Freitag, Mai 18, 2007

An Evening with Kevin Smith 2: Evening Harder

Nach dem Publikumserfolg seiner Q&A-Auftritte und dem profitablen DVD-Release von An Evening with Kevin Smith, erschien vergangenes Jahr ein zweiter Teil des knapp 4-stündigen Frage-Antwort-Marathons mit Silent Bob, der seinem Filmnamen im realen Leben nicht gerade alle Ehre macht. In Anspielung auf den zweiten Die Hard-Film, heißt es nun also Evening Harder.

Auftritt im Londoner Theater.

Im Gegensatz zu Teil eins handelt es sich hierbei nicht um einen Best-Of-Zusammenschnitt von insgesamt fünf Auftritten, sondern um eine jeweils zweistündige Q&A-Session in Toronto und London. Klar, dass Smith es sich da nicht nehmen lässt, über regionale Besonderheiten herzuziehen. Insbesondere der britische Akzent bereitet ihm Freude. Obwohl es zum einen oder anderen Verständigungsproblem kommt (Stichwort: fanny fun), beweist Smith Talent beim Imitieren des britischen Englisch.

Smith nutzt seinen London-Auftritt auch, um mit einer verhassten Kritikerin abzurechnen, die beim Jersey Girl Release Unwahrheiten publizierte. Erneut kreisen die Gespräche (oder genauer: die spontanen Monologe) viel um das Themenfeld Film: Kinderfernsehen, Mel Gibsons Passion of the Christ, Donnie Darko, Coyote Ugly und Episode III finden ebenso Erwähnung wie The Lord of the Rings. Peter Jacksons Ring-Trilogie wirft Smith genau das vor, was er in Clerks II Randal in den Mund legt.

Jason Mewes darf natürlich nicht fehlen.

Als Extras befinden sich Interviews mit Einwohnern Torontos und Londons auf den Scheiben. Smith geht den Fragen nach, was genau die kanadische Küche ausmacht und ob Jason Mewes' amerikanische Aufreißersprüche à la "Let me get up in those guts!" vielleicht in England funktionieren.

Die Bildqualität ist exzellent. Der Ton hat sich seit Teil 1 verbessert: Nicht nur handelt es sich um einen 5.0 Track, der gelegentlich Applaus oder Zwischenrufe aus den Rearboxen gut verständlich rüberbringt, außerdem sind die Beiträge des Publikums insgesamt akustisch besser, als es beim Vorgänger der Fall ist. Englische Untertitel befinden sich neben einigen anderen Subtitle-Sprachen auf der Doppelscheibe.

Hier findet man beschrieben, wo die sehenswerten Eastereggs versteckt sind.

Auch die aufwendig produzierten Menüs laden wieder zum Schmunzeln ein.

Kevin Smiths Monologe sind bestimmt nicht jedermanns Sache. Wer Smiths Filme mag, macht aber definitiv keinen Fehler, wenn er sich diese Live-Session leistet. Im Gegenteil: Die Live-Auftritte unterhalten mindestens ebenso gut. Und ich würde sie jederzeit dem grauenhaften Jersey Girl vorziehen! Mit diesen DVDs lässt sich die Zeit leicht überbrücken, bis man Smith als (wenn man dem Trailer trauen kann) "Basement-Computergeek" in Die Hard 4 zu Gesicht bekommen wird.

Mittwoch, Mai 16, 2007

Film noirs in Kürze: Lewis und Huston

The Big Combo: Der Polizist Leonard Diamond (Cornel Wilde) arbeitet versessen daran, den rücksichtslosen Gangsterboss Mr. Brown (Richard Conte) zur Strecke zu bingen. Diamond ist zudem in Mr. Browns Freundin Susan (Jean Wallace) verliebt. Diese wiederum macht ihre Beziehung zu Mr. Brown so unglücklich, dass sie einen Selbstmordversuch unternimmt. - The Big Combo ist neben Gun Crazy Joseph Lewis' zweiter großer Noir-Film. Der Plot ist hier nicht wirklich überraschend, die Umsetzung aber unbedingt! Gerade die Ausleuchtung von Kameramann John Alton ist erwähnenswert. Kaum ein Film noir wartet mit einer derart harten und ungefilterten Beleuchtung auf. Das verleiht dem Werk eine große dramatische Kraft, die die Schwächen der Handlung mit ihren eindimensionalen Figuren gewissermaßen ausbügelt.
72 Punkte.


