Viele Serien habe ich in letzter Zeit konsumiert. Extra erwähnenswert ist Dominik Grafs fürs deutsche Fernsehen ungewöhnlich vielschichtiger Blick ins (fiktive) Berliner Gangstermilieu. Nicht nur weil eine Schlüsselszene zehn Meter von meinem ehemaligen Hauseingang spielt, ist dies vermutlich die wichtigste und beste deutsche Serienproduktion der letzten zwanzig Jahre. Hier wird HBO-Qualität erreicht!
An American Werewolf in London 90
Hung Season 1 65
Im Angesicht des Verbrechens 85
Iron Man 2 62
The Wolfman (2009) 43
Lost Season 6 50
Surrogates 56
Blood Surf 58
20 Kommentare:
Naja, HBO-Qualität ist für mich nicht zwingend ein Gütesiegel.
Bislang hat mich HBO nicht enttäuscht: Platte Charaktere und billige Cliffhanger sucht man hier vergeblich (jedenfalls gilt das für die von mir gesehenen HBO-Serien).
Gut, ich find ja die Sopranos gerade mal als Durchschnitt, ROME hab ich aus Desinteresse frühzeitig abgebrochen und durch TRUE BLOOD kämpf ich mich grad durch, wobei die Serie nach den ersten 3 Folgen langweiliger ist, als Lucas' bereits lahme CLONE WARS Animationsserie. Da waren SATC und SFU noch das Erträglichste aus dem Hause HBO.
Wir sind doch sehr unterschiedlich, Rudi. SATC habe ich aus Desinteresse nicht weitergeguckt. All anderen von dir erwähnten Serien (Ausnahme Clone Wars - hab ich nicht gesehen und interessiert mich auch nicht), halte ich für ganz hervorragend! Hingegen wundere ich mich bei der Serienauswahl in deinem Blog - um das meiste, was du da besprichst (insb. Sitcoms), mache ich einen großen Bogen - und das, was bei dir recht gut wegkommt und wo ich mal (zugegeben: kurz!) reingeschaut habe, kann ich deine Bewertungen nicht nachvollziehen (z. B. How I met your mother).
Wie hat dir denn der Megakitsch-Schluss von Lost Season 6 gefallen?
Der hinterließ mich zwiegespalten. Emotional hat er mich sehr mitgenommen, weil ich es als das drastischste Ende empfunden habe, das man wählen konnte (bis auf die 3 kaputtesten Figuren musste der Rest sterben). Allerdings hätte ich mir als Serienfinale auch ein Serien- und nicht wie der Fall gewesen, ein Staffelfinale gewünscht.
HBO-Qualität...aha.
Hab gerade die ersten 10 Minuten gesehen - wird das Schauspiel/Voiceover noch besser, oder hat HBO jetzt auch einen Spartenkanal für Dailysoaps?
Bildest du dir immer nach zehn Minuten deine Meinung? Schau die ersten zwei-drei Folgen! Wenn es dir dann noch immer nicht gefällt, tust du mir leid ;-)
Ich habe auch nicht gewagt, über den Inhalt zu urteilen, sondern über das Schauspiel - dafür sollten 10 Minuten reichen. Sicher schau ich mindestens die erste Folge noch zu Ende, um mir ein besseres Urteil zu bilden, aber wenn ich da gleich so stark mit Holzpuppen bombardiert werde, vergeht die Vorfreude doch recht schnell.
Jetzt weiß ich, was Du mit HBO-Qualität meinst: jede Darstellerin, die sich hier nicht sowieso das Hirn rausvögeln läßt, zieht zumindest blank. Aber eigentlich ist das im deutschen Fernsehen ja keine Seltenheit...
Alfons, du bist wie Rudi: Du nimmst nur Titten und Ärsche wahr, blendest diskret alles andere weitgehend aus und bist dann der Überzeugung, der Hauptinhalt müsse wohl Sex sein.
