Montag, Dezember 11, 2006

Filmtipp: The Small Back Room

Auch nach Kriegsende beschäftigten sich Powell und Pressburger weiterhin mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs. The Small Back Room erzählt die Geschichte von Sammy Rice (David Farrar), einem Bombenspezialisten, der im Jahr 1943 in einem kleinen Londoner Hinterzimmer (!) seiner Arbeit nachgeht. Sam hat eine Beinprothese. Die Tabletten, die er gegen die damit einhergehenden Schmerzen einnimmt, helfen nicht richtig und lassen ihn depressiv werden. Das einzige, was wirklich Linderung bringt, ist Whiskey. Doch der lässt ihn jähzornig werden. Unzufrieden mit seinem Leben, entlädt er Frust und Wut an seiner heimlichen Freundin Susan (Kathleen Byron). Eine unausgereifte Haubitze und eine neuartige Bombe des Feindes machen ihm zudem bei der Arbeit zu schaffen. Die Bombe fordert das Leben eines jungen Soldaten und später das eines Kollegen. Als sich Sam selbst an einem Strand bei der Entschärfung dieser tückischen Rohrbombe wiederfindet, wird dieses Ereignis zum Katalysator all seiner aufgestauten Frustrationen.

Sams Alkoholproblem wird grandios inszeniert: Der ansonsten recht konventionelle Ton des Films springt plötzlich um und wird zum "Expressionismus à la carte": Eine gigantische Whiskeyflasche droht Sam zu erschlagen, unzählige tickende Uhren umzingeln ihn und seltsame Kamerawinkel, gepaart mit einem scharfen Licht- und Schattenspiel, verzerren die Perspektive.

The Small Back Room ist im Grunde ein Kammerspiel. Die meiste Zeit über befinden wir uns in Hinterzimmern, Kneipen, Büros, U-Bahnen, Konferenzräumen und Wohnungen. Ganz selten spielt eine Szene im Freien. Die Schlüsselszene am Ende springt schon aufgrund ihrer Örtlichkeit ins Auge: Sam muss an einem verlassenen Strand die Bombe entschärfen. Die Enge des zivilisatorischen Raumes ist zwar aufgehoben, aber diese Freiheit bedeutet die Auseinandersetzung mit der existenziellsten aller Fragen: Leben oder Tod? Zum Zeitpunkt als Sam die Bombe entschärft, kann der Zuschauer nicht mehr sicher sein, ob Sam überhaupt noch leben will: Seine Freundin ist ihm davongelaufen, mit seinem Vorgesetzten hat er Krach. Der Tod wäre eine Erlösung. Doch gleichzeitig ist Sam fasziniert, das Rätsel der Bombe zu lösen und so den Tod weiterer englischer Soldaten zu verhindern.

Leben oder Tod? - Bombenentschärfung am Strand.

Diese Romanverfilmung in Schwarzweiß aus dem Jahr 1949 zählt nach meiner Meinung nicht zu den stärksten Filmen des magischen Duos Powell und Pressburger. Gleichwohl handelt es sich um eine Perle der Filmkunst, die auch knapp 60 Jahre nach ihrer Entstehung noch prächtig funktioniert. The Small Back Room langweilt den Zuschauer zu keinem Zeitpunkt. Wie in allen Filmen der zwei britischen Kinomagier ist keine Szene oder Einstellung überflüssig oder redundant. Die Schauspieler sind bis in die kleinste Nebenrolle großartig besetzt - die zwei Hauptdarsteller, Farrar und Byron, haben bereits in Black Narcissus zusammen vor Powells Kamera gestanden. Der Film zeichnet außerdem ein zeitgeschichtlich interessantes Bild Englands, wie es in den 40ern ausgesehen und wahrgenommen wurde. Wärmstens empfohlen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So so , du bekommst ne Mail wenn einer einen Kommentar schreibt. Habe keinen Kommentar aber eben Sutter Caine gegoogelt, rate mal wer auf Platz 2 ist. LG

Jochen hat gesagt…

Naja, das war ja dann doch ein Kommentar, Anonymous ;-) ... danke für die Info, beruhigend zu wissen, dass Google den Blog findet...