John Hustons The Asphalt Jungle gehört zu den bekanntesten, einflussreichsten und von Kritikern meistgeschätzten Film noirs. Mich lässt er jedoch größtenteils kalt. Der distinguierte deutsche Profieinbrecher Doc Riedenschneider (sehr sympathisch: Sam Jaffe) kommt gerade aus dem Knast, da plant er auch schon mit einer Reihe zwielichtiger Gestalten das große Ding. Wie in Film noirs allgemein üblich, gelingt zwar der komplexe Einbruch, das Vorhaben muss am Ende aber aus zwischenmenschlichen Gründen scheitern. - Zugegeben: The Asphalt Jungle bietet dem Zuschauer ein Ensemble unterschiedlicher Figuren. Für den Einbruch verbünden sich Vertreter der verschiedenen sozialen Schichten. Aus filmanalytischer Sicht bestimmt einer der ergiebigsten Filme des Genres. Dennoch erwischte ich mich mehrmals beim Blick auf die Uhr. Ich kann leider nicht genau sagen, woran es liegt, aber The Asphalt Jungle rief bei mir nicht die erhoffte Wirkung hervor. Zu hohe Erwartungen an einen mit viel Vorschusslorbeeren versehenen Klassiker?
65 Punkte.

Montag, Mai 14, 2007

Film noirs in Kürze

The Strange Love of Martha Ivers entfaltet sich im Gegensatz zu den meisten Noirs, bei denen die Gegenwart von der Vergangenheit überschattet wird, chronologisch: In einer regnerischen Nacht im Jahr 1928 will die junge Martha Ivers der Obhut ihrer sadistischen Tante entfliehen. Ihre Freunde Sam und Walter sollen sie dabei unterstützen. Doch die bösartige Tante kommt Martha in den Weg und im Affekt ermordet das junge Mädchen die reiche alte Frau. Sam flieht aus der Stadt. Martha und Walter schieben den Mord auf einen Unbekannten. 18 Jahre später kehrt Sam (Van Heflin) zufällig in seine Heimatstadt zurück. Martha (die Noir-Göttin höchstpersönlich: Barbara Stanwyck) ist nun mit Walter (Kirk Douglas als überzeugender Weichling und Alki) verheiratet. Als Sam bei Walter, der der Staatsanwalt des Ortes ist, im Büro auftaucht, um ihn um einen Gefallen zu bitten, vermutet Walter, Sam eigentliches Ansinnen sei es, Schweigegeld zu erpressen. - The Strange Love of Martha Ivers erreicht trotz stringenter Handlung wegen des ruhigen Erzähflusses beinahe epische Dimensionen. Die Figuren sind für das Genre ungewöhnlich vielschichtig angelegt. Die Themenkreise Schuld, Sühne, Alkoholismus, Liebe, Verrat, Politik, Sex, Verdrängung und Wahnsinn werden durch die intelligente Story nur scheinbar simpel miteinander verflochten. In Wahrheit bietet diese eher unbekannte Noir-Perle genügend Ansatzpunkte, um ganze Bücher über sie zu verfassen. Geheimtipp!
77 Punkte.

Whistle Stop ist das komplette Gegenprogramm zu The Strange Love of Martha Ivers. Holperig erzählt Regisseur Léonide Moguy die Geschichte vom arbeitslosen Spieler und Taugenichts Kenny (George Raft), dessen große Liebe Mary (Ava Gardner) aus Chicago zu ihm ins Dorf Ashberry zurückkehrt. Kennys Freund Gitlo (Victor McLaglen) plant einen Raubüberfall auf den Nachtclubbesitzer Lew (Tom Conway), Kennys Erzfeind. Werden sich so Kennys finanzielle Probleme lösen lassen? - Überraschungsarmer, lieblos zusammengezimmerter, von Stereotypen bevölkerter Krimi, der durch dröge Dialoge und eine erschreckend dick aufgetragene Moral nur für hartgesottene Noir-Fans aus Gründen der Komplettierung geguckt werden sollte.
45 Punkte.

