Mittwoch, August 13, 2008

FFF-Ticker: Eröffnung - Eden Lake

Die erste Vorstellung des Eröffnungsfilms Eden Lake war ausverkauft, so dass einige Leute, wie üblich in einem solchen Fall, auf den Stufen des CinemaxX 7 Platz nehmen mussten. Prominenter Besuch war ebenso zugegen. Neben dem Regisseur James Watkins, der nach dem Screening für ein kurzes Q&A zur Verfügung stand, wurden die Filmfreunde Oliver Kalkofe und Oliver Welke als Privatbesucher im Publikum gesichtet.

Der Abend begann mit einem witzigen Puppentrailer von Magna Mana, wie man ihn schon aus dem letzten Jahr kennt. Dieses Jahr wird es aufgrund der Popularität des letztjährigen Trailers mehrere neue geben. Beim Betreten des Kinosaals bekam man noch eine Senator-Trailer-DVD in die Hand gedrückt, die sich wunderbar als Bierdeckel eignet, es sei denn, man schaut sich gerne synchronisierte Trailer von überwiegend nicht mehr ganz aktuellen Filmen an.

Es werde ein ernster Jahrgang, bei dem die Happy Endings gnadenlos weggeschnitten worden seien – so kündigte Rosebud die Filme der kommenden Woche an. Und Eden Lake macht diesem Vorsatz alle Ehre. Das FFF 2008 beginnt endlich mal wieder mit einem Kracher! Schluss mit lustig: Keine blöden Zombie-Schafe mehr, kein Splattergeblödel und auch kein selbstironischer Neo Noir. Eden Lake ist die bitterböse Abrechnung mit einer verrohenden Jugend und unfähigen Eltern. Im Gewand eines klassischen Stalkerfilms kämpft hier ein Liebespaar im Wald ums Überleben. Die Gegner: Gelangweilte britische Teenies. Ähnlich wie einige deutsche Filme (Wut / Knallhart) erklärt auch Eden Lake die Ursachen für die Gewaltbereitschaft der Kinder mit dem sozialen Milieu, aus dem sie stammen. Doch ist Ursachenforschung nicht das zentrale Anliegen des Films. Vielmehr soll das Publikum mit dem Mittelschichtspärchen mitleiden, deren Martyrium mitfühlen. Und das funktioniert auch ganz hervorragend, weil Regisseur James Watkins sich einerseits zwar an die Regeln des Stalkergenres hält, andererseits jedoch den Täterfiguren sehr viel mehr Tiefe verleiht, als es gemeinhin üblich ist. Gerade weil es sich hier nicht um Jason oder einen seiner Artgenossen handelt, ist man sich als Zuschauer nie sicher, ob die Unterschichts-Pennäler nicht irgendwann erkennen, was sie da gerade tun. Einigen von ihnen stehen Zweifel, Unsicherheit und Angst permanent ins Gesicht geschrieben, eine Revolte innerhalb der Gruppe scheint des Öfteren möglich. Aus dieser psychologischen Spannung zwischen den Figuren zieht Eden Lake ebenso seine Suspense wie aus dem klassischen Täter-Opfer-Spiel.

Ein großartiger Auftakt: 8.5/10.

5 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Ui, Jochen postet nun wieder fleißig. Löblich. Wäre doch immer FFF ;)

Jochen hat gesagt…

Das ganze Jahr FFF - das wäre wahrlich schön ;-)

Flo Lieb hat gesagt…

Teile deine Meinung größtenteils, wenn auch weniger euphorisch ;)

Jochen hat gesagt…

Freut mich, dass er dir als "Horrorfilmskeptiker" gefallen hat. Meine Euphorie speiste sich vor allem aus den enttäuschenden Eröffnungsfilmen vergangener Jahre. Nichtsdestotrotz: Eden Lake ist ein guter Film.

Anonym hat gesagt…

Ja, "Eden Lake" ist wirklich guter Brit-Gore.

'BITTERBÖSE' ist wohl das Stichwort, das den Film auf den Punkt bringt.