Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht setzt mit 230 Minuten Laufzeit definitiv gutes Sitzfleisch
beim Zuschauer voraus, ist aber jede Sekunde wert, insbesondere auf großer Leinwand.
Gernot Rolls Kameraarbeit ist fantastisch. Außerdem: Endlich ein
Kinofilm, der sich ebenso viel Zeit für seine Figuren nimmt wie all die
Serien, die uns in den letzten gut zehn Jahren beglücken. Ohne jemals
ins Kitschige abzudriften, führt uns Edgar Reitz hier eindringlich vor,
wie es vor 160 Jahren im Hunsrück ausgesehen hat und zugegangen sein
muss. Jemand, der aus diesem Film kommt, macht drei Kreuze, nicht zu
dieser Zeit in Deutschland unter jenen Umständen leben zu müssen. Und
welch Ironie, dass Die andere Heimat genau dieser Tage in die Kinos
gekommen ist (Lampedusa etc.). Deutschland wird in Reitz' Film nämlich
als das gezeigt, was es lange Zeit war: ein Auswanderungsland. Schön,
dass uns ein Filmemacher das einmal in Erinnerung ruft.
Hoffentlich marschieren noch ein paar Leute ins Kino. Etwas besseres habe ich dieses Jahr bislang nicht auf großer Leinwand gesehen.
Hoffentlich marschieren noch ein paar Leute ins Kino. Etwas besseres habe ich dieses Jahr bislang nicht auf großer Leinwand gesehen.