Wer vergleicht denn hier Tatort mit HBO? Und eine andere Gemeinsamkeit als die Titten und Ärsche ist mir bisher nicht aufgefallen.
Ja, die Handlung ist nicht unspannend, aber die Darsteller schwanken zwischen mittelmäßig und hölzern (Ausnahme: der dicke Spediteur mit dem Herzinfarkt), und wenn man jedes Mal am Anfang Aschenbrödel baden sieht, hat man das Gefühl, es gehe letztendlich nur um die romantische Liebesgeschichte von Juri, dem Exilwolgadeutschen, der sich ein bodenständiges Leben aufgebaut hat und nun die russische Katalogbraut aus den Klauen der Zwangsprostitution befreien muß, (die btw nach 5 Folgen immer noch als Zuckerschlecken dargestellt wird).
Ist das schlecht? - Gibt in der deutschen TV-Landschaft sicherlich schlechteres. Aber HBO...?
so hab ich doch noch reingeschaut, ist ja auch eine spannende Diskussion ;)
Ich glaube auch dass der Vergleich zwischen Graf und HBO etwas unglücklich ist. Graf steht ja für einen Stil, der eher im 70er Jahre Genrekino verankert ist und ich glaub, dass so einiges, was Alfonse hier an "schlechtem Schauspiel" u.ä. wahrnimmt, durchaus bei Graf so seinen inneren Sinn ergibt. Von (natürlich überhaupt nicht negativ gemeint) Hochglanzfernsehen des 21. Jahrhunderts ist dieser Stil daher naturgemäß weit entfernt.
Auch inhaltlich scheint mir die Serie (nach 4 Folgen) jetzt keine Bäume auszureissen oder neue Wege zu gehen; ganz toll (das beste Wort ist vielleicht "prall"!) ist sie aber trotzdem. :)
Danke Paul, aber das ist sicher nicht beabsichtigt, sondern dem schmalen TV Budget zuzuordnen. Anders ist es kaum zu erklären, daß Leute in der einen Szene natürlich wirken und in der nächsten, als hätten sie Probleme, sich an ihren Text zu erinnern. Marie Bäumer schießt dabei aber von allen den Vogel ab. Schwankt innerhalb einer Szene vom russischen Dialekt zu akzentfreiem Deutsch und sagt den Text auf, als würde sie einen Einkausfzettel vorheulen. Kann mich nicht erinnern, daß das im "70er Jahre Genrekino", indem Du scheinbar Hausherr bist, so gehandhabt wurde.
Dazu kommt vermutlich noch, daß Du als Ausländer nicht erkennst, wie überzogen gekünstelt hier streckenweise berlinert wird.
Hat mir trotz der Meckerei aber gefallen, auch wenn es von The Wire (hier mal der kurze Einschub, daß Paul von HBO keinen Plan hat, wenn er es als Hochglanz-TV bezeichnet) doch noch weit entfernt ist.
Ich bin weder Hausherr im 70er Jahre Kino (ich habe nur einiges über Graf gelesen und es mit meinen wenigen Erfahrungen mit derartigen Filmen gekoppelt ;) ) noch der Erfinder des Begriffs "Hochglanz".
Von HBO kenne ich Angels in America, Sopranos, In Treatment, Rom, Six Feet Under und Sex in the City und das sind nunmal alles Serien auf hohem Niveau, aber eben hochglanzartig oder das was ich gestern mit diesem Begriff ausdrücken wollte, nämlich in allen Belangen kompetentes, wenig improvisiertes oder wenig dem Zufall überlassendes, auch bei aller Qualität natürlich höchst durchkalkuliertes Fernsehen. Die Graf Serie ist da doch viel roher, meinst du nicht? Außerdem dürfte es von den Produktionsbedingungen schon deutlich schwieriger gewesen sein, als für die Verantwortlichen der HBO Serien, die da sicher deutlich mehr finanzielle und künstlerische Freiheiten zur Verfügung haben..
