Montag, Mai 14, 2007

Film noirs in Kürze

The Strange Love of Martha Ivers entfaltet sich im Gegensatz zu den meisten Noirs, bei denen die Gegenwart von der Vergangenheit überschattet wird, chronologisch: In einer regnerischen Nacht im Jahr 1928 will die junge Martha Ivers der Obhut ihrer sadistischen Tante entfliehen. Ihre Freunde Sam und Walter sollen sie dabei unterstützen. Doch die bösartige Tante kommt Martha in den Weg und im Affekt ermordet das junge Mädchen die reiche alte Frau. Sam flieht aus der Stadt. Martha und Walter schieben den Mord auf einen Unbekannten. 18 Jahre später kehrt Sam (Van Heflin) zufällig in seine Heimatstadt zurück. Martha (die Noir-Göttin höchstpersönlich: Barbara Stanwyck) ist nun mit Walter (Kirk Douglas als überzeugender Weichling und Alki) verheiratet. Als Sam bei Walter, der der Staatsanwalt des Ortes ist, im Büro auftaucht, um ihn um einen Gefallen zu bitten, vermutet Walter, Sam eigentliches Ansinnen sei es, Schweigegeld zu erpressen. - The Strange Love of Martha Ivers erreicht trotz stringenter Handlung wegen des ruhigen Erzähflusses beinahe epische Dimensionen. Die Figuren sind für das Genre ungewöhnlich vielschichtig angelegt. Die Themenkreise Schuld, Sühne, Alkoholismus, Liebe, Verrat, Politik, Sex, Verdrängung und Wahnsinn werden durch die intelligente Story nur scheinbar simpel miteinander verflochten. In Wahrheit bietet diese eher unbekannte Noir-Perle genügend Ansatzpunkte, um ganze Bücher über sie zu verfassen. Geheimtipp!
77 Punkte.

Whistle Stop ist das komplette Gegenprogramm zu The Strange Love of Martha Ivers. Holperig erzählt Regisseur Léonide Moguy die Geschichte vom arbeitslosen Spieler und Taugenichts Kenny (George Raft), dessen große Liebe Mary (Ava Gardner) aus Chicago zu ihm ins Dorf Ashberry zurückkehrt. Kennys Freund Gitlo (Victor McLaglen) plant einen Raubüberfall auf den Nachtclubbesitzer Lew (Tom Conway), Kennys Erzfeind. Werden sich so Kennys finanzielle Probleme lösen lassen? - Überraschungsarmer, lieblos zusammengezimmerter, von Stereotypen bevölkerter Krimi, der durch dröge Dialoge und eine erschreckend dick aufgetragene Moral nur für hartgesottene Noir-Fans aus Gründen der Komplettierung geguckt werden sollte.
45 Punkte.

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