Freitag, Juni 06, 2008

Short Cuts #6

AVP 2: Zunächst das Positive: AVP 2 drangsaliert den geneigten Zuschauer im Gegensatz zum Vorgängerfilm nicht mit einer furchtbar ausgewalzten Exposition. Nun das Negative: Dafür baut der Horrorheuler zu keinem Zeitpunkt eine mitreißende Spannung auf. Die Figuren sind farblose Stereotypen. Die Action ist in Ordnung aber nie wirklich überraschend. Das hat man alles schon mehrfach gesehen. Die Kämpfe der Kreaturen sind weniger gut choreografiert als in Teil 1. Fazit: Ein Trashfilm, an dem man leider nicht vorbeikommt - das Potenzial von Idee und Budget wird durch die 08/15-Inszenierung der Gebrüder Strause allerdings verschenkt.

Juno: Durch den Oscar eine zu Unrecht hochgehypte Schwangerschaftsgeschichte, die Achtklässler in Schulvorstellungen langweilt und Erwachsenen ob der Unglaubwürdigkeit der Hauptfigur eigentlich auch die Filmfreude vergällen müsste. Warum das bei vielen Volljährigen offenbar nicht der Fall ist, kann ich nicht nachvollziehen. Juno wirkt mit ihren genau kalkulierten Drehbuchsprüchen furchtbar altklug und als Figur durch und durch konstruiert. Trotzdem: Der Retroflair funktioniert.

Cassandra's Dream: Großartiges aus dem Hause Allen! Vielleicht hätte der Vorzeige-New-Yorker früher nach England gehen soll. Denn seitdem er dort ist, liefert er nur noch gute Filme ab. Absolutes Highlight hier: Colin Farrell als spielsüchtiger Automechaniker. Obgleich die Chemie zwischen Farrell und seinem Filmbruder Ewan McGregor stimmt, wird McGregor von Farrell des Öfteren glatt an die Wand gespielt. Die weibliche Hauptrolle ist allerdings ein Totalaussetzer. Hayley Atwell gibt die opportunistische Aktrice Angela dermaßen gelangweilt, dass einem nicht nur die Figur unsympathisch wird, sondern auch die Szenen missfallen, in denen sie auftaucht.

The Two Jakes: Kürzlich erneut gesichtet und schwer begeistert! Völlig zu Unrecht unterschätzter Neo Noir, der seinem Vorgänger nicht um viel nachsteht. Vilmos Zsigmonds Kameraarbeit ist fantastisch, überflügelt locker den Look von Chinatown. Harvey Keitel kann man zwar des Overactings bezichtigen und dem Plot einige Längen vorhalten, doch die Stimmung ist feinstes Noir. Schade, dass der geplante und am Ende des Streifens angedeutete dritte Teil nie gedreht wurde.

Interview: Intimes Kammerspiel von und mit Steve Buscemi. Es handelt sich um ein Remake des 2003 gedrehten Films vom niederländischen Filmemacher Theo van Gogh. Ein lehrreiches Stück über Manipulation, Macht, Schauspiel, Lügen, Drogen und noch unendlich mehr, das hier nicht alles aufgezählt werden soll. In a nutshell: Für Arthouse- und Buscemi-Fans ein Muss, Actionfanatiker sollten fernbleiben.

2 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Jochen schreibt mal wieder! Zustimmung zu JUNO, INTERVIEW schau ich vielleicht noch.

Rajko Burchardt hat gesagt…

Endlich mal wieder was von dir.

Das zu CASSANDRAS DREAM muss wohl ein Witz sein, ebenso dass die Kameraarbeit des (zugegeben ganz guten) TWO JAKES besser als in CHINATOWN sei, ansonsten: Ja. ;)