Aber "The Wire" kenne ich leider noch nicht, gerade bei den Serien der letzten Jahre hab ich noch viel Aufholbedarf, komme ja schon bei den Filmen kaum mit ;)
Die Graf Serie ist da doch viel roher, meinst du nicht?
Ja, meine ich nicht, genausowenig glaube ich, daß das weniger durchkalkuliert ist. Wo wird denn da irgendwas dem Zufall überlassen?
Warum habe ich auf HBO-Qualität verwiesen? Die epische Breite, die extrem hohe Anzahl an Figuren (m. E. höher als bei jeder HBO-Serie, die ich kenne), das Drehen an realen Locations, ein Regisseur mit eigener Handschrift. Das sind für mich alles ebenso Kennzeichen gehobener (Produktions-)Qualität wie die Tatsache, dass IADV souverän mit mehreren Handlungssträngen jongliert. Wie man aus dem informativen Making Of erfährt, das im Anschluss an die letzte Folge auf ARTE lief, war diese Serie eine enorm schwierige Geburt: Zunächst als zu aufwändig abgetan, ein Insolvenzverfahren während der Produktion usw. Dass wir diese Serie überhaupt sehen können, gleicht demnach beinahe einem Wunder.
Zum Schauspiel der Bäumer: Das hat mich anfangs auch ein wenig irritiert - ich fand's zu Beginn extrem gekünstelt. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass dies durchaus beabsichtigt ist: Schließlich spielt die Figur ja bewusst mehrere Rollen, erklärt ihrem Bruder zu Beginn sogar, wie sie ihre Rolle im Restaurant wahrnimmt.
Graf schreibt auch selber über den Dreh Sachen wie: "Aber wer weiß jetzt noch, ob all das aus dem komplett übergelaufenen Bassin beim Drehen dann beim Schnitt...hinübergerettet werden konnte".
"115 Tage lang, völlig unchronologisch durcheinander gedreht, mit harten Unterbrechungen und Auseinandersetzungen.."
"Wer weiß nach 15 Monaten Schneideraum noch, ob's geklappt hat?"
usw...also das klingt für mich schon recht wild und nicht nach allerkühlster Kalkulation :)
und so fühlt sich das dann eben auch an, selbst so geliebte Serien wie Sopranos oder Six Feet Under wirken dagegen etwas steril..
Das, was du beschreibst Paul, meinte ich mit der Handschrift des Regisseurs, die hier deutlich erkennbar ist - und diesbezüglich hast du recht: da wird bei HBO viel mehr auf Einheitlichkeit geachtet. Ist wohl auch eher selten, dass eine HBO-Serie komplett von einem Regisseur gedreht wird. Deshalb gibt es bei HBO sicherlich eine Reihe Verbindlichkeiten bezüglich der Inszenierung.
Ja, das hat sie. Das erklärt aber nicht, weswegen sie diese Rolle zu Hause und vor ihrem Bruder so weiter spielt, bzw. weswegen ihr Dialekt sich innerhalb von 2 Sätzen ändert.
Insolvenz erklärt es doch gut: Schnell noch den Rest runterkurbeln, bevor eventuell der Stecker gezogen wird.
Bei zu vielen Figuren läuft man übrigens Gefahr, sich zu verhaspeln, was durch die völlig gegen die Wand gefahrene Folge 9(?) gut gezeigt wird, in der sie mal schnell die Nutte ausm Puff retten müssen. Bloß keinen Handlungsstrang offen lassen. Paß gibts im Tausch gegen Knarre, Probleme mit einem zerschossenen Auto die Grenze zu überqueren gibts auch nicht, und das Bastardkind wird von dem Bergvolk zu Hause mit offenen Armen empfangen.
Fandest Du es nicht überzogen, daß Püppi Rehauge nicht einen einzigen Freier zu haben schien, bevor sie von Väterchen gerettet wurde?
@Paul: Sicher. Die haben sich ne Kamera geschnappt und einfach drauf los gedreht...
Wir werden ja sicher sehen, wie sein Remake bei HBO (oder Showtime) dann aussieht...
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