Kurz vor der Oscarverleihung habe ich den Gewinner des vergangenen Jahres endlich gesehen: Spotlight. Ein Film über investigative Reporter, die systematischen Missbrauch in der katholischen Kirche von Boston aufdecken. Basieren tut das natürlich auf einer wahren Begebenheit - nicht schwer verwunderlich nach all den Enthüllungen der letzten Jahre. Trotz seiner Laufzeit von über zwei Stunden wird der ausschließllich von Dialogen getriebene Film fast nie langatmig. Erinnerungen an All the President's Men und The Insider werden wach. Ein guter Film.
Tod den Hippies!! Es lebe der Punk! habe ich vor knapp zwei Jahren bereits im Kino gesehen und mich köstlich amüsiert. Jetzt lief er auf arte. Und auch die Zweitsichtung hat mir wieder Lachtränen die Wangen runterkullern lassen. Ein schöner Kontrast zum anderen Tom-Schilling-Berlin-Film Oh Boy: Spielt Schilling in letzterem einen orientierungslosen Mittzwanziger, der sich nicht im Einklang mit dem Berlin der 2010er befindet, gibt er in Tod den Hippies einen Kleinstadt-Wessi, den es zur Selbstverwirklichung ins wilde Westberlin der 80er treibt. Überhaupt wäre es sicherlich lohnenswert, einmal ausführlicher über die unterschiedlichen Inszenierungen dieser zwei Berlin-Filme nachzudenken. Während sich Jan Ole Gerster nahezu dokumentarisch der Stadt und seinen Bewohnern nähert, scheint Oskar Roehler gerade an der Verfremdung Freude zu haben - Tod den Hippies feiert die Verzerrung, stellt die Vergangenheit bewusst stilisiert dar. Beide Ansätze funktionieren, aber Tod den Hippies ist eindeutig sleaziger und deshalb auch bedeutend komischer.
Sneaky Pete heißt eine neue Serie auf amazon Prime, die sich gut runtergucken lässt, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Die Geschichte um einen Trickbetrüger, der sich in eine Familie einschleicht, um sich dem Zugriff von Gangstern zu entziehen, wird zügig erzählt, besticht durch überzeugende Darsteller, bekommt gegen Ende seine unzähligen Wendungen aber nicht wirklich unter Kontrolle und hat im Grunde auch nichts Interessantes zu erzählen. Alle Figuren treibt eigentlich nur eines an: Geld. Und alle Figuren versuchen, die anderen übers Ohr zu hauen, was letztlich dazu führt, dass beim Zuschauer keine echten Sympathien aufkommen. Serielle Durchschnittsware also.