Freitag, März 14, 2008

Short Cuts #3

No Country for Old Men ist der unpersönlichste Film der Gebrüder Coen und dennoch einer ihrer besten. Joel und Ethan nehmen sich zugunsten der Story sehr zurück, das typisch Coensche sucht man hier über weite Strecken vergebens. No Country for Old Men ist darüber hinaus ein wahres Leinwandgemälde: Die an Western erinnernden Panoramaaufnahmen von weiten Steppen, verdorrtem Land, in denen die Figuren wie Miniaturen wirken, sind geschaffen für das Überlebensgroße des Kinos. Der Verzicht auf eine musikalische Begleitung, die kontemplative Erzählhaltung, die aus McCarthys Vorlage übernommen wurde, und die mitunter sperrigen Figuren fordern den Zuschauern zu einer eher rationalen Betrachtung der Geschehnisse. No Country for Old Men ist deshalb kein klassisches Identifikationskino wie es Hollywood gewöhnlich inszeniert - es erinnert eher an das rationalistische Kino eines Stanley Kubrick oder Brechts episches Theater: Der Zuschauer nimmt eine reflexive Haltung ein, deutet die Handlung und wird zu Entscheidungen gezwungen. Dieser grundlegende Unterschied zum klassischen Hollywoodkino hat No Country for Old Men mit There Will Be Blood gemein, denn auch hier erscheinen die Hauptfiguren in ihrer starren Konzeption eher als Typen denn als psychologisch komplexe Wesen. Ist dies vielleicht der Anfang eines Wandels weg von lange etablierten Drehbuchstrukturen? Solange solch vorzügliche Produkte dabei entstehen, kann man ihn nur begrüßen!


Auch Rambo IV präsentiert uns Typen. Rambo IV funktioniert wie ein klassischer US-Propagandafilm aus den 80ern. Stallone transferiert die Grundhaltung der Teile 2 und 3 in leicht modernisierter Form in die Gegenwart. Unter dem politisch korrekten Deckmäntelchen der Birma-Kritik wird hier Splatter-Action zelebriert. Das Fatale: Lässt man sich darauf ein, macht das Ganze auch noch Spaß. Schade, dass uns der Regisseur Stallone nicht wie die Gebrüder Coen zu Entscheidungen zwingt, sondern uns mit der zweifelhaften Message indoktriniert: Nur Gewalt löst Probleme. Wer verhandeln will, liegt ganz schnell tot am Straßenrand. Es wird gemunkelt, dass Rambo in Teil 5 Rassisten ob ihrer Stumpfsinnigkeit über den Jordan befördert. Warten wir's ab...


3 Kommentare:

Rajko Burchardt hat gesagt…

Mochtest du TWBB? Habe darüber nichts gelesen, Jochen!

Und schön, dass du den RAMBO-Kack auch schaise fandest.

PS: Die BVG streikt immer noch, was soll das denn? ;(

Jochen hat gesagt…

TWBB ist ein hervorragender Film, keine Frage!

Habe darüber nichts gelesen, Jochen!

Worauf bezieht sich das? Habe ihn auch nicht besprechen wollen...er bot sich nur zu einem Vergleich an...

PS: Die BVG streikt immer noch, was soll das denn? ;(

Die BVG interessiert mich nicht, solange die S-Bahn fährt. Insofern steht einem weiteren Treffen am Hackeschen Markt (?) nichts im Wege :-]

Rajko Burchardt hat gesagt…

Nee, ich meinte, ich hatte nirgends gelesen, dass du den toll fandest.

Na gut, zum Hackeschen könnte ich mit Fahhrad fahren. Lass mal wieder diesen Chat aufsuchen, um das mit Crumb abzukaspern.