Funniest Movie Death Scenes

Hier eine ganze Reihe spektakulärer Sterbeszenen. Mit Ausnahme von Big Trouble in Little China sind mir die Filme unbekannt. Das hat sich jedoch als Vorteil erwiesen, denn umso größer ist die Überraschung...

Mittwoch, Mai 09, 2007

DVD: An Evening with Kevin Smith

Die Ausgangssituation hört sich nach einem Abend voller Langeweile an: Ein Filmemacher steht fast regungslos vor einem Podest mit Mikrofon und beantwortet Fragen, erzählt und monologisiert. Dreieinhalb Stunden lang, nur unterbrochen durch einen DVD-Wechsel.

Doch Kevin Smith beherrscht eine Kunst, die in der deutschen Kultur selten ist: Das Geschichtenerzählen. Mir fällt ad hoc kein einigermaßen bekannter Deutscher ein, der auf vergleichbarem Niveau aus dem Stegreif längere Geschichten erzählen kann, der in der Lage ist, sie liebevoll auszuschmücken, Zwischenpointen einzufügen, ohne dabei das Ziel aus dem Blick zu verlieren. Vergleicht man Smith mit den meisten Gästen, die sein Namensvetter Harald Schmidt in seiner Sendung nur wenige Minuten zu Wort kommen lässt, wird der gewaltige Unterschied deutlich. Wer einige Engländer, Iren oder Schotten kennt, dem wird dessen Fähigkeit des Storytellings (vorzugsweise im Pub) vielleicht schon aufgefallen sein. Schade, dass diese Verbalkunst in Deutschland nicht gepflegt wird.

An Evening with Kevin Smith ist also ein Paradebeispiel für glänzende Rhetorik. Fünf Auftritte vor US-Studenten werden hier montiert. Smith weiß sich stets zu helfen, wenn er bei den Q&As mit dämlichen Fragen konfrontiert wird, versteht es, hirnlose Zwischenrufer in die Show einzubauen, sprich: zu improvisieren. Wir lernen außerdem die Welt Kevin Smiths etwas genauer kennen. Seine Filme kommen ebenso zur Sprache wie sein Privatleben. Eigentlich sollte man meinen: Was interessiert mich, wie Silent Bob seine Frau kennengelernt hat? Doch ich wiederhole mich gerne: Es geht nicht nur um das WAS, sondern auch um das WIE uns Smith dies vermittelt.

Smith ist ehrlich in Bezug auf seine visuelle Talentlosigkeit als Filmemacher. Er berichtet, wie in einer der ersten Kritiken zu Clerks stand, der Film habe keinen Stil. Diesen Satz machte er sich fortan zum Credo: "Mein filmischer Stil ist, dass ich keinen Stil habe!"

Auf die Frage, ob er nicht gerne einmal das Genre wechseln würde, also zum Beispiel einen Science Fiction Film drehen möchte, erwidert Smith: "A science fiction movie? I think I have made a science fiction movie: 'Chasing Amy'. Because you go ask any lesbian - that'll never happen."

Eine Sache stößt mir dann doch negativ auf, und zwar die andauernden Referenzen zu 'giving head', Penisgrößen und all den anderen Pseudo-Obszönitäten. Vielleicht werde ich langsam zu alt, um mich darüber amüsieren zu können. Ich vermute aber eher, dass es an Niveau und Häufigkeit liegt, mit der darauf eingegangen wird. Werden sexuelle Themenfelder in Smiths Filmen humorvoller und vielschichtiger behandelt als in den aller- meisten anderen US-Produktionen, erschöpft sich ihr Gehalt hier in recht einfältigen Aneinanderreihungen und Wiederholungen von Kraftausdrücken.

Witziges Menü: Smith vertreibt sich die Zeit mit Rauchen, Trinken und Zeitunglesen, während man den Menüpunkt auswählt.

