Die vor wenigen Wochen veröffentlichte, über Jahrzehnte gesperrte Volker-Schlöndorff-Version von Bert Brechts Jugendstück Baal wirkt trotz und wegen all seiner handwerklichen Defizite unglaublich erfrischend. In Zeiten aseptischer CGI-Welten, die sich oftmals bis aufs Haar -Verzeihung: Bit- gleichen, und in denen Filmemacher dazu übergegangen sind, Filmkratzer gelegentlich absichtlich digital zu kreieren, um die Langeweile der Perfektion ebenso perfektionistisch zu unterlaufen, besticht dieser deutsche TV-Film aus den blutjungen 70ern ob seiner groben, kruden, ungeschliffenen Form. Hier waren junge Filmemacher am Werk, die wild experimentierten und keine Scheu davor hatten, dabei auch mal anzuecken. Man spürt in jeder Einstellung die Energie des künsterlischen Schaffensprozesses, etwas, das sich sicherlich auch von der Handlung des Brecht-Stücks auf die Filmemacher übertrug. Der junge dahindarbende Poet Baal, der seine Umwelt und insbesondere die Frauenwelt genauso ausnutzt wie sie ihn ist mit dem jugendlich-pickligen Dickerchen Rainer Werner Fassbinder ideal besetzt - viel von ihm selbst steckt wohl in der Figur des Baal. Es ist eine große Freude viele der jungen Talente des Neuen Deutschen Films vereint agieren zu sehen. Neben Hanna Schygulla spielen auch Margarethe von Trotta und (in einer kleinen Nebenrolle) Irm Hermann mit. Zweitausendeins hat Baal nun auf DVD veröffentlicht - derzeit läuft er aber auch noch in einigen, wenigen Kinos.
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