich:
Bestimmte Themen und Motive sind erzählerisch besonders reizvoll und werden
deshalb gerne recycelt. Aber wer die letzten fünf Minuten von Hollow Triumph
(UK-Titel: The Scar) sieht, fühlt sich unweigerlich an De Palmas Finale von
Carlito's Way erinnert. Während Carlito Brigante alias Al Pacino in
einer langen Fluchtsequenz zum D-Zug ins neue Leben allerlei Gangster umnietet und letztlich doch scheitert, so segnet sein 1948er-Alter-Ego beim
Versuch den Passagierdampfer ins neue Leben zu erreichen das Zeitliche. Ohnehin wäre es ertragreich, diese zwei Filme einmal
genauer auf Gemeinsamkeiten abzuklopfen. Ähnlich wie Carlito wird nämlich auch
der studierte Held von Hollow Triumph, John Muller (Paul Henreid), zu Beginn des Films aus dem
Knast entlassen. Im Gegensatz zu Carlito will Muller allerdings ganz schnell
ein großes Ding drehen. Er zwingt seine alten Partner geradezu, einen Überfall
auf ein Casino durchzuführen, der dann freilich nicht so läuft wie geplant. Muller
setzt sich anschließend ab, nimmt eine neue Identität an, rechnet aber permanent damit, von
Gangstern enttarnt zu werden. Ein typischer Motiv-Cocktail à la noir:
Doppelgänger, eine dunkle Vergangenheit, Psychoanalyse, ein Schicksal, dem man nicht entkommen kann
... und als besonderes Bonbon John Alton als Kameramann mit sicherem Gespür für
zauberhafte Spiele mit wenig Licht und viel Schatten. Die musikalische
Begleitung ist bedauerlicherweise eine ziemliche Klangsoße, die innerhalb von
dreißig Sekunden gerne mal zwischen Stille, Romanze und Spannung wechselt, was
selbst der Generation youtube zu unsensibel erscheinen dürfte. Insgesamt zählt
Hollow Triumph aber eindeutig zur oberen Liga der Noirs, was nicht zuletzt an der
Überfülle fabelhafter Regie-Einfälle liegt.
69 Punkte.
69 Punkte.
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