Zur DVD gibt es insgesamt wenig zu sagen. Das Bild ist exzellent. Der Ton ist im Großen und Ganzen gut. Leider sind einige Publikumszwischenrufe unverständlich. Blendet man an diesen Stellen die Untertitel ein, hat man das Problem jedoch schnell gelöst. Es existieren einige Easter Eggs auf den Scheiben, die durchaus sehenswert sind. Wer nicht suchen will, findet hier beschrieben, wo sie sich befinden.

Für Freunde von Smiths Filmen ist diese DVD eine wunderbare Ergänzung. Zwar kommen einige der Geschichten zur Entstehung seiner Filme auch auf den bombastisch beladenen Film-DVDs zu Sprache, die meisten sind aber so gut, dass man sie auch noch ein zweites Mal hören kann, ohne sich zu langweilen.

Dienstag, Mai 08, 2007

Film noirs in Kürze: Zweimal Otto Preminger

Fallen Angel: Den eloquenten aber erfolglosen Presseagenten Eric Stanton (Dana Andrews) verschlägt es in das kalifornische Küstenkaff Walton. Dort verliebt er sich in die von Männern heiß umworbene Kellnerin Stella (Linda Darnell). Da Stella Eric nur ehelichen will, wenn er über genügend Finanzkraft verfügt, plant er einen Heiratsschwindel: Die wohlhabende June (Alice Faye) soll sein Opfer sein. Doch dann geschieht ein Mord. - Fallen Angel konfrontiert uns mit einer Reihe von Figuren, die eines gemeinsam haben: Verliebt zu sein, ohne dass diese Liebe erwidert wird. Preminger schreckt nicht davor zurück, uns die hässliche Seite der Liebe zu zeigen, all das verbrecherische Potenzial, das eine enttäuschte Liebe auszulösen vermag. Stilvoll gleitet die Kamera durch die fast schon zu perfekt ausgeleuchteten Räume. Preminger war seinen Noir-Kollegen ästhetisch einige Jahre voraus. Der Plot hat jedoch gerade im Mittelteil einige Hänger. Trotzdem ein guter Film, den sein Happy End von der Mehrheit der Film noirs unterscheidet.
67 Punkte.

Laura: Die Geschichte um die bildschöne Geschäftsfrau Laura Hunt (Gene Tierney), die ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wird, gehört zu den klügsten Whodunits der schwarzen Serie. Zum großen Teil entfaltet sich die Handlung Rashomon-mäßig in Rückblenden aus der Perspektive verdächtiger Personen, die von Detective McPherson (Dana Andrews) vernommen werden. - Laura bewegt sich klar im oberen Viertel meiner Liste. Die oscarprämierte Kameraarbeit mit langen Fahrten, die exakte Ausleuchtung und die Liebe zu Ausstattungsdetails verleihen Laura auch jenseits des mitreißenden Krimiplots eine Stimmung, der man sich nicht entziehen kann. Laura schenkt einem zudem eine einmalige Figur: den spitzzüngigen Radiomoderator Waldo Lydecker (genial: Clifton Webb). Der Film lohnt sich schon alleine, um Webbs grandioses Schauspiel zu verfolgen. Ein Pflichtfilm!
85 Punkte.

Sonntag, Mai 06, 2007

Film noirs in Kürze: Detour und The Big Heat

In Detour fährt der Bar-Pianist Al Roberts (Tom Neal) per Anhalter von Manhattan in Richtung L.A., um dort seine große Liebe (Claudia Drake) wiederzutreffen. Ein gewisser Charles Haskell (Edmund MacDonald) nimmt ihn mit, stirbt aber unterwegs. Roberts versteckt die Leiche am Rande des Highways (eine Szene, die die Coens in Blood Simple und Fargo aufgriffen und variierten) und nimmt Haskells Identität an. Doch eine Anhalterin (Ann Savage), die Roberts anschließend aufliest, durchschaut die Situation und erpresst ihn. - Detour ist ein 67-minütiges Wunder! Ein Low-Budget-Noir, gedreht in sechs Tagen, mit eindeutigen schauspielerischen und ausstattungs- technischen Schwächen. Die Produktion wurde nie beendet. Das, was bereits abgedreht war, wurde einfach zusammengeschnitten. Doch das Resultat überzeugt. Savage brilliert als dominant- diabolische Femme Fatale. Der Plot fesselt, ist unmoralisch und schnörkellos. Der fragmentarische Charakter des Films lässt zudem einiges offen für die Interpretation. Wegen einiger handwerklicher Schwächen, die sicherlich der kurzen Drehzeit anzurechnen sind, gibt's allerdings Punktabzug.
69 Punkte.


The Big Heat: Der aufrichtige Sgt. Bannion (Glenn Ford) ermittelt den Suizid eines Kollegen. Als die Geliebte des Toten nach ihrem Gespräch mit Bannion ermordet aufgefunden wird und Bannion den mächtigen Mike Lagana (Alexander Scourby) verdächtigt, verüben Gangster einen Anschlag auf Bannions Familie. Aus einer Polizeiermittlung wird nun ein persönlicher Rachefeldzug. - The Big Heat ist vermutlich einer der brutalsten Noirs, was die dargestellte Gewalt anbelangt. Gleichzeitig ist er auch einer der pathetischsten. Fritz Lang entwickelt hier das Grundmuster des modernen Polizei-Rachefilms. Der Saubermann mit der typischen 50er-Jahre-Vorzeigefamilie räumt im Gangstermilieu einer nicht namentlich genannten Großstadt auf. Lang inszeniert das zügig, ohne überflüssige Umwege oder künstliche Verkomplizierungen. Äußerst sehenswert!
76 Punkte.

Dienstag, Mai 01, 2007

Film noirs in Kürze: Zweimal Orson Welles


The Lady from Shanghai erzählt vom Matrosen Michael O'Hara (Orson Welles), der der Ehefrau (Rita Hayworth) eines Staranwalts (Everett Sloane) bei einem Überfall zu Hilfe kommt und zum Dank von ihm für seine Yacht angeheuert wird. Später lässt sich O'Hara auf die Vortäuschung eines Mordes ein, bei dem dann aber tatsächlich eine Leiche auftaucht und Michael infolgedessen vor Gericht muss. - Sehenswerter Klassiker mit ausgezeichneter Besetzung, brillanten visuellen Einfällen in der Tradition des deutschen Expressionismus, einem Orson Welles mit lustigem irischen Dialekt und einer Gerichtsszene, der man Welles' Leidenschaft für die Schriften Kafkas deutlich anmerkt.
71 Punkte.



Touch of Evil: Der mexikanische Drogenfahnder Vargas (Charlton Heston) erlebt mit seiner Frau Susy (Janet Leigh), wie an der mexikanisch-nordamerikanischen Grenze ein Auto von einer Bombe pulverisiert wird. In Kooperation mit seinem US-Kollegen Captain Quinlan (Orson Welles) will Vargas das Verbrechen aufklären. Vargas muss aber erleben, wie Quinlan einem offenbar unschuldigen Mexikaner falsches Beweismaterial unterschiebt. Mit einem Staatsanwalt will er gegen Quinlan vorgehen. Doch Quinlan verbündet sich mit dem Gangster Grandi (Akim Tamiroff), der ebenfalls daran interessiert ist, Vargas schwitzen zu sehen.

Orson Welles' Filme sind irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn anzusiedeln. In jedem gibt es Augenblicke, da möchte ich mich ehrfürchtig niederknien und ein Dankesgebet gen Himmel schicken, nur um fünf Minuten später fluchend die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Glücklicherweise überwiegen erstere Momente. In Touch of Evil stehen erhabene Momente von schier unglaublicher Kraft und Schönheit (die anfängliche Plansequenz, Welles' Minenspiel, die kunstvolle Beleuchtung von Gesichtern, Fluren, Räumen und Straßen) neben ästhetischen Tiefschlägen, die Schmerzen bereiten (das Overacting von Dennis Weaver als Night Manager, die musikalische Begleitung etwa 20 Minuten vor Ende des Films, gewaltige Drehbuchlöcher).

Dieses Spätwerk der Noirs geht stilistisch an die Grenzen des Genres, überschreitet sie sogar hin und wieder. Touch of Evil ist faszinierend, anstrengend, beklemmend und noch vieles mehr.
81 